[Oldies but Goldies] Drachenland von J. Michael Reaves

Diesmal kann ich gleich zu Beginn des Jahres wieder mit einem Oldie aufwarten: „Drachenland“ von J. Michael Reaves erschien 1979 im englischen Original unter dem Titel „Dragonworld“. Die deutsche Erstausgabe erschien 1985.

August 2008 brachte der Heyne-Verlag eine Neuauflage des Buches heraus, diese ist mittlerweile allerdings nur noch gebraucht oder als Ebook erhältlich.

drachenland J. Michael Reaves
Drachenland
Verlag: Econ
464 Seiten , Taschenbuch
ISBN-10: 3612273124

Schon das Cover des Buches gefällt mir. Es zeigt Amsel, wie er mit einer Fackel durch eine vermutlich dunkle Hülle läuft. Im Gegensatz zu Amsel kann der Betrachter den Drachen über ihn schon erkennen. Und auch wenn der Künstler sich einige Freiheiten herausgenomen hat passt das Bild sowohl vom Stil als auch von der Darstellung wirklich gut zum Buch.

Übermut, ein Diebstahl und eine unliebsame Begegnung führen zum Tod des fandorischen Bauernsohns Johan. Ein Tod, der nicht ohne Folgen bleibt: Der gramerfüllte Vater Jondalrun sucht die Schuld bei dem Einsiedler Amsel, der Johan und den anderen Kindern seiner Meinung nach stets nur Flausen in den Kopf setzte, und bei dem benachbarten Volk von Simbala. Alles in ihm drängt nach Rache.

Amsel, der nun im eigenen Ort nicht mehr sicher ist, sich an Johans Tod mit schuldig fühlt und der einen Krieg fürchtet, sieht für sich nur eine Möglichkeit: Er muss das Meer nach Simbala überqueren und alles versuchen, den drohenden Krieg zu verhindern.

J. Michael Reaves beginnt seine Geschichte mit einem Unglück. Ein Unglück, das zu dem Geflüster über Mord und Krieg führt und ein Heer von Bauern über die See ins Nachbarland führt. Eine Geschichte, die zeigt, wie schnell ein Krieg entstehen kann.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptbeteiligten erzählt. Sie beginnt aus der Sicht des bereits zu Beginn eines tragischen Todes sterbenden Jungen. Wird dann aus der Sicht seines Vaters, verschiedener Ratsmitglieder und auch aus Amsels Sicht erzählt; mit dem Schwenk nach Simbala zusätzlich aus der Sicht unterschiedlicher Mitglieder des simbarischen Führungstabs. Zum einen kleinen Teil wird die Geschichte auch aus den Augen eines Drachen betrachtet. Nicht umsonst heißt das Buch „Drachenland“.

Und auch wenn Amsel damit nur eine der Figuren ausmacht, ist er für mich der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte: Ein kleiner Mann, der alles gibt, um den Frieden zu wahren beziehungsweise wiederherzustellen. Ein kleiner Mann, dessen Leben sich von heute auf morgen drastisch verändert hat. Um es mit seinen Worten zu sagen: „Ich bin verfolgt, gefangengenommen, angegriffen, ausgefragt, gejagd, lebendig begraben und völlig durchnässt worden, und jetzt soll ich auch noch Held werden?“ – Für mich ist er das während der Geschichte geworden.

Auch andere Figuren haben sich im Verlauf der Geschichte meine Sympathie verdient, der simbalesische König Falkenwind und seine Gefährtin Ceria zum Beispiel. Den zwei entgegen stehen der rachedürstige Jondalrun und die intrigenspinnende Prinzessin Evirae, der eine vom Trauer umwölkt, der anderen der Blick vom Durst nach Macht getrübt. Als Leser sieht man wie Amsel und Falkenwind dem langsam entstehenden Krieg entgegen, ohne das Gefühl zu haben, etwas tun zu können – beileibe kein gutes Gefühl.

Bei „Drachenland“ kann man durch die Augen vieler sehen, wie ein Krieg entsteht und was nötig ist, um diesen zu begraben. Hier ist es außergewöhnlichem Heldenmut und dem Einsatz eines Drachens zu verdanken – aber wie es genau zum Frieden kommt, müsst ihr selber lesen.

„Drachenland“ ist definitiv ein ungewöhnliches Buch, ein Buch mit ungewöhnlichen Helden. Ein Buch über den Irsinn des Krieges, aber auch über Drachen, Krieger und Prinzessinnen. Ein Buch mit Schlachten und Scharmützeln, Intrigen und Irrtümern, aber beileibe nicht so wie die meisten Bücher. Es ist eine Geschichte, die den Leser ziemlich nachdenklich zurücklässt, aber auch einiges an Lesespaß birgt.

Eine Leseprobe zur Neuauflage findet ihr hier. In dieser fehlen allerdings, soweit ich das nach den ersten Seiten beurteilen kann, die in meiner Ausgabe enthaltenen Zeichnungen im Stil des Covers, die einen weiteren Reiz meiner Ausgabe ausmachen – lesenswert ist das Buch aber auch ohne sie.

Published in: on Januar 7, 2013 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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