Blutschwur – Die Söhne des Drachen von Stefanie Mühlsteph

blutschwur Stefanie Mühlsteph
Blutschwur – Die Söhne des Drachen
Verlag: Thorsten Low
382 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3940036234
ISBN-13: 978-3940036230
13,90 €

Sowohl das Cover als auch der Titel des Buches sind ziemlich blutig: Ich zumindest habe mit den roten Schlieren, die das Cover durchziehen und das darauf befindliche Schwert bedecken, eindeutig mit selbigem assoziiert. Auf Liebhaber düsterer und blutiger Geschichten wirkt das sicher einladend, mich hätte das Cover eher von einer näheren Betrachtung des Buches abgehalten.

Mit dem brutalen Tod ihres Hundes endet Catherines bis dahin recht überschaubares Leben als pazifistische Geschichtsstudentin. Verfolgt von düsteren Gestalten wird sie in eine Welt hineingestoßen, an die sie vor dem kürzlich Erlebten niemals geglaubt hätte. Als Schlüssel zu der Erweckung von Graf Dracula bleibt ihr allerdings nicht viel Zeit, sich an diese neue Welt zu gewöhnen.

Mit dem Prolog hat mich Stefanie Mühlsteph schnell in den Bann ihrer Geschichte gezogen: Wer ist der Fremde, dessen Gedanken man lauschen kann, und wer die dunkle Schönheit, die er beobachtet? Die Antwort kann man auch mit dem Ende des Buches nur vermuten.

Mit der Einführung der Hauptperson wird der Leser allerdings abrupt aus dieser fantastisch-melancholischen Stimmung gerissen, denn fantastisch ist das Leben der mit ihrem Studium und dessen Finanzierung ausgelasteten Studentin definitiv nicht zu nennen. Mit der brutalen Ermordung ihres Hundes wird ihr Studentenalltag jedoch jäh unterbrochen. Und damit beginnt der düstere Teil der Geschichte, der Kampf von Kresnik und Kudlak, in dessen Mitte Catherine unfreiwillig steht: Eine Bluttransfusion hat sie zur letzten Hoffnung für die Erweckung von Graf Dracula – für die historisch bewandte Studentin besser bekannt als Vlad, der Pfähler – gemacht, eine Erweckung, die von seinen Anhängern, den Kudklaks, sehnlichst gewünscht wird, während die ihnen gegenüberstehenden Kresniks sie mit aller Macht verhindert wollen.

Während Catherine die Ereignisse erst nicht wahrhaben will, lassen Kresnik und Kudlaks sie nicht aus den Augen. Tatsächlich kommen ihr einige sogar sehr nah – eine Nähe, die Catherine nicht unbedingt unangenehm ist. Die klassische Dreiecksbeziehung ist damit auch in dieser Geschichte untergebracht. Meine Sympathie war hier schnell vergeben – allerdings wohl nicht an den Richtigen, zumindest wenn es nach dem Ende des Buches geht. Da mir Catherine selbst auch nicht übermäßig sympathisch war, vermutlich kein Verlust. Schon ihre Persönlichkeit hat mir nicht zugesagt – ihre Freundin Jessie wäre da schon eher auf meiner Wellenlänge – und spätestens mit ihrer radikalen und blutdürstigen Abkehr vom Pazifismus hatte Catherine bei mir alle Sympathiepunkte verloren. Und damit hatte dann auch die Geschichte schnell einiges von ihrem Reiz eingebüßt.

Eigentlich schade, der Hintergrund der Geschichte hat mir nämlich durchaus gefallen: Die Spaltung von Kresnik und Kudlaks (vereinfacht gesagt gute und böse Vampire) und ihre Geschichte, die die Autorin gekonnt in einen historischen Kontext gesetzt hat. In Kombination mit einer Protagonistin, mit der ich einfach nicht warm werden konnte – die einzigen Figuren, die ich tatsächlich mochte, waren Catherines Freundin Jessie und mein Sympathieträger aus der Dreiecksbeziehung – hatte dieser allerdings keine Chance, mich vom Gesamtwerk zu überzeugen.

Zum Glück gab es keine langatmigen Durststrecken: In diesem Buch überschlagen sich die Ereignisse, gelingt der Protagonisten in wenigen Wochen, wofür andere Helden Jahre brauchen (das Meistern von uralter Kampftechnik zum Beispiel). So kommt es dann auch schnell zum finalen Showdown, bevor die Geschichte durch die Benotung von Catherines historischen Recherchen und einen kleinen Blick hinter den Schleier von Kresnik und Kudlak abgerundet wird.

Da es letztendlich nur Rahmen und Hintergrund waren, die mich bei diesem Buch überzeugen konnten, kann ich das Buch nicht wirklich weiterempfehlen – wer mag, kann es trotzdem gerne mit dem Buch versuchen, ich geb‘ es im Austausch für eine Rezension gerne an einen anderen Fantasyleser weiter.

Published in: on September 26, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
Tags: , , ,

Flammenwüste von Akram El-Bahay

flammenwueste Akram El-Bahay
Flammenwüste
Verlag: Bastei-Lübbe
528 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3404207564
ISBN-13: 978-3404207565
9,99€

Das Cover des Buches lässt den Betrachter auf eine Wüstenlandschaft blicken, in die ein riesiger schwarzer Drache bedrohlich auf drei Wanderer hinab blickt. Mich hat das Cover ziemlich neugierig gemacht, die Kombination von Wüste und Drachen ist schließlich nicht gerade üblich und verleitet damit im Nu dazu, einen Blick ins Buch zu werfen.

Heimlich träumt Anûr ed-Din davon, selbst der Held einer der Geschichten zu sein, die er und sein Großvater Nûr ed-Din den Menschen erzählen, während sie ihrem Broterwerb als Geschichtenerzähler nachgehen. Als die Soldaten des Kalifen den Geschichtenerzähler Nûr ed-Din suchen um ihn in den Palast den Kalifen zu führen, gibt sich Anûr als sein Großvater aus, um einmal den Palast von innen zu sehen. Mit der Entschlüsselung uralter Rätsel und der Suche nach einem Drachen beginnt dann tatsächlich Anûrs eigene Geschichte.

Die Art der Geschichte gefällt mir ebenso wie die unzähligen Ideen, die Akram El-Bahay in seinem Buch untergebracht hat. Der Gedanke an eine Bibliothek der ungeschriebenen Bücher gefällt mir, nur zu gern würde ich mal einen Blick in eine solche Bibliothek werfen. Und auch die Völker in dieser Geschichte sind in klassischen Geschichten eher seltener zu finden, vom Volk der Sucher (den Hütern der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher) habe ich zum Beispiel noch nie gehört. Drachenmenschen kennt man schon eher, die Nori als solche nicht. Und auch wenn Drachen, Ghule, Dschinne und Ifriten dem Leser fantastischer Romane wohl nicht fremd sind, ist die Kombination selbiger etwas Neues.

Das Einbringen von orientalischen Märchen und Geschichten, die Anûr oder sein Großvater erzählen oder erzählt bekommen, erinnert an die Märchen aus Tausendundeine Nacht – auch wenn die Haupthandlung hier weitaus länger und wichtiger ist als die in der orientalischen Märchensammlung. Hier umrahmen die kurzen Geschichten nur die Haupthandlung und verleihen ihr so etwas mehr orientalisches Flair.

Der Plot selbst ist relativ gradlinig, auch wenn mich das Auftauchen der verschiedenen Figuren doch immer wieder überraschen konnte. Die Helden selbst sind ziemlich jung, Jugendliche, die den Großteil ihres Lebens noch vor sich haben und denen einiges an Erfahrung fehlt. Abgesehen von Anûr bleiben sie allerdings relativ blass – und selbst Anûr, dessen Gedankengänge dem Leser nicht verschlossen bleiben, konnte mich nicht wirklich mitreißen. Die Gefahren, die er und seine Gefährten meistern müssen sind überwältigend (zumindest bei der ersten Erwähnung), letztendlich werden sie aber doch relativ einfach gemeistert. Damit fand ich die Geschichte insgesamt nicht übermäßig spannend. Trotzdem hat die Geschichte doch ein besonderes Flair und viele Kleinigkeiten, die in Erinnerung bleiben: Der ausgelassene fliegende Teppich, die Bibliothek der vergessenen Bücher, die Sucher und ihre Sammlung und die Geschichten der Geschichtenerzähler (zumindest einige davon).

Wirklich überzeugen konnte mich das Buch allerdings nicht. Vielleicht bin ich einfach schon zu belesen, um mich vom jungen Anûr und seiner Geschichte mitreißen zu lassen und vielleicht ist gerade für jüngere Leser der glatte Verlauf genau das Richtige – für mich war es das trotz des wundervollen Settings und der schönen Ideen leider nicht.

Published in: on September 24, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
Tags: , , , , ,

[Aufgestöbert] Schwarzwald-Fantasy

Immer wieder stößt man auf diversen Blogs auf die unterschiedlichsten Neuerscheinungen, die dem Blogger oder der Bloggerin ins Auge gefallen sind. Aber nicht immer sind es die Neuerscheinungen, die interessant sind (auch wenn sich dort durchaus immer wieder einige Bücher für die Wunschliste finden lassen), manchmal findet man die Schätze in den staubigen Winkeln alter Antiquariate, in einer Bücherkiste auf dem Flohmarkt oder in den Bücherregalen einer Freundin.

Deswegen habe ich beschlossen, unter „Aufgestöbert“ Bücher zu posten, die mir ins Auge gefallen sind. Das können durchaus Neuerscheinungen sein, aber eben auch ältere Bücher, die mir aus dem ein oder anderen Grund interessant erscheinen.

