Phoenix – Tochter der Asche von Ann-Kathrin Karschnick

phoenixtochterderasche Ann-Kathrin Karschnick
Phoenix – Tochter der Asche
Verlag: Papierverzierer
400 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3944544501
ISBN-13: 978-3944544502
14,95 €

Schon die Aufmachung des Buches ist etwas Besonderes: Den Buchschnitt ziert eine große orangen Feder. Das Cover selbst zeigt eine geflügelte Frau, die (für die Geschichte nicht sehr zeitgemäß) mit einem Messer bewaffnet auf die verlassen wirkenden Häuser einer von dunklen Wolken umgebende Stadt hinunterblickt. Ich vermute, es handelt sich dabei um die Hauptperson der Geschichte, den Phoenix Tavi.

Seelenlos werden sie genannt, jene übersinnliche Wesen wie Hexen, Dämonen oder Phoenixe wie Tavi. Seit einem fehlgeschlagenen Experiment Anfang des 20. Jahrhunderts werden sie von den herrschenden Mächten, dem Saiwalo, gnadenlos gejagt und vernichtet.

Als Hamburg von einer Mordserie erschüttert wird, ist der Kontinentalarmee schnell klar, wer dahintersteckt: Seelenlose. Aber als der leitende Ermittler Leon bei seiner Suche auf den Phoenix Tavi trifft muss er anfangen, seine Überzeugungen zu überdenken. Warum nur scheint die Seelenlose ebenso wie er an der Aufklärung der Mordreihe interessiert zu sein?

Es ist eine ziemlich interessante Genremischung, die Ann-Kathrin Karschnick ihren Lesern in „Phönix – Tochter der Asche“ bietet: Das Setting ist eine parallele Welt, die sich spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts von der unseren zu unterscheiden beginn, auch wenn die Handlungsorte dem Leser durchaus bekannt sein sollten. Das Buch ist aber auch eine Dystopie, spielt es doch ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Magie und Wissenschaft spielen hier Hand in Hand. Teslaenergie versorgt fliegende Drohnen, während Geistseher mit ihren mythischen Kräften im Auftrag der Saiwalo Jagd auf magische Wesen jeglicher Art machen. Wesen, die ihren Ursprung in den Menschen haben, starke Gefühle zum Zeitpunkt des Todes entscheiden über eine Auferstehung als magisches Wesen.

Damit ist schon der Hintergrund des Buches ziemlich einzigartig und überaus faszinierend. Ein Hintergrund, der die Gedanken des Lesers auch mal von den Hauptdarstellern abschweifen und kreisen lässt und den Wunsch weckt, mehr über die Vergangenheit dieser Welt und den Personen die darin leben zu erfahren. Und ein paar Leckerbissen dieser Art sind tatsächlich gekonnt in die Geschichte eingewebt.

Nicht nur der Hintergrund der Welt ist bis ins letzte Detail ausgearbeitet, auch die Figuren sind sehr facettenreich dargestellt – allen voran natürlich Tavi, die aufgrund ihres Alters auf einige Erlebnisse und Erfahrungen zurückgreifen kann. Aber auch ihr junger Schützling Nathan ist als junger Teenager, der seine Macht und die Gefahr, die damit einhergeht, noch nicht wirklich verstehen kann, ebenso detailliert dargestellt wie der Soldat Leon, dessen Mutter ihn in die Jagd auf Seelenlose
eingeführt hat. Jeder von ihnen muss seinen Weg in der Welt finden – und viele der kleinen Ereignisse, die die Autorin schildert, führen sie in die eine oder andere Richtung.

Die Geschichte ist damit ziemlich emotional, nicht nur wegen der schon durch den Klappentext vorhersehbaren Liebesgeschichte – diese macht tatsächlich nur einen Teil des Buches aus. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den unausgeglichenen Kampf zwischen Seelenlosen und Saiwalo und der Aufklärung der Mordreihe. Eine Mordreihe, die ebenso in diesen Kampf verwickelt ist wie Tavis Vergangenheit.

„Phoenix – Tochter der Asche“ ist damit ebenso komplex wie die Genres, die Ann-Kathrin Karschnik darin vermischt hat. Eine Geschichte, die viel zu bieten hat: Spannung und Action in Form von Verfolgungsjagden, Versteckspielen und Kämpfen, die Suche nach Puzzlestücken, um auf die Spur des Mörders zu kommen und die wachsenden und sich verändernden Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren.

Mit dem Ende des Buches ist die Mordreihe aufgeklärt, die Geschichte von Tavi und Leon – und vielleicht auch die von Nathan – hat damit jedoch gerade erst begonnen. Ich bin gespannt, wie die Autorin sie in „Phoenix – Erbe des Feuers“ fortführen wird.

Die ersten Seiten dieses Bandes findet ihr hier.

Published in: on Mai 26, 2015 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Missverstandene Monster von Ingrid Pointecker (Hrsg.)

missverstandenemonster Ingrid Pointecker
Missverstandene Monster
Verlag ohneohren
207 Seiten
E-Book
ASIN: B00N7CFSDC
4,99 €

Ich muss gestehen, dass mich schon der Titel der Anthologie zum Schmunzeln gebracht hat – und das kleine Monsterchen auf dem Cover sieht tatsächlich eher bemitleidenswert als gruselig oder gar monsterlich aus: Winzig klein, mit der Leine eines zerstörten Luftballons in den Klauen, dazu der starre Blick aus dem roten und gelben Auge. Nicht gerade zum Knuddeln, aber auch ganz sicher nicht zum Davonlaufen, im Gegenteil: Es verleitet den Betrachter dazu, das Buch aufzuschlagen und mehr über dieses und die anderen missverstandenen Monster zu erfahren.

Dazu bekommt man auch sehr schnell die Gelegenheit, denn in ihrem „Protestbrief“ an Herrn König (Ludwig der VII., König von Frankreich), nimmt die Drachin Tarasque kein Blatt vor dem Mund und zählt jedes der unlängst passierten „Missverständnisse“ auf – bevor sie sehr desillusioniert das Land verlässt.

Danach geht es über kleine und niedliche Monsterchen (je nach Gemütsfassung), Todesfeen und berufliche Schreckgespenster bis hin zum „Großen Grausamen Tod“. Letzterer ist mit seinem Namen nicht wirklich glücklich, führt er doch dazu, dass er sich stets allein in den Ruinen schleunigst verlassener Städte herum treiben muss.

Und während einige Monster nur ein kleines, ruhiges, menschen- und vor allem kinderfreies Eckchen suchen und dafür sogar an Monstertherapien, einem Treffen der „Anonymen Pädophobiker“ oder einem einfachen „Monster helfen Monster“-Workshop teilnehmen, hoffen andere wie „Willo, das Irrlicht“ aus der Feder von Nina C. Egli, sehnlichst auf Besuch. Ein Ereignis, das trotz allen Einsatzes von Willo wohl nie eintreten wird. Ihn habe ich gegen Ende seiner Geschichte tatsächlich sehr bedauert – trotz der Folgen für die Menschen, die einen Besuch tatsächlich in Erwägung zogen.

Das Zusammentreffen mit Menschen ist in den wenigsten Fällen erfreulich zu nennen: Krux aus „Grässlich bleibt grässlich, da helfen keine Pillen“ Zusammentreffen mit einem Menschen endet trotz eines guten Starts in einem Desaster – ihm hätte die nähere Betrachtung eines Pornos vermutlich weitaus mehr gebracht als die Filmromanze, die er zufällig mit anschauen konnte. Dem Leser bringt sein Versuch allerdings ein höchst vergnügliches Leseerlebnis. Und auch die „Arachne organophilia“ würde die regelmäßigen Zusammenstöße mit der Putzfrau (und ihrem spinnenwebenzerstörenden Staubwedel) sicherlich nur zu gern vermeiden – und das, obwohl man diese Spinne im weitesten Sinne sogar als nützlich erachten muss.

Wenig monströs ist dahingegen Claire aus Sophia Bergs „Ein Katzenschwanz zum Verzweifeln“, tatsächlich ist sie wohl eher süß als monströs zu nennen – und so ist es kein Wunder, dass sie das Verständnis, das sie sucht, sehr zur Verzweiflung ihrer Eltern nicht unter den Monstern findet. Eine wirklich süße (vielleicht auch ein klein wenig kitschige) Geschichte.

Mein absolutes Lieblingsmonster ist allerdings das kleine Monsterchen aus Tanja Rasts „Das aus dem Keller“. Wenn man ihm nicht gerade im Dunkeln begegnet, oder nur sein Scharren und Schnaufen hört, muss man sich einfach in das Kleine verlieben – mein Herz hat es jedenfalls im Sturm erobert.

Und mit der letzten Seite haben zumindest ein paar der Monster ihr Image merklich aufpoliert. Mit dem Streikberater aus Helen B. Krafts Geschichte würde ich allerdings trotzdem nicht tauschen wollen – wer würde schon gerne an einem Monsterstreik teilnehmen, wenn einige der Monster noch von den schönen Zeiten mit den Dörflern und ihren Mistgabeln träumen? Diese Zeiten sind ebenso vorbei, wie das Image des klassischen Monsters passe` ist – spätestens nach der Lektüre dieser Anthologie. Und mit der letzten Seite wird jeder der Leser mit einem leichten Schmunzeln auch sein Monsterbild überdenken. Dafür ist es auch höchste Zeit!

Hier könnt ihr selbst einen ersten Schritt auf die „Missverstandenen Monster“ zugehen.

Published in: on September 10, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Tiefdunkle Nacht von Stefanie Hasse

tiefdunklenacht Stefanie Hasse
Tiefdunkle Nacht
312 Seiten
Taschenbuch
ISBN-13: 978-1499733976

„Tiefdunkle Nacht“ ist der dritte und letzte Teil der Saga um Darian und Victoria.

Wie auch bei den vorangegangen Büchern zeigt das Cover dieses Bandes eine Aquarellzeichnung vor beigem Hintergrund. Diesmal ist es eine Stadt in „tiefdunkle[r] Nacht“. Die dunklen Farben und der fast nicht mehr zu sehende Mond schaffen eine düstere Stimmung, die ziemlich gut zu der Stimmung passt, die zu Beginn des Buches herrscht. Und damit passt das Cover wieder einmal perfekt zur eigentlichen Geschichte.

Mit dem Ruf kehrt Victoria zurück in die Gemeinschaft der Kinder des Mondes und erhält auch ihre Erinnerungen an längst vergangen Ereignisse zurück. Und doch fühlt es sich nicht an, als ob sie nach Hause zurückkehren würde – im Gegenteil: Ihre Mentorin Aurelia ist tot, die Hexe Tabea seit Aurelias Tod verschwunden – und seit dem letzten Vollmond verschwinden immer mehr Kinder des Mondes. Und auch der Rat der Göttin sät eher Zweifel als das er Hoffnung bringt: Victoria soll die Wahrheit suchen und ihre Verbindungen prüfen.

Schon mit dem Prolog werden dem Leser durch Victorias Mentorin, Aurelia, die letzten Ereignisse – unter anderem auch Aurelias Tod – wieder in Erinnerung gerufen. Aber selbst der Tod kann sie nicht von ihrer Aufgabe – über Victoria zu wachen – abhalten.

Schutz hat Victoria aber auch dringend nötig. Diesmal stehen ihr nicht von Beginn an ihre Freunde zu Seite – letztendlich weiß sie nicht einmal, wem sie trauen kann. Ihr Lebensgefährte Alex scheint seit ihrem Ruf nicht mehr derselbe zu sein, aber die Bedenken, die er über Victorias neue Mentorin Sofia hegt, scheinen zumindest teilweise auch vom Rat selbst mitgetragen zu werden.

Die Suche nach den Verschwundenen führt Victoria auf viele Wege – ebenso wie die Suche nach der Wahrheit und den Menschen, die sie dorthin führen. Einige dieser Wege sind noch dunkler als man als Leser befürchtet – glücklicherweise muss Victoria nicht alle gehen (auch wenn Stefanie Hasse dem Leser zwischenzeitlich gekonnt einen anderen Eindruck vermittelt).

Und letztendlich ist Victoria längst nicht so allein wie sie glaubt. Am anderen Ende der Welt kämpft jemand mit allen Mittel darum, an ihre Seite zu gelangen – und der Ruf zurück in die Gemeinschaft der Kinder des Mondes ereilt nicht nur Victoria.

Tatsächlich sind es viele Scharmützel, die gekämpft werden – mehr als ein Schicksal, das auf Messers Schneide steht. Diesmal ist der Kampf unausweichlich, einsamer und härter als je zuvor – und diesmal dringt er sogar bis in die Welt der Menschen.

Mit jeder Seite werden die Schicksale der einzelnen Figuren enger zusammengewebt und lassen vor den Augen des Lesers langsam ein großes Ganzes entstehen; führen ihn zu dem Kampf von Licht und Dunkelheit. Das Ende kommt überraschend – und ist, wenn auch nicht gut, doch weit besser, als man zwischenzeitlich zu hoffen wagte. Eines, das sowohl in unsere als auch in Victorias Welt passt – und mit Liebe und Zeit, Schatten und Licht diese beiden Welten miteinander verbindet.

Und damit hat Stefanie Hasse die Geschichte um „Darian und Victoria“ zu einem guten Ende geführt – auch wenn noch einige Fragen offen bleiben und der Epilog weitere aufwirft. Vorbei ist die Geschichte damit wohl nicht – weder die von „Darian und Victoria“, noch die um den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Auch wenn der Abschluss recht endgültig klingt, hoffe ich doch auf ein Wiedersehen – und wenn es letztendlich nur eines in meinen eigenen Gedanken ist.

Mir hat die Reihe jedenfalls vom ersten bis zum letzten Band gefallen. Und wer die ersten zwei gelesen hat, wird sich den dritten (schon nach dem gemeinen Cliffhanger am Ende von Band zwei) sicher nicht entgehen lassen – sollte er auch nicht. Wer die Reihe noch nicht kennt, findet hier meine Rezension zu Band eins (inklusive einem Link zur ersten Leseprobe).

Published in: on Juni 28, 2014 at 9:00 am  Kommentar verfassen  
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Gehetzt von Kevin Hearne

gehetzt Kevin Hearne
Gehetzt
Verlag: Klett-Cotta Verlag
350 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 360893930X
ISBN-13: 978-3608939309
16,95 €

Bei diesem Buch hat der Verlag das Originalcover nahezu eins zu eins übernommen: Es zeigt einen jungen rothaarigen Mann, der über seinem T-Shirt einen altmodischen Schwertgurt trägt. Mit der rechten Hand zieht er das Schwert hinter sich hervor – und lässt den Betrachter dabei einen Blick auf das Tattoo an seinem Arm erhaschen. Ein helles Licht erhellt den dunklen Hintergrund und lässt die Klinge des Schwertes erstrahlen. Eine Szene, die (bis auf das T-Shirt der Hauptperson) einem Schlachtenepos entsprungen sein könnte – und dem Betrachter einen harten Kampf verspricht. Mich hat sie damit im Nu zu einem Blick ins Buch verleitet.

Seit Jahrhunderten ist Atticus O’Sullivan auf der Flucht vor dem Aenguhus Og, dem es nach Atticus Tod und nach seinem Schwert verlangt. Amerika schien für Jahre ein sicherer Hafen – Elfenhügel und alte irische Bäume sind rar in der kargen und wüsten Gegend, in der er sich niedergelassen hat. Und da er relativ normal aussieht – eher wie das Mitglied einer Rockband als wie der Druide, der er ist – kann er relativ unauffällig in Tempe (Arizona) seinen Geschäften nachgehen. Aber auch die modernen Zeiten habe ihre Tücken – und so wird Atticus letztendlich doch von den Tuatha de` Danann gefunden.

Schon auf den ersten Seiten lernt man zwei von Atticus herausragenden Fähigkeiten kennen, er ist freigiebig mit Wissen – vor allem um alte Götter – und verdammt anpassungsfähig. Gekonnt setzt er sowohl moderne Techniken – wie das Internet und sein Handy – als auch alte druidische Magie und (mehr oder weniger) schlichten Schwertkampf ein. Von seinen Fertigkeiten in letzterem bekommt man schon zu im ersten Kapitel einen ziemlich guten Überblick, als er fünf ihm auflauernde Tuatha de` Danann ziemlich schnell langfristig außer Gefecht setzt.

Ebenso interessant wie der Druide sind auch die Wesenheiten, mit denen er verkehrt: Ein irischer Wolfshund mit Faible für Film, Historie und hübsche Pudeldamen, der immer einen amüsanten Spruch auf den Lefzen hat; eine von Werwölfen und Vampiren geführte Anwaltskanzlei, die ihn schon mehr als einmal aus der Bredouille gehauen hat und für jedes Problem eine Lösung weiß – ob es nun aufdringliche Polizisten oder die Beseitigung einiger mystischer Leichen mithilfe von Ghulen betrifft. Eine Hilfe, die sich der Trupp allerdings auch gut bezahlen lässt, egal ob in Geld oder mit Naturalien – das Blut eines jahrhundertealten Druiden lässt zumindest den Vampir nordischer Herkunft nicht kalt. Neben der geschäftlichen Beziehung pflegen Vampir und Druide auch eine freundschaftliche – wie sonst sollten sie ihre auch Fähigkeiten im Schwertkampf auf dem aktuellen Niveau halten? Einzig die nette alte irische Dame von nebenan ist völlig normal – sieht man mal von ihrem erhöhten Whiskey-Konsum ab.

Tatsächlich gehen die mystischen Wesenheiten bei Atticus ein und aus. In seiner Wohnung (oder seinem Laden) kann man daher durchaus mal auf die Göttin Morrigan treffen – und sollte sich hüten, ihren Zorn zu erregen. Ihre Position in dem Ganzen ist relativ klar, was man von den anderen Tuatha de` Danann – wenn sie nicht gerade mit gezückten Schwertern anrücken – nicht sagen kann. Neben Kämpfen gegen scheinbare Übermächte und magischem Aufrüsten hat das Buch damit auch einiges an Intrigen und Geheimnissen zu bieten. Als Leser hat man nicht die geringste Ahnung, was Atticus als nächstes zu erwartet hat – einzig, dass es verdammt gefährlich werden wird.

Kevin Hearne verbindet in dieser Geschichte alte Sagen, Legenden und Göttergestalten mit dem, was die heutige Welt an Technik und anderen Errungenschaften zu bieten hat – und das auf eine Art, die das Blut zum Kochen und die Gedanken an alte Schlachten wieder in Erinnerung bringt. Geführt von einem Druiden, der sich in beiden Welten zu Hause fühlt, bleibt dem Leser nur kurz Atem zu holen, um sich dann völlig in dem Roman zu verlieren.

„Gehetzt“ ist ein Roman, der seinesgleichen sucht. Ein Roman, der einen vergessen lässt, dass die alten Götter und Legenden Geschichte sind; der den Leser aus dem Alltag auf eine spannungsgeladene Reise nimmt, die nach einer Wiederholung schreit. Zum Glück ist die Fortsetzung, „Verhext“, bereits im Handel erhältlich.

Die ersten Seiten von „Gehetzt“ findet ihr hier.

Published in: on Juni 25, 2014 at 12:30 pm  Comments (1)  
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Der Hexenspiegel von Susanne Rauchhaus

hexenspiegel Susanne Rauchhaus
Der Hexenspiegel
Verlag: Ueberreuter
304 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3800054310
ISBN-13: 978-3800054312

Das Cover des Buches zeigt einen altertümlich wirkenden, zersprungenen Spiegel, in dem man einen Teil eines menschlichen Gesichts (hauptsächlich die Augen) erkennen kann. Ein interessantes Cover mit deutlichem Bezug zum Inhalt des Buches – allerdings keines, das mich wirklich begeistern konnte.

Alles beginnt mit einem geheimnisvollen Amulett, das Ellys Arbeitgeber für eine mysteriöse Dame duplizieren soll – eine Arbeit, die stets bei verhüllten Spiegeln durchgeführt werden soll. Als eines der spiegelbedeckenden Tücher verrutscht, nimmt das Unglück seinen Lauf. Das Amulett wird gestohlen, der Körper ihres Arbeitgebers von eines der Wesen aus dem Spiegel besetzt. Und die Pläne des Diebes verheißen noch weitaus Schrecklicheres.

Elly ist eine ziemlich typische Jugendliche, heimlich verliebt in den tollsten Typ der Schule, der natürlich bereits eine gutaussehende Freundin hat. Selbiger wünscht Elly allerhand böses, nur um dann ebenso wie ihre Mitschülerinnen überaus erschreckt zu sein, als tatsächlich etwas passiert. Eine kleine Anekdote aus ihrer Kindheit klärt den Leser schnell darüber auf, dass dies kein Einzelfall war und macht sehr offensichtlich deutlich, dass Elly nicht so normal ist, wie es zunächst scheint. Bei der kleinen Anekdote und dem Vorfall an sich bleibt es dann aber auch. Abgesehen von dem Schmuckladen in dem Elly arbeitet und ihrer Faszination für Steine und Schmuck erfährt man nicht viel über die Protagonistin, ihre Familie oder Freunde. Selbst von Ellys bester Freundin Mareike erfährt man gar nichts – und im weiteren Verlauf des Buches verliert sie sogar völlig an Bedeutung (so sie denn je welche hatte). Mit dem Diebstahl des Amuletts rücken neue Figuren in den Vordergrund: Die Junghexe Ruby und der mysteriöse, aber süße unbekannte Neue der Schule. Spätestens jetzt war für mich zumindest der Beziehungsplot ziemlich vorhersehbar – und auch der Zickenkrieg zwischen Ruby und Elly war zwar recht amüsant, aber nicht wirklich überraschend. Insgesamt fehlt es aber sämtlichen Figuren (inklusive der Hauptperson) deutlich an Tiefe.

Der Plot selbst ist nicht unbedingt außergewöhnlich, dafür recht unterhaltsam: An der Seite der Heldin gilt es, das Schmuckstück wiederzubeschaffen und das Eindringen weiterer Wesen aus der Spiegelwelt zu verhindern. Nebenbei erkennt Elly die Nützlichkeit von dunkler Magie, um ihren Schwarm (oder auch andere) zu beeindrucken oder wie man mit Outfittips von der erfahrenen Junghexe und kleinen magischen Tricks sogar Modeshowtauglich wird. Die Teilnahme an selbiger ist für die Vereitelung des Plans nämlich obligatorisch – und lässt vermuten, dass die Geschichte eher für die junge weibliche Leserschaft geschrieben wurde.

Es gibt aber auch einige Aspekte, die mich durchaus begeistern konnten: Zum einen diverse Kleinigkeiten, wie ein durch ein plötzlichen Magieschub fliegendes Buch oder ein Blick in den Spiegel, der die Auswirkungen eines Fluches optisch sehr deutlich zu vermitteln weiß, zum anderen Geschichte und Hintergründe für das, was hinter den Spiegeln lauert. Letzteres ist ziemlich gut und wirklich atmosphärisch beschrieben.

Mit Susanne Rauchhaus „Die Messertänzerin“ kann „Der Hexenspiegel“ bei weitem nicht mithalten. Gerade für Vielleser ist die Geschichte – trotz kleiner Überraschungen und Abwechslungen – viel zu vorhersehbar und die Figuren eindeutig zu flach. Schlecht würde ich die Geschichte dennoch nicht nennen, sie versteht es durchaus zu unterhalten – und einige der Aspekte sind wirklich gut gelungen. Insgesamt richtet sich das Buch damit wohl eher an jüngere Leserinnen, die damit sicherlich ein paar schöne Lesestunden verbringen können.

Hier könnt ihr selbst einen ersten Blick ins Buch werfen.

Published in: on Februar 19, 2014 at 6:30 pm  Kommentar verfassen  
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Düstere Schatten von Stefanie Hasse

duestereschatten Stefanie Hasse
Düstere Schatten
291 Seiten
Ebook
ASIN: B00HCM27QO

„Düstere Schatten“ ist der zweite Band der Geschichte um die Mondkinder Darian und Victoria, die Rezension zu Band eins findet ihr hier.

Wie das Cover zu „Schwarzer Rauch“ wirkt auch dieses wie eine Aquarellzeichnung. Es zeigt eine von tosendem Wasser umgebene Festung, die einzig vom Licht des Vollmonds erhellt wird. Eine schmale Brücke führt über die Wassermassen – und wer genau hinschaut, kann eine kleine Gruppe erkennen, die den Weg zur Festung wagt. Die Szenerie lässt sich meiner Meinung nicht wirklich einer der Buchszenen zuordnen, die Stimmung des Buches fängt es allerdings gut ein – und wie auch bei Band eins nimmt der Mond sowohl in der Geschichte als auch auf dem Cover eine zentrale Rolle ein.

Die dunkle Seite wurde enttarnt und der Rat damit um einen Großteil dezimiert. Den übrig gebliebenen bleibt nicht viel Zeit, sich vom letzten „Sieg“ zu erholen. Eine Unbekannte zieht die Werwölfe in ihren Bann und plant an ihrer Seite die „Herrschaft des Rates“ zu beenden. Einzig die Umkehrung des Zaubers, der die Menschen einst zu Werwölfen machte, könnte die Rettung bringen – dafür fehlt es allerdings an einer wichtigen Zutat. Um sie zu bekommen muss eine kleine Gruppe in die gefährlichen „Ebenen“ überwechseln.

Stefanie Hasse beginnt ihre Geschichte mit dem Schwur, der einer Fee den Namen ihres Schützlings verrät, ein Schwur, der im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen wird. Anschließend ruft der erste Eintrag in Victorias geheimem Tagebuch dem Leser die Geschehnisse des letzten Bandes kurz in Erinnerung. Mit dem letzten Satz fasst Victoria den Entschluss, nichts zu vergessen. Und dass ihre Erinnerung nur temporär verschwand, weiß der geneigte Leser ja schon seit dem letzten Band. Aber ob Victoria alle Erinnerungen zurück erlangen wird, weiß wohl nur der Mond.

Im Prolog befindet sich Victoria wieder an der Seite ihres Lebensgefährten Alex, ein Blick hinter seine telepathischen Barrieren ruft erneut ihre Erinnerungen wach und entführt den Leser in den nächsten Teil von Victorias Vergangenheit, der direkt an den in „Schwarzer Rauch“ beschriebenen Flashback anschließt. Wieder einmal gilt es dunkle Pläne zu vereiteln.

Die Planung von Gegenmaßnahmen gestaltet sich vergleichsweise einfach. Der Zusammenschluss von Vampiren, Werwölfen und Mondkindern findet schnell eine Lösung. Die Umsetzung hat es allerdings in sich: Eine Reise in tödlichen Ebenen jenseits unserer Welt und die Umsetzung einer Petition, die den Einsatz jeglicher Zauberkraft in der Menschenwelt verhindert. Die meisten Akteure der Mission sind dem Leser bereits aus dem ersten Band bekannt: Victoria und Darian; Victorias beste Freundin, die Fee Sina, das Mondkind Elric und Victorias Mentorin Aurelia. Eine starke Truppe, die im Verlauf der Geschichte noch weit enger zusammenwächst als zuvor – sei es durch Magie oder persönliche Bande. An ihrer Seite befinden sich der Elf Miros, der die Ebenen bereits einmal durchquerte, und die Vampirzwillinge Samantha und Jonah, deren magische Gabe die Sicherheit der Gruppe garantieren soll.

Aber allen guten Wünschen zum Trotz steht die Mission unter keinem guten Stern. Ein düsterer Schatten, genährt von Wut und falscher Hoffnung, liegt über ihr. Wieder einmal sind es einzig Liebe, Vertrauen und Freundschaft, die einen Ausweg zeigen. Und das, obwohl das Vertrauen an manchen Stellen geradezu fehl am Platz ist. Die finsteren Gegenspