Die Gefährtin des Lichts von N.K. Jemisin

„Die Gefährtin des Lichts“ ist der zweite Band um N. K. Jemisins Trilogie um Götter, Gottkinder, Menschen und Dämonen. Meine Rezension zum ersten Band, „Die Erbin der Welt“ findet ihr hier.

N.K. Jemisin
Die Gefährtin des Lichts
Verlag: Blanvalet
448 Seiten
ISBN-10: 344226670X
ISBN-13: 978-3442266708
9,99 €

Die graphische Darstellung des Covers passt zum dem vom ersten Band der Reihe. Wieder wird eine von einem Mantel verhüllte Frau gezeigt. Im Gegensatz zum ersten Band der Reihe passt die Frau auf dem Cover diesmal besser zur Hauptperson – sowohl was ihr Aussehen als auch was ihren Mantel betrifft.

Auf den ersten Blick ist es ihre Blindheit, die die Straßenkünstlerin Oree besonders macht. Aber Oree ist nicht völlig blind, sie kann Magie sehen. Das ist auch der Grund, neben ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit, der sie nach Elysium gezogen hat. Eine Stadt, in der es von Magie und den Kindern der Götter nur so wimmelt.

Dank ihrer Magie ist sie es, die den leblosen Körper eines Gottkindes in einer Seitenstraße entdeckt. Durch die Ermittlungen, die der Mord nach sich zieht, gerät Oree jedoch ins Visier des Ordens von Intempas. Ein Zustand, der möglichst nicht beibehalten werden sollte, denn auch Oree sollte besser im Verborgenen bleiben: In ihr steckt eine Macht, die noch weitaus gefährlicher ist, als es der Mörder des Gottkindes je sein wird.

Obwohl „Die Gefährtin des Lichts“ die Fortsetzung zu „Die Erbin der Welt“ ist, kann das Buch auch eigenständig gelesen werden. Es wird eine komplett neue Geschichte erzählt. Und auch wenn einige der Personen aus „Die Erbin der Welt“ wieder vorkommen ist ihre Rolle innerhalb der Geschichte nicht so zentral, dass man sie vorher hätte kennen müssen. Die wichtigsten Eckpunkte werden von N. K. Jemisin geschickt in die Geschichte eingewoben. Als Leser des Vorgängerbandes werden einem die Geschehnisse noch mal ins Gedächtnis gerufen, als Neueinsteiger wird man so mit allen notwendigen Informationen versorgt.

Die Hauptperson Oree ist eine wirklich außergewöhnliche Figur. Eine Frau, die trotz ihrer Blindheit ihren eigenen Weg geht – auch mit Hilfe ihrer Gabe, die es ihr in einer Stadt wie Elysium fast erlaubt zu sehen. Außergewöhnlich sind auch ihre Freunde: Das Gottkind Madding und der merkwürdige Namenlose, den sie „Sonnenschein“ nennt. Ein Mann, dessen Tod immer nur von kurzer Dauer ist. Ein Mann, von dem der Leser, ebenso wie Oree, nahezu nichts weiß – und das, obwohl sie dem Leser doch selbst ihre Geschichte erzählt.

Generell tappt Oree (und auch der Leser) im Verlauf der Geschichte lange im Dunklen. Oree erzählt die Geschichte so, als würde sie jetzt gleich passieren. So wird das Ausmaß der Verschwörung gegen die Gottkinder dem Leser ebenso wie Sonnenscheins Vergangenheit und Orees tatsächlichen Fähigkeiten nur Stück für Stück enthüllt. Als Leser weiß man nicht, was Oree als nächstes erwartet – und wird somit stets aufs Neue überrascht.

Aber nicht nur die überraschenden Handlungsstränge sind es, die den Leser an die Geschichte fesseln. Auch die Welt und ihre Bewohner ziehen einen in den Bann. Nicht nur der geheimnisumwobene Sonnenschein oder Madding, der Lord der Verpflichtungen und früherer Liebhaber Orees. Auch die anderen Nebenfiguren sind überraschend facettenreich – und dabei rede ich nicht nur von den Gottkindern, auch wenn Messy, der Lord des Ausschusses, leicht im Gedächtnis bleibt.

„Die Gefährtin des Lichts“ ist wie „Die Erbin der Welt“ erfrischend anders. Nicht nur anders als die meisten Fantasyromane, sondern auch anders als der Vorgänger. Diesmal sind es nicht Intrigen, die die Handlungen bestimmen, sondern das Aufspüren von Geheimnissen – sei es zufällig oder beabsichtigt. Eine Art fantastischer Psychothriller mit ziemlich ungewöhnlichen Hauptfiguren.

Und auch das Ende, das auf die Auflösung der Handlungsstränge folgt ist anders, wenn auch etwas traurig. Für die Welt geht es wieder einmal gut aus – nicht jedoch für die Hauptpersonen, jedenfalls nicht so, wie man es ihnen wünschen würde. Und auch wenn noch Hoffnung bleibt (es gibt schließlich noch einen Abschluss der Trilogie) könnte das hier und jetzt weitaus besser sein. Wie Oree zum Abschluss sagt „Dieser Teil [der letzte ihrer Geschichte] ist der schwierigste, schwieriger als alle anderen“.

Wollen wir hoffen, dass mit dem letzten Teil der Trilogie, „Die Rivalin der Götter“, dieser schwierige Teil abgeschlossen wird – ich zumindest hoffe es sehr.

Reinschnuppern könnt ihr hier.

Published in: on Juni 30, 2012 at 8:00 am  Kommentar verfassen  
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