Beginnen möchte ich mit diesem hier:

bloodred Mercedes Lackey
Blood Red
Verlag: Titan Publishing Group
400 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 1783292784
ISBN-13: 978-1783292783
9,49 €

Mir ist das Buch aus zwei Gründen ins Auge gefallen: Zum Einen, weil ich die Autorin Mercedes Lackey mag, zum anderen, weil die Geschichte im Schwarzwald („the ancient Black Forest of Germany“) spielt. Eine fantastische Version der Rotkäppchengeschichte, mit Magiern, Werwölfen und einer mutigen Heldin – zumindest wenn man dem Klappentext Glauben schenken mag ;-).

Published in: on September 20, 2014 at 9:00 am  Kommentar verfassen  
Tags: , , , ,

Das Lied des Blutes von Anthony Ryan

1266_01_SU_Ryan_LiedDesBlutes.indd Anthony Ryan
Das Lied des Blutes
Verlag: Klett-Cotta
775 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3608939253
ISBN-13: 978-3608939255
24,95 €

Schon das Cover des Buches lässt die Geschichte eines Schwertkämpfers vermuten, zeigt es doch den von zwei Händen umfassten Knauf eines Schwertes. Von der Person die das Schwert umfasst kann man nicht viel erkennen, ihre Kleidung lässt jedoch vermuten, dass es sich um einen Ritter oder Edelmann handelt, vermutlich um eben jenen Schwertkämpfer, dessen Geschichte Anthony Ryan im Buch erzählt.

Es soll die letzte Reise des Hoffnungstöters sein, ein Duell, bei dem er sein Leben lassen soll. Und Lord Vernies, der Geschichtsschreiber des Kaiserreiches, soll diesem denkwürdigen Tag beiwohnen. Ein Schiff soll den gefangenen Ordensbruder ans Ziel dieser Reise bringen und Lord Vernies ihn begleiten. Und obwohl Lord Vernies den Hoffnungstöter, Vaelin Al Sorna, hasst, kann er sich dessen Geschichte nicht entziehen.

Es ist ein fast schon klassischer Einstieg, mit dem Anthony Ryan beginnt. Eine Rahmenhandlung, die den Held der Geschichte zurück in seine Vergangenheit führt – nur dass der Erzähler sich noch in der Blüte seiner Jahre befindet und seine Geschichte nicht etwa den Enkeln oder Freunden erzählt, sondern einem Mann, der ihn hasst. Und ebenso wie Vaelin diesen Mann mit seiner Geschichte in den Bann zieht, zieht der Autor den Leser in seinen Bann.

Getragen von den Worten Vaelins selbst wird man an die Seite eines Jungen geführt, dessen Vater ihn ohne Erklärung im Haus des sechsten Ordens zurück lässt. Zu einer Ausbildung, die mehr als einen Jungen den Tod finden lässt und die übrigen fester zusammenschweißt, als es Blutbande je könnten. Bande, die sie und den Leser durch das ganze Buch hindurch begleiten und jeden der Jungen einen kleinen Platz im Herz des Lesers sichern. Denn ohne seine (Ordens-)Brüder wäre Vaelin sicherlich nicht der, der er heute ist.

Schon die Ausbildung der jungen Krieger ist hart und vom Tod überschattet, dennoch bewahrt sich Vaelin stets sein Mitgefühl und seine Ideale – auch wenn er ihnen nicht immer treu sein kann. Es sind allerdings nicht nur Kampf und Tod, sondern auch Intrigen und Machtgier, die den Lauf dieser Geschichte bestimmen. Und während Vaelin noch versucht die Hintergründe zu begreifen, schieben ihn die Mächtigen wie eine Spielfigur über das Feld.

„Das Lied des Blutes“ ist damit weit mehr als eine Geschichte von Blut, Tod und Hass. Auch weit mehr als die Geschichte einer einzelnen Figur. Freundschaft, Ehre, Barmherzigkeit und Güte haben in ihr ebenso einen Platz wie jeder der sechs Orden des Reiches. Tatsächlich ist da sogar noch mehr. Etwas, das der Autor gut unter der Struktur seiner Welt verborgen hat: In der Geschichte des Glaubens von Vaelins Volk, in den Grundlagen der sechs Orden, die den Glauben auf ihre Art bewachen (der Weg des Kriegers ist nur einer davon), aber auch in der Geschichte der Ungläubigen, den Anhängern der dunklen Gabe und in den Märchen, die darüber erzählt werden.

Nichtsdestotrotz ist es Vaelins Geschichte. Und mit jedem Abschnitt seines Lebens, den der Lord Vernies erzählt, beginnt man zu ahnen, wie Vaelin dorthin kam, wo er zu Beginn des Buches ist. Denn auch wenn Vaelin weit über sein Land hinaus bekannt ist, ist er doch der Hoffnungstöter, der mehr als einem Mann den Tod brachte. Und wer den Tod seines Liebsten bedauert, wird sich nicht mit den Idealen des Mörders trösten können. Und so wird Vaelin zwar vielerorts Respekt entgegengebracht, der Hass auf ihn wird dadurch jedoch höchstens gemindert (bei manchen Menschen nicht einmal das). Vaelin selbst kann das weit besser verstehen als der Leser, sieht er sich doch selbst trotz all seiner Ideale und Moralvorstellungen als „Mörder“ an. Diejenigen, die ihn schätzen und lieben, wissen es weitaus besser.

Es ist eine vielschichtige Geschichte, die Anthony Ryan mit dem „Lied des Blutes“ erzählt. Eine Geschichte vom Aufstieg eines Kriegers, die mehr zu bieten hat als Kämpfe und Tod. Eine Geschichte über Kameradschaft und Glaube, ja sogar Liebe – und das, obwohl diese den Ordensbrüdern untersagt ist. Es ist eine Geschichte die mich, einmal in den Bann geschlagen, nicht losgelassen hat, bis ich die letzte Seite des Buches gelesen hatte. Und selbst damit hat mich Vaelins Geschichte noch nicht vollends aus ihren Bann entlassen. Das Ende ist zwar absolut stimmig und passend (eines Kriegers würdig) und tatsächlich sogar ziemlich abgeschlossen, es ist aber auch offen genug, um den Leser über weitere Kapitel nachdenken zu lassen – zum Glück tut dies auch der Autor, sodass man hoffen kann, bald mehr vom „Lied des Blutes“ zu lesen.

Den Anfang findet ihr hier.

Published in: on September 19, 2014 at 12:30 pm  Comments (4)  
Tags: , ,

Die Frauen von Nell Gwynne’s von Kage Baker

diefrauenvonnellgwynnes Kage Baker
Die Frauen von Nell Gwynne’s
Verlag: Feder und Schwert
160 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3867620741
ISBN-13: 978-3867620741
9,95 €

Dass es sich bei den „Die Frauen von Nell Gwynne’s“ um einen Steampunk-Roman handelt, kann man schon auf dem ersten Blick erkennen, auch wenn keine Zahnräder oder ähnliches auf dem Cover zu finden sind: Die Kleidung der auf dem Cover befindlichen Frau, aber vor allem die dunkle Gestalt im Hintergrund wirken doch recht steampunkig.

Was passiert einer jungen Frau aus gutem Hause, wenn sie sich nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters allein durch eine feindliche Umgebung schlagen muss? Das Überleben ist das eine, die Rückkehr in alte Gewohnheiten undenkbar. Aber Lady Beatrice hätte es schlimmer treffen können: Ein alter Bekannter vermittelt sie an eine Organisation, die den Geheimnisträgern unterschiedlichster Schichten auf ihre Art ihre Geheimnisse entlockt.

Das Schicksal der Lady Beatrice ist hart, auch wenn die Autorin in ihrer Erzählung definitiv nicht die mitfühlende Ader des Lesers anschlägt. Tatsächlich beschreibt sie sowohl Kriegsgräueltaten als auch Hurerei (auf diese Art schaffen es die Frauen, den Männern ihre Geheimnisse zu entlocken) sehr unpersönlich zu schildern, sodass tragische Ereignisse hier einfach nur wie Fakten wirken. Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte der wohlherzogenen Lady, die zur gefallenen Frau wird und dann in der Organisation eine neue Heimat findet, in ihren Bann gezogen. Etwas, das bei einer detaillierten Schilderung ihres Schicksals vielleicht nicht der Fall gewesen wäre.

Auf den wenigen Seiten bleibt Kage Baker nicht viel Zeit, die Figuren und ihre Umgebung bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Dennoch hat man trotz der eher faktischen Erzwählweise nicht das Gefühl, von gesichtslosen Figuren umgeben zu sein. Tatsächlich schafft es die Autorin immer wieder, Feinheiten einzubringen, die die Geschichte mit einem steampunkigen Charme versehen. Kleinigkeiten wie das verlorene Augenlicht der Leiterin der Organisation, Mrs. Corvey, oder die kleinen Erfindungen, die das Leben der Agentinnen erleichten, lassen im Kopf des Lesers wie kleine Spotlights Bilder von wichtigen Figuren und der Umgebung, in der sie unterwegs sind, entstehen.

Der Plot könnte einem altem Spionageroman entnommen sein, die Szenerie passt in jede beliebige Steampunkwelt, trotzdem versteht es Kage Bake zu punkten: Mit einer sympathischen Heldin, kleinen steampunkigen Accessoires und einem schlussendlich doch recht überraschenden Ende.

Vom Umfang her hätte „Die Frauen von Nell Gwynne’s“ eher in eine Steampunkanthologie als in ein eigenes Buch gepasst. Das macht sie jedoch nicht minder lesenswert. Mir hat der – zugegeben recht kurze – Ausflug in Kage Bakers Geschichte jedenfall gefallen, ich könnte mir durchaus vorstellen, ein weiteres Abenteuer an der Seite ihrer Mädchen zu erlesen.

Published in: on September 12, 2014 at 12:30 pm  Comments (2)  
Tags: , ,

Missverstandene Monster von Ingrid Pointecker (Hrsg.)

missverstandenemonster Ingrid Pointecker
Missverstandene Monster
Verlag ohneohren
207 Seiten
E-Book
ASIN: B00N7CFSDC
4,99 €

Ich muss gestehen, dass mich schon der Titel der Anthologie zum Schmunzeln gebracht hat – und das kleine Monsterchen auf dem Cover sieht tatsächlich eher bemitleidenswert als gruselig oder gar monsterlich aus: Winzig klein, mit der Leine eines zerstörten Luftballons in den Klauen, dazu der starre Blick aus dem roten und gelben Auge. Nicht gerade zum Knuddeln, aber auch ganz sicher nicht zum Davonlaufen, im Gegenteil: Es verleitet den Betrachter dazu, das Buch aufzuschlagen und mehr über dieses und die anderen missverstandenen Monster zu erfahren.

Dazu bekommt man auch sehr schnell die Gelegenheit, denn in ihrem „Protestbrief“ an Herrn König (Ludwig der VII., König von Frankreich), nimmt die Drachin Tarasque kein Blatt vor dem Mund und zählt jedes der unlängst passierten „Missverständnisse“ auf – bevor sie sehr desillusioniert das Land verlässt.

Danach geht es über kleine und niedliche Monsterchen (je nach Gemütsfassung), Todesfeen und berufliche Schreckgespenster bis hin zum „Großen Grausamen Tod“. Letzterer ist mit seinem Namen nicht wirklich glücklich, führt er doch dazu, dass er sich stets allein in den Ruinen schleunigst verlassener Städte herum treiben muss.

Und während einige Monster nur ein kleines, ruhiges, menschen- und vor allem kinderfreies Eckchen suchen und dafür sogar an Monstertherapien, einem Treffen der „Anonymen Pädophobiker“ oder einem einfachen „Monster helfen Monster“-Workshop teilnehmen, hoffen andere wie „Willo, das Irrlicht“ aus der Feder von Nina C. Egli, sehnlichst auf Besuch. Ein Ereignis, das trotz allen Einsatzes von Willo wohl nie eintreten wird. Ihn habe ich gegen Ende seiner Geschichte tatsächlich sehr bedauert – trotz der Folgen für die Menschen, die einen Besuch tatsächlich in Erwägung zogen.

Das Zusammentreffen mit Menschen ist in den wenigsten Fällen erfreulich zu nennen: Krux aus „Grässlich bleibt grässlich, da helfen keine Pillen“ Zusammentreffen mit einem Menschen endet trotz eines guten Starts in einem Desaster – ihm hätte die nähere Betrachtung eines Pornos vermutlich weitaus mehr gebracht als die Filmromanze, die er zufällig mit anschauen konnte. Dem Leser bringt sein Versuch allerdings ein höchst vergnügliches Leseerlebnis. Und auch die „Arachne organophilia“ würde die regelmäßigen Zusammenstöße mit der Putzfrau (und ihrem spinnenwebenzerstörenden Staubwedel) sicherlich nur zu gern vermeiden – und das, obwohl man diese Spinne im weitesten Sinne sogar als nützlich erachten muss.

Wenig monströs ist dahingegen Claire aus Sophia Bergs „Ein Katzenschwanz zum Verzweifeln“, tatsächlich ist sie wohl eher süß als monströs zu nennen – und so ist es kein Wunder, dass sie das Verständnis, das sie sucht, sehr zur Verzweiflung ihrer Eltern nicht unter den Monstern findet. Eine wirklich süße (vielleicht auch ein klein wenig kitschige) Geschichte.

Mein absolutes Lieblingsmonster ist allerdings das kleine Monsterchen aus Tanja Rasts „Das aus dem Keller“. Wenn man ihm nicht gerade im Dunkeln begegnet, oder nur sein Scharren und Schnaufen hört, muss man sich einfach in das Kleine verlieben – mein Herz hat es jedenfalls im Sturm erobert.

Und mit der letzten Seite haben zumindest ein paar der Monster ihr Image merklich aufpoliert. Mit dem Streikberater aus Helen B. Krafts Geschichte würde ich allerdings trotzdem nicht tauschen wollen – wer würde schon gerne an einem Monsterstreik teilnehmen, wenn einige der Monster noch von den schönen Zeiten mit den Dörflern und ihren Mistgabeln träumen? Diese Zeiten sind ebenso vorbei, wie das Image des klassischen Monsters passe` ist – spätestens nach der Lektüre dieser Anthologie. Und mit der letzten Seite wird jeder der Leser mit einem leichten Schmunzeln auch sein Monsterbild überdenken. Dafür ist es auch höchste Zeit!

Hier könnt ihr selbst einen ersten Schritt auf die „Missverstandenen Monster“ zugehen.

Published in: on September 10, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
Tags: , , , , , , ,

AvaNinian – Erstes Buch von Ina Norman

green rusty vintage texture Ina Norman
AvaNinian – Erstes Buch
Pomaska-Brand Verlag
654 Seiten
E-Book
ASIN: B00BC4K20G
3,99 €

Das Cover des Buches ist in Gelbtönen gehalten. Neben Titel und Autor zeigt es eine reich verzierte und kunstvoll gebaute Stadt oder Tempelanlage, auf der der Blick des Betrachters sicherlich nicht nur kurz verweilen wird. Ein interessantes Cover, das definitiv Interesse weckt, auch wenn ich mir die Handlungsorte ganz anders vorstelle.

Benannt nach den zweigeteilten Göttinen Ava und Ninian und bedacht mit den Gaben der Erdmutter ist die Fürstentochter Avaninian in mehr als nur einer Hinsicht etwas Besonderes. Um ihre Kräfte zu schulen wird sie in das Haus der Weisen geschickt. Auch den jungen Dieb Jermyn verschlägt es trotz allen Sträubens dorthin, seine Kräfte sind zu gewaltig, um ihn ungeschult durch die Lande ziehen zu lassen. Das Aufeinandertreffen dieser zwei setzt Ereignisse im Gang, mit denen die wenigsten – allen voran Avaninian und Jermyn – jeh gerechnet hätten.

Auch wenn Avaninian die titelgebende Figur ist, hat doch Jermyn mindestens ebensoviel Anteile an der Geschichte wie sie. Damit ist Avaninian eine Geschichte über zwei Heranwachsende und der Bindung, die zwischen den beiden entsteht. Eine Bindung, die – anders als in den meisten Romanen – langsam entsteht und damit für den Leser durchgängig absolut nachvollziehbar ist, als Leser spürt man mit den zwei Protagonisten, wie das Band zwischen den beiden geknüpft wird. Dieses Band ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das, was die beiden Protagonisten vorantreibt, sie auseinander- und wieder zusammenführt und sowohl allein als auch gemeinsam einige Abenteuer erleben lässt.

Sowohl Avaninian als auch Jermyn machen im Laufe des Buches eine Entwicklung durch, auch wenn Avaninians deutlich extremer ist. Zu Beginn verabscheut sie den Teil ihres Namens, der von der draufgängerischen und rebellischen Göttin Ninian stammt und lässt sich von allen nur Ava nennen. Einzig Jermyn nennt sie Ninian und ermuntert sie immer weiter, auch diesen Teil ihres Namens – und ihres Charakters – auszuleben. Jermyn selbst bleibt im Innersten vermutlich die Person, die er war. Er wird allerdings deutlich reinlicher und durch seine Ausbildung im Haus der Weisen auch um einiges mächtiger und gefährlicher.

Der Plot ist einfach und schnell zusammengefasst: Eine junge Fürstentochter verliebt sich in einen gleichaltrigen Dieb und sieht und erlebt die Welt dadurch mit anderen Augen. Ina Normann schafft es dennoch, die Geschichte zu etwas Besonderen zu machen. Zum einen durch die gefühlvolle Darstellung der Protagonisten, ihrer Gedanken und Gefühle, zum anderen durch die facettenreiche Beschreibung der Orte, an denen die Geschichte spielt. Damit hat man als Leser sowohl die Figuren – egal ob Neben- oder Hauptfigur – als auch die Orte, an denen sie unterwegs sind, wahrhaft wirklich bildlich vor Augen. Und die Orte, die man an der Seite der Figuren besucht, sind vielfältig: Alte Ruinen, längst vergessene Orte, aber auch gut besuchte Plätze und Tempelanlagen – und Jermys Profession geschuldet hin- und wieder auch Orte, die in der Regel die wenigsten zu sehen bekommen.

Wirklich brenzlig wird es trotz Erdbeben, Wegelagerer, mächtiger Feinde und weitgesponnener Intrigen eher selten – dank ihrer Gaben sind sowohl Avaninian als auch Jermys für die meisten Situation mehr als gewappnet.

Insgesamt ist das Buch damit eher ruhig, zumindest wenn man von gelegentlichen Konflikten zwischen den Lieben absieht. Es ist eine Geschichte für Leser, die sich von der Atmosphäre und den Gefühlen der beiden jungen Protagonisten mitreißen lassen wollen. Wer es eher abenteuerlich und gefährlich mag, sollte allerdings lieber zu einem anderen Buch greifen.

Hier könnt ihr euch selbst einen ersten Eindruck verschaffen.

Published in: on August 20, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
Tags: , ,

[Gewinnspiel] Alle guten Dinge sind drei …

… und so sollte sich auch für dieses Buch ein wohlgesinnter Besitzer finden, oder nicht?

allegutendingesinddrei

Nach einer langen Irrfahrt hätte es sich das jedenfalls verdient. Zuerst anstelle eines Krimis bei meiner Freundin von „Die dunklen Felle“ gelandet, machte es sich dann auf dem Weg zu mir – bin ich doch der ein oder anderen fantastisch angehauchten Romanze nicht abgeneigt.

Leider stellte ich schon nach den ersten Seiten fest, das mir für das Buch etwas fehlte – und zwar die beiden Vorgänger. So heiß war ich dann trotz des Titels nicht auf das Buch (und die Reihe).

Die dritte (und hoffentlich letzte) Station an die Reihe sollte dann eine(r) von euch sein.

Und damit sich das Buch nicht wieder mit vergeblicher Hoffnung auf die Reise machen muss, möchte ich von euch wissen, warum es gerade bei euch einziehen soll.

Ausgelost wird unter allen, die bis Sonntag (17.08.2014 23:59) einen entsprechenden Kommentar unter dem Artikel hinterlassen – für besonders schöne Kommentare (ich will ja, dass das Buch sich wohlfühlt ;-)) gibt es Extralose. Die Auslosung erfolgt dann Anfang nächster Woche.


Das Kleingedruckte
Der Gewinner wird aus allen Teilnehmern ausgelost. Der Name/ Nickname des Gewinners wird nach der Auslosung auf meinem Blog veröffentlicht und der Gewinner außerdem per Email benachrichtigt (bitte denkt also daran, beim Kommentieren eine tatsächlich von euch genutzte Emailadresse zu benutzen). Melden sich der Gewinner nicht innerhalb von 14 Tagen, wird der Gewinn unter den übrigen Teilnehmern erneut verlost.

Die Adressdaten des Gewinners werden nur für den Versand benötigt und werden nicht an Dritte weitergegeben. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit diesen Bedingungen einverstanden.

Published in: on August 15, 2014 at 12:30 pm  Comments (7)  
Tags: , ,

Von Feuer und Dampf von Stefan Cernohuby

st03 Stefan Cernohuby
Von Feuer und Dampf
Verlag: Arcanum Fantasy
272 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3939139181
ISBN-13: 978-3939139188
10,90 €

Verschiedene Autoren nehmen den Leser in „Von Feuer und Dampf“ mit auf eine steampunkige Reise durch Deutschland und Österreich des Jahres 1899.

Wer sich in den beiden Ländern ein wenig auskennt, kann schon anhand des Covers erkennen, wohin den Leser die Reise führen wird. Der Großteil des Covers wird zwar – passend zum Inhalt des Buches – von einer riesigen dampfbetriebenen Maschine eingenommen, im Hintergrund lassen sich allerdings einige bekannte Sehenswürdigkeiten erkennen: Den Turm des Hamburger Rathauses, das Brandenburger Tor, das Wiener Riesenrad und die Bayrische Staatsoper. Treffender hätte das Cover damit wohl nicht gestaltet werden können.

Die Reise durch diese Orte beginnt (wie in den meisten Büchern) mit dem Prolog – dieser hier ist allerdings eine Geschichte für sich, der Anfang der lose miteinander verknüpften Kurzgeschichten, die entweder über Ereignisse, Figuren oder Orte miteinander verbunden sind, manchmal sogar durch alle drei. Gerade diese Verbindungen zwischen den Geschichten machen den Reiz des Buches aus, gemeinsam zeichnen die Autoren ein stimmiges Bild eines steampunkigen Großdeutschlands.

Geschichten von guten Absichten und bösen Enden, von Ermittlungen und Morden, Wünschen und Versprechungen, Zeitreisen, Maschinen, Maschinengegnern, Geheimnissen, Visionen, Zukunft und Vergangenheit. Kurze Blicke auf das Schicksal einzelner Menschen, das sich zum Guten oder Schlechten wendet – und im Hintergrund stets der Dampf und das Getöse der Maschinen. Die Welt im Wandel, die Zukunft ungewiss – zumindest in den meisten dieser Geschichten.

Gelesen ist das Buch im Nu, ist es doch schwer ein Ende zu finden, wenn die Geschichten trotz der verschiedenen Autoren nahtlos ineinander übergehen, den Leser eingerahmt von Prolog und Epilog über Berlin nach Wien, Hamburg und München führen. Im Gedächtnis bleiben die wenigsten der Erzählungen – sie sind mehr wie ein kurzer Blick aus einem Dampftaxi oder Zeppelin heraus. Eine Fahrt mit vielen Eindrücken, von denen jedoch die wenigsten länger in Erinnerung bleiben. Die Schicksale, von denen erzählt wird, sind keine weltbewegenden, und die Figuren meist zu flüchtig oder kurzlebig, um den Leser länger zu beschäftigen.

Was bleibt sind kurze Gedankenfetzen und Bilder von einer Welt, die von der unsrigen gar nicht so verschieden ist. Und mit dem Schließen des Buches hat man fast noch den Geruch von Kohlestaub und Dampf in der Nase – und damit hat die Welt „von Feuer und Dampf“ beim Leser doch noch ihren Eindruck hinterlassen.

In diesem Buch ist es die Welt, die zu faszinieren weiß und den Leser für die Dauer des Ausflugs in ihren Bann schlägt. Die einzelnen Geschichten und Figuren für sich genommen sind nichts Besonderes, zusammen zeichnen sie allerdings das atmosphärische Bild einer Welt, die ich mit einer längeren und tiefergehenden Geschichte gerne noch einmal besuchen würde. Lust auf Steampunk macht die Anthologie allemal.

Published in: on August 13, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
Tags: , ,

Verhext von Kevin Hearne

verhext Kevin Hearne
Verhext
Verlag: Klett-Cotta
362 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3608939326
ISBN-13: 978-3608939323
16,95 €

„Verhext“ ist der zweite Teil der Chroniken des eisernen Druiden von Kevin Hearne, der nahtlos an seinen Vorgänger „Gehetzt“ anschließt.

Auch grafisch passt das Buch zu seinem Vorgänger: Das Cover ziert ein mit einem Schwert bewaffneter, rothaariger junger Mann, der dem Leser von Band eins durchaus bekannt vorkommen sollte. Auf dem ausgestreckten linken Arm des Mannes kann man eine (Druiden-)Tätowierung erkennen. Der Hintergrund ist leuchtend gelb und wer genau hinschaut, sieht in der rechten Ecke die steil ansteigende Wand eines Berges. Mich hat es gleich überlegen lassen, in welche Situation es Atticus, der Held der Geschichte, diesmal verschlagen hat – und dann habe ich schleunigst mit dem Lesen angefangen.

Nachdem Atticus jahrhundertelang auf der Flucht vor Angus Og und seinen Schergen war könnte man meinen, dass er mit dessen Tod endlich seine Ruhe hat. Doch weit gefehlt: Als Bezwinger zweier Götter steht er nun mehr denn jeh‘ im Mittelpunkt. Einige (Göttinnen) fürchten um ihre Machtposition und wollen sie mit Atticus Hilfe festigen, während andere hoffen, mit Atticus Unterstützung einen weiteren Gott ins Jenseits schicken zu können. Und die nächsten Probleme lassen auch nicht lange auf sich warten – zum Glück muss Atticus diesen zumindest nicht vollständig allein gegenüberstehen, auch wenn jede Hilfe ihren Preis hat.

Schon mit den Ersten Seiten des Buches schafft es Kevin Hearne, den Leser zu überraschen: Innerhalb kürzester Zeit bekommt es Atticus mit zwei leicht (oder noch weniger) bekleideten Göttinnen zu tun, die ziemlich eindeutige Absichten hegen. Die ersten Schwierigkeiten, die Atticus in Anbetracht der Situation allerdings ziemlich gut zu meistern versteht. Dem freundlichen Spott der alten irischen Witwe aus der Nachbarschaft hat er allerdings nicht viel entgegenzusetzen, als er quasi nackt in ihrem Vorgarten auftaucht (druidische Verwandlungskünste haben durchaus ihre Nachteile). Tatsächlich ist es gerade die Frauenwelt, die Atticus in diesem Band gehörig zusetzt: Friedensverhandlungen mit einem Hexenzirkel, ein weiterer Hexenzirkel der ebenen jenen (nebst Atticus) vernichten möchte, eine gutaussehende Schülerin, fanatische Bacchusanhängerinnen, die die Stadt in Orgien-Stimmung versetzen und eine uralte Hexe, die auf ihr Karma bedacht einen hohen Preis für ihre Unterstützung fordert.

Aber auch Atticus männlichen Freunde (und Bekannte) sind – abgesehen vom Wolfshund Oberon – aktuell nicht gerade einfach zu handhaben: Sein vampirischer Anwalt hat nicht vor mit Atticus zu reden, bis dieser einwilligt, ihm im Kampf gegen den Donnergott Thor beizustehen, Coyote ist der Meinung, dass es Atticus Aufgabe ist, die Dämonen, die ihn jagen zu vernichten und damit die einheimische Bevölkerung zu schützen, der nervige Nachbar von gegenüber gibt noch immer keine Ruhe (ein Blick in seine Garage könnte Atticus dafür allerdings fast entschädigen) und auch die Polizei hat Atticus noch immer im Blick – da hilft auch keine Versicherung, dass die Pornos, die die weibliche Polizistin in seiner DVD-Sammlung finden könnte, ganz sicher nicht von ihm seien.

Ein Haufen Probleme also, die Kevin Hearne, dem Leser gewohnt humorvoll darstellt. Aber auch Spannung und Action kommen in diesem Band nicht zu kurz. Tatsächlich kommen neben der fast schon erwarteten Magie auch eine Panzerfaust und ein paar Granaten zum Einsatz – es bleibt also bei der verdammt guten Kombination aus Magie und Technik, Humor und Schlagfertigkeit (im doppelten Sinne), Spannung – und jeder Menge Ausflüge in die verschiedensten Mythologien.

Mir hat das Buch genauso gut gefallen wie sein Vorgänger – und ich bin schon unglaublich gespannt auf die Fortsetzung. Eine deutsche Übersetzung ist zwar noch nicht in Sicht, im englischen warten allerdings schon die nächsten fünf Bände darauf, von mir gelesen zu werden – und lange müssen sie darauf ganz sicher nicht warten.

Hier geht es direkt zur Leseprobe, die Rezension von Band eins findet ihr hier.

Published in: on August 8, 2014 at 12:30 pm  Comments (2)  
Tags: , ,