Die Schattenträumerin von Janine Wilk

Janine Wilk
Die Schattenträumerin
Verlag: Planet Girl
384 Seiten
ISBN-10: 3522502701
ISBN-13: 978-3522502702
14,95 €

Auf dem Cover des Buches kann man durch den Eingang eines alten Hauses (viel mehr als diesen kann man vom Haus nicht erkennen) einen Blick auf ein strahlendes Venedig erhaschen. Einzig der dunkle Schatten im Kanal verdunkeltes das Bild. Ein interessantes Cover, das durchaus auch einen zweiten Blick wert ist.

Obwohl Francesca di Medici ihre italienische Großmutter liebt ist sie alles andere als erfreut, ihre Weihnachtsferien in Venedig verbringen zu müssen. Bei ihrer italienischen Verwandtschaft geht es drunter und drüber – es gilt, eine Pension einzurichten – und die immer schlimmer werden Alpträume lassen den Urlaub nicht gerade zu einem Vergnügen werden.

Hinter den Alpträumen steckt jedoch weit mehr als Francesca je vermutet hätte. Ihre Großmutter bringt Francesca auf die Spur eines alten und dunklen Familiengeheimnisses. Ein Geheimnis, das die ganze Stadt in den Abgrund zu reißen droht.

Die Geschichte beginnt in der Vergangenheit, dort, wo das finstere Geheimnis der Familie Medici seinen Anfang nimmt: In Venedig, im Jahre 1618.

Jahrhunderte später macht sich Francesca auf den Weg zu ihrer italienischen Familie, ohne etwas von eben jenem Geheimnis zu ahnen. Aber dieser unbeschwerte Zustand ändert sich schneller, als man denkt. Die Alpträume, die Francesca schon seit ihrer Kindheit verfolgen, sind erst der Anfang ihrer Geschichte.

Francescas Verwandtschaft ist unglaublich sympathisch – selbst der Francesca immer wieder stichelnde Cousin Luca. Janine Wilk schafft es, mit ihnen perfekt das Klischee einer „typischen“ italienischen Familie darzustellen. Streit und Verbundenheit liegen hier sehr dicht zusammen. Nicht nur bei Francesca und Luca. Aber keine Sorge, mehr als verwandtschaftliche Beziehungen gibt es hier nicht zu entdecken.

Francescas Alpträume, die dunkle Gestalt, die ihr nicht nur in ihren Alpträumen folgt und die finsteren Gassen, durch die sie von ihrer Suche geführt wird, stehen dazu in einem ziemlich heftigen Gegensatz und lassen einem umso eher die kalten Schauer über den Rücken laufen (selbst jetzt noch). Für zartbesaitete Gemüter ist das Buch damit sicherlich nichts (außer man hat eh‘ vor, vor dem Schlafengehen noch einmal alle Ecken des Zimmers zu untersuchen).

Über den Fluch der Medici weiß der Leser, ebenso wie Francesca, nur wenig. Selbst die Szenerie zu Beginn des Buches liefert nicht viele Hinweise. Sie führt nur die dunkle Gestalt aus Francescas Alpträumen ein. Die Hintergründe enthüllen sich dem Leser nur langsam. Der Tod ihres Großvaters gibt Francesca erste Hinweise, nicht nur auf den Fluch, sondern auch auf die Möglichkeit, diesen zu brechen. Die schon für sich allein spannende Suche wird durch den Druck, der von der finsteren Gestalt auf Francesca ausgeübt wird, noch weiter verschärft. Die Lösung für die Geschehnisse liegt in der Vergangenheit. Nicht in der zu Beginn geschilderten Szenerie, auch nicht in dem überraschenden Tod ihres Großvaters, sondern noch einige Jahre weiter zurück. Francescas Recherchen bringen Stück für Stück mehr ans Licht – aber manche der Bücher, die sie öffnet, hätten besser geschlossen bleiben sollen.

„Die Schattenträumerin“ lebt von der Stimmung, die Janine Wilk verbreitet. Sie zeichnet ein düsteres, schauriges Bild von einem nebelverhangenen Venedig. Ein Bild mit dunklen Gassen und finsteren Gestalten. In dieser Szenerie gilt es, ein altes Geheimnis aufzudecken – und aufzulösen.

Schon die Szenerie bietet Spannung genug – die Geschehnisse toppen diese jedoch noch. Und so folgt man als Leser gerne den Figuren über die Seiten des Buches, versucht mit ihnen die einzelnen Schnipsel zu einem Ganzen zusammen zu setzen, während man immer wieder auf der Suche nach Verfolgern in die dunklen Ecken schielt. Aufhören zu lesen, zu rätseln und mit Francesca mit zu fiebern kann man erst mit den letzten Seiten des Buches: Eine weitere Geschichte über Venedigs Vergangenheit, ein langsamer Ausklang von Francescas Geschichte.

„Die Schattenträumerin“ ist eine spannende, aber auch dunkle und schaurige Geschichte – etwas zu schaurig für meinen Geschmack. Nichtsdestotrotz habe ich es bis zur letzten Seite verschlungen – ein Aufhören ohne die Auflösung der Geschehnisse war so gut wie unmöglich.

Die ersten Seiten des Buches findet ihr hier.

Published in: on Juli 3, 2012 at 12:00 pm  Kommentar verfassen  
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