Karon – Kein Kampf ist gerecht von Leonore Pothast

Karon Leonore Pothast
Karon – Kein Kampf ist gerecht
1000 Seiten
E-Book
ASIN: B00LENE3SM
5,99 €

Es ist ein interessantes Cover, das das Buch ziert. Und welche Art von Roman es sich handelt, kann man daran nicht erkennen, nur vermuten, dass die Person auf dem Cover wichtig für die Geschichte ist. Die drei kleinen Zeichnungen im Hintergrund geben einen kleinen Einblick in den Plot und lassen Kämpfe und Zerstörung vermuten. Mich hat das Cover damit neugierig genug gemacht, um das Buch aufzuschlagen und hinein zu lesen.

Stell dir eine Welt vor, in der einzig die Farbe deiner Haare dein Schicksal bestimmt. Die Schwarzhaarigen stehen an der Spitze der Gesellschaft, mit braunen Haaren gehört man der Mittelklasse an, als Rothaariger bleibt man bis zum Ergrauen der Haare ein Sklave. Karon ist rothaarig und weder eigene Entscheidungen noch Freundlichkeit gewöhnt – bis ihn der berühmte Schwertkämpfer Siamanra auf Geheiß eines Schwarzhaarigen in der Kampfkunst ausbildet, um ihn bis zur Akademie von Kytheira zu bringen. Eine Aufgabe, die Siamanra an den Rand der Verzweiflung treibt, bis er schließlich feststellt, was wirklich in Karon steckt.

Vom Plot her ist die Geschichte nicht wirklich ungewöhnlich, abgesehen davon, dass einige Autoren und Verlage die Geschichte vermutlich in mehrere Bände aufgeteilt hätten – ich bin allerdings froh, dass die Autorin das nicht getan hat. So kann man auf den rund tausend Seiten fast an Karons komplettem Leben teilhaben, mit ihm zusammen erkennen, was in ihm steckt, Geheimnisse enthüllen, die die Grundfeste der Gesellschaft erschüttern könnten und später an der Seite bisher als verschollen geglaubter Menschen eben jene Erschütterungen auffangen. Tatsächlich lernt man an Karons Seite nicht nur ihn selbst, sondern eine ganze Welt und ihre Bewohner kennen. Und damit liest sich das Buch trotz seines fantastischen Inhaltes fast wie eine spannende Reiseerzählung. An Karons Seite, der bisher nicht viel von der Welt gesehen hat, erkundet man Orte, die Rothaarige normalerweise nie zu sehen bekommen und ferne Winkel, die auch der Großteil der Adeligen nie bereist.

Warum gerade Karon zum Schwertkämpfer ausgebildet werden soll bleibt dem Leser, ebenso wie Karon und seinem Lehrer, lange verborgen. Die Ausbildung und Umstellung ist jedoch schwer genug, sodass man sich selbst als Leser im ersten Teil des Buches darüber nur wenig Gedanken macht. Schlussendlich gibt es schon hier genug Prüfungen und Entscheidungen, die Karon zu meistern hat.

Leonore Pothast versteht es jedoch, das Buch mit weiteren Herausforderungen und Entdeckungen zu füllen. Der Großteil der Spannung und Leselust entsteht allerdings nicht durch den Plot oder durch die Kämpfe, die Karon bestehen muss, sondern durch die Figuren selbst. Die Geschichte der Charaktere und die Entwicklungen, die sie im Laufe der Erzählung durchmachen sind es, die den Leser ans Buch fesseln und die Geschichte lebendig werden lassen. Der Schwerpunkt liegt hier natürlich auf Karon, die Autorin lässt aber auch andere Figuren ganze Kapitel aus ihrer Sicht erzählen und tatsächlich macht jede einzelne noch so kleine Randfigur eine Entwicklung durch. Ich habe selten so einen starken Fokus auf Charaktereigenschaften, Motivationen und Gedanken gelesen. Das macht es einfach, sich mit den Akteuren zu identifizieren – oder sie weit von sich zu weisen. In jedem Fall hat man das Gefühl sie gut zu kennen, als Leser kann man damit sowohl ihre Gedanken als auch ihre Entwicklung nachvollziehen – auch wenn manche der Motive lange im Dunklen bleiben. Mir hat diese Art der Charakterbeschreibung es aber auch erschwert, ein wirkliches Bild der Figuren vor Augen zu haben. Vermutlich ist das der Grund, warum Leonore Pothast jedem Kapitel eine Zeichnung ihrer Hauptfiguren vorangestellt hat.

Mich haben (vermutlich dem Stil der Autorin geschuldet) vor allem die Figuren begeistern können, auch wenn Hintergrund und Plot ebenfalls stimmig und gut durchdacht sind. Man muss allerdings schon ein Faible für ausgeprägte Charaktere und persönlichkeitsorientierte Geschichten haben, um „Karon – Kein Kampf ist gerecht“ zu mögen. Es ist tiefgründiger als so manche Geschichte und darauf sollte man sich auch einstellen.

Wer sich unsicher ist, kann einfach einen Blick in die (doch recht umfangreiche) Leseprobe werfen, danach wisst ihr, was euch erwartet – ich hatte nach dem Genuss selbiger jedenfalls große Lust, auch den Rest des Buches zu lesen.

Published in: on Dezember 14, 2014 at 9:00 am  Kommentar verfassen  
Tags: ,

The URI to TrackBack this entry is: https://bibliofantastica.wordpress.com/2014/12/14/karon-kein-kampf-ist-gerecht-von-leonore-pothast/trackback/

RSS feed for comments on this post.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: