„Das magische Juwel“ ist der erste Band der Reihe „Die Expedition der Steuerfrau“. Der deutschen Erstveröffentlichung nach ist es kein Oldie, aber mit einer Erstveröffentlichung im englischen Original im Jahr 1989 passt es perfekt in die Kategorie „Oldies but Goldies“.
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Rosemary Kirstein Die Expedition der Steuerfrau Das magische Juwel Verlag: Bastei-Lübbe 414 Seiten , Taschenbuch ISBN-10: 3404205189 ISBN-13: 978-3404205189 |
Das Cover des Buches zeigt eine Frau, die auf einer riesigen, zum Teil zerstörten, Muschel sitzt. Über ihre Hand schwebt ein dreieckiger Kristall. Ich vermute, dass es sich um Rowan und einen der magischen Steine handeln soll – auch wenn es die Situation so im Buch leider nicht gibt. Trotzdem finde ich das Cover recht ansprechend – und einen zweiten Blick ist es sicher wert.
Rowan ist eine Steuerfrau. Eine jener Frauen, die sich dem Wissen verschrieben haben und es freimütig mit jedem teilen, der danach fragt. Dadurch stehen sie in keiner guten Beziehung zu den Magiern, die ihr Wissen eifersüchtig hüten, um ihre Macht zu halten und zu festigen.
Auf einer ihrer Reisen als Steuerfrau findet Rowan einen magischen Stein. Ihr Versuch, mehr darüber herauszufinden, verärgert jedoch die Gilde der Magier. Um den Häschern der Magier zu entgehen muss Rowan sich verbergen – und eines der höchsten Güter der Steuerfrauen aufgeben: Die Warheit.
Es ist eine interessante Welt, in der Rosemary Kirstein ihre Geschichte erzählt. Dadurch, dass Rowan ihr Wissen so großzügig teilt, bekommt man als Leser schnell einen Einblick in eben diese, befindet man sich schneller, als man blättern kann, mitten drin. In einer Welt, in der Menschen neben Kobolden und Waldschraten existieren. Und dennoch eine Welt, die ganz anders ist als alle anderen Fantasywelten, die ich kenne.
Und auch die Figuren sind alles andere als typisch: Als Steuerfrau ist Rowan eine Art Gelehrte. Ihre Gefährtin Bel ist eine Barbarin, eine Saumländerin, wenn man es höflich ausdrücken möchte. Und trotzdem werden sie schnell Freunde. Denn beide sind beileibe keine klassischen Figuren. Während Rowan nicht im Geringsten hilflos ist, ist Bel nicht nur eine starke Kriegerin, sondern auch überaus schlau. Trotzdem sind sie ziemlich verschieden, beschreiben können sie das am Besten selbst – so meint Bel zu Rowan: „Den einen Augenblick sagst du hundert Dinge, die unglaublich klug sind, und im nächsten drehst du dich herum und handelst wie ein Dummkopf!“ worauf Rowan mit „wenn ich gerade zu dem Urteil gekommen bin, dass du nichts als ein Dummkopf bist, drehst du dich um und sagst etwas unglaublich Kluges!“ antwortet. Diese beiden Sätze spiegeln ziemlich perfekt die Freundschaft dieser beiden ungleichen – und doch ähnlichen – Gefährten wieder: Steuerfrau und Kriegerin.
Das Ziel ihrer Reise ist nicht der Kampf gegen einen mächtigen Feind. Das Ziel ist nichts weiter als reines Wissen. Ein Wissen, das einige verborgen halten wollen – um jeden Preis. Dadurch gelingt es Rosemary Kirstein, auf zweierlei Art und Weise Spannung ins Buch zu bringen. Als Leser rätselt man zusammen mit Rowan, was die magischen Steine für eine Bewandtnis haben; gleichzeitig kämpft man an ihrer Seite darum, vor den Magiern verborgen zu bleiben. Eine spannende Reise, die die zwei bis unter die Magier führt.
Wie eigentlich alle Figuren des Buches sind auch diese keine typischen Vertreter ihrer Art. Ihre „Magie“ beruht eher auf Wissen um Technik, die den meisten verborgen ist – auch den Lesern. Ein kleiner Junge hat jedoch einen Teil der Magie entschlüsselt. Auf der Suche nach einem Platz als Magierlehrling trifft er auf Rowan und Bel – was zu einer völlig neuen Situation führt. Mit etwas Glück zu einer, die das Verhältnis zwischen Magier und Steuerfrauen ziemlich verändern wird.
Mit dem Ende des ersten Bands sind diese Veränderungen angestoßen. Wie Rowan hat der Leser nun eine vage Idee, was hinter der Magie der Magier – und dem magischen Stein – steckt. Ein Versteckspiel ist nicht mehr nötig, die Suche nach Wissen jedoch noch längst nicht beendet. So wie Rowan nun mehr über den Stein und die Magie herausfinden möchte, will ich jetzt mehr über ihre Welt erfahren – möchte wissen wie es mit ihr, Bel und dem Jungen weiter ergeht.
Zum Glück habe ich Band zwei schon hier liegen :-).
Oh, da kommen Erinnerungen hoch! Das Buch habe ich vor eeeewigen Zeiten auch mal gelesen, in den ersten Monaten, als ich mit meiner Homepage angefangen habe. Die Rezension gehört also auch sozusagen zu meinen Oldies. 😉
Die Geschichte hat mir damals auch gefallen, auch wenn ich etwas überrascht davon war, wie doch recht fantasy-untypisch sie ist. 🙂
Das Überraschende ist meiner Meinung nach auch das Tolle an dem Buch – eben einfach mal was anderes 🙂