Clockwork Spiders von Corina Bomann

clockworkspiders Corina Bomann
Clockwork Spiders
Verlag: Ueberreuter
398 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3800056631
ISBN-13: 978-3800056637
16,95 €

Schon der Titel des Buches lässt einen Steampunk-Roman vermuten – und auch, wenn dem Cover die typischen Zahnräder, abgesehen von dem im Titel, fehlen kann man bei näherem Hinschauen andere typische Steampunk-Elemente entdecken: Die junge Dame auf dem Cover trägt ein Lederkorsett und die obligatorische Fliegerbrille. Aus ihrem Regenschirm blitzt es und die Spinnen, die über das Cover krabbeln, sind eindeutig nicht organischen Ursprungs. Meiner Meinung nach hat der Illustrator damit nicht nur den Steampunkgehalt der Geschichte deutlich gemacht, sondern gleichzeitig die Verbindung zum Inhalt des Buches gezogen. Nicht gerade üblich und definitiv ein Lob wert.

Die junge Lady Violet Adair ist nicht gerade das, was sich ihre Mutter unter einer mustergültigen Lady vorstellt. Und dabei ahnt die älter Lady Adair nicht mal, wie ihre Tochter die Nacht verbringt: In einem heimlichen Labor tüftelt sie mit der Unterstützung ihres Butlers Alfred an ihren Erfindungen. Als bei einem Ball im Haus ihres Vaters ein Lord zu Tode kommt, entdeckt Violet auch ihre detektivischen Fähigkeiten. Sie ist fest entschlossen, den Mord aufzuklären.

Die Welt, die Corina Bomanns in „Clockwork Spiders“ beschreibt ist eine (fast) typische Steampunk-Welt. Ihre Geschichte spielt in einem London des 19. Jahrhunderts in dem die Dampfkraft die tägliche Arbeit der arbeitenden Klasse enorm erleichtert – meistens zumindest. Der Einsatz von mechanischen oder chimärischen Prothesen ist mehr als üblich, auch wenn die Besitzer selbiger in der Gesellschaft mehr als nur argwöhnisch beäugt werden.

Auch Violet ist genau das, was sich der geneigte Leser unter der Heldin eines Jugendbuches vorstellt: Jung, neugierig, ohne Standesdünkel und bereit, auch gegen den Willen ihrer Eltern ihren Interessen nachzugehen. Eine Heldin, die sicherlich nicht nur bei den jüngeren Lesern Sympathie hervorruft. Einige ihrer weniger ausgereiften Erfindungen zeigen, dass sie nicht frei von Fehlern ist (was sie nur noch sympathischer macht), und sorgen für eine ziemlich lustige Szene. Auch ihr Butler Alfred könnte (zumindest auf den ersten Blick) einem Buch für Stereotypen entsprungen sein: Ein stets beherrschte und perfekt vorbereitete Butler. Hinter der Fassade verbirgt sich aber ein weiterer Alfred. Und da Violet sein Geheimnis kennt, ist er nun wohl oder übel (der weitere Verlauf der Geschichte legt ersteres nahe) Violets Komplize bei ihren nicht gerade damenhaften Tätigkeiten.

Violas Ermittlungen gestalten sich relativ einfach. Durch ihre Kontakte zu ungewöhnlichen Menschen kann sie nicht nur die Leiche begutachten und ein von den Profis offenbar übersehenes Beweismittel sicherstellen, sondern dieses auch gleich von einem Fachmann untersuchen lassen. Das Tatmittel ist damit eindeutig, wenn auch ziemlich ungewöhnlich. Die Hintermänner zu finden erweist sich allerdings als weitaus schwieriger. Selbst der Leser, der auch einen Blick auf die Pläne und Taten der Verschwörer werfen kann, tappt im Dunkeln. Corina Bomann hält die Treffpunkte und Pläne so wage, dass auch der Leser bis kurz vor Schluss zwischen mehreren Verdächtigen hin- und herschwankt. Spannend ist die Geschichte damit tatsächlich bis zur letzten Seite. Die Gefahr, in die sich Violet mit ihren Ermittlungen bringt, hat mich dabei allerdings längst nicht so gefesselt wie die Frage, wer nun tatsächlich hinter dem ganzen Geschehen steckt. Irgendwie hat Violet die ganzen Ereignisse doch durchgängig gut weggesteckt – nicht zuletzt auch dank ihrer eigenen innovativen Erfindungen und deren multiplen Einsatzmöglichkeiten, bei denen ich mir des Öfteren ein Schmunzeln verkneifen musste.

Trotz des enthaltenden Mord- und Totschlags ist „Clockwork Spiders“ definitiv ein Jugendbuch, allerdings eines, an dem auch ältere Leser ihre Freude haben können. Auch wenn Viola als typische Heldin daherkommt, sind die Ideen, die in dem Plot stecken, erfrischend, humorvoll und trotz der entschärften Szenen ziemlich spannend. Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt und mit Viola und ihren Gefährten mitgefiebert, um anschließend das fast schon klischeehafte Ende zu genießen. Und ein Wiedersehen mit Viola könnte ich mir im Moment wirklich gut vorstellen.

Hier könnt ihr euch selbst einen ersten Eindruck von ihr (und natürlich dem Buch) machen.

Published in: on Januar 22, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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