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Sebastien de Castell
Sturmbogen
Verlag: Piper
368 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3492703232
ISBN-13: 978-3492703239
16,99 €
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„Sturmbogen“ ist der dritte Band von Sebastien de Castells Reihe um die Greatcoats.
Schon die Gestaltung des Bandes schließt gekonnt an die beiden Vorgänger an – auch wenn ich gestehen muss, erst mit diesem Band die Figuren auf dem Cover richtig einordnen zu können. Tatsächlich ist jeweils einer der drei Helden der Geschichte, Falcio, Kest und Brasti darauf abgebildet. Der dritte Band zeigt den Bogenschützen Brasti, der wie seine beiden Gefährten auf den vorangegangenen Bänden mit wehendem Mantel dargestellt ist. Und wie auf den vorangegangenen Covern zeigt der Mantel eine der düsteren und kriegerischen Szenen aus dem Buch.
Mit dem Tod des Königs begann sich die Ordnung des Reiches aufzulösen und wie die Greatcoats in alle Winde zu zerstreuen. Anschließend geht es auch den ersten Herzögen an den Kragen, werden einzelne Dörfer von sich ehrhaft nennenden Rittern dem Erdboden gleich gemacht. Schwer angeschlagen sind Falcio und seine Gefährten diesen Rittern auf der Spur – aber es ist nicht allein die Suche nach Gerechtigkeit, die sie bei ihrer Jagd antreibt.
Nach einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse hatte ich in „Sturmbogen“ einen Start ebenso düster wie das Ende von „Hochverrat“ erwartet. Tatsächlich beginnt Sebastien de Castell „Sturmbogen“ jedoch mit einem zynischen Prolog über das tristianisches Buch „Über die Tugenden der Ritter“.
Nachdem der Leser so an die „Ehrhaftigkeit“ der tristianischen Ritter erinnert wurde, beginnt die Geschichte dort, wo sie in „Hochverrat“ geendet hat. Tatsächlich schafft es Sebastien de Castell die Helden (und den Leser) ab hier noch viel tiefer in den Abgrund zu reißen, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Und während der Autor die Helden von einem Tiefpunkt zum nächsten führt, weichen die Fronten und Ziele immer mehr auf. Die bis dahin stets beieinander stehenden Gefährten gehen auseinander. Die herzoglichen Königsmörder sind nun die einzigen, die das Reich noch zusammen halten können. Und diese werden von geheimnisvollen Assassinen Herzog für Herzog samt Familie langsam ausgelöscht.
Und damit sind Falcio und seine Gefährten – die einzigen, die offenbar das Land vor einem Bürgerkrieg bewahren wollen – an der Grenze ihres Möglichen. Dem Tode nahe, dem Blutdurst verfallen und von Zweifeln zerfressen haben sie nicht nur mit ihren eigenen Problemen und denen des Landes zu kämpfen, sondern auch mit Verrat, der an jeder noch so ungeahnten Ecke lauern. Ein Kampf, der noch aussichtloser scheint als jeder, den sie bisher gekämpft haben. Und während sie zu Beginn ihre Kämpfe noch mit dem Mut der Gerechten zu schlagen pflegten, müssen sie nun für ihr Ziel jene schützen, gegen die sie einst kämpften.
Mit jeder Seite mehr erkennt man nun an Falcios Seite die Weitsicht (aber auch Härte) des alten Königs – und kann diese nur bewundern. So manch einer seiner Aufträge – und selbst sein Tod – ergibt nun einen Sinn. Und der ein oder andere dieser zu Beginn noch unbekannten Aufträge ist es, der der Geschichte immer wieder eine ungeahnte Wendung zu verleiht.
Mit dem Ende des Buches hat Sebastien de Castell die losen Fäden zu einer wirklich rundum gelungenen Geschichte geknüpft; Andeutungen, Rückblicke und Gedanken aufgelöst und Falcios Quest zu einem Ende geführt. Mich hat der Autor damit schon an ein sehr gelungenes und abgeschlossenes Ende der Reihe glauben lassen. Nach einer kurzen Internetrecherche wurde ich allerdings eines besseren belehrt: Der Nachfolger, der im Original mit dem Titel „Saint’s Blood“ erscheint, ist bereits für April 2016 angekündigt – ich hoffe, die Übersetzung lässt auch nicht viel länger auf sich warten, ich bin nämlich wirklich gespannt, wie er die Geschichte weiterspinnen wird.
Hier könnt ihr selbst einen Blick ins Buch werfen (den Prolog kann man auch ohne Vorkenntnisse der Reihe genießen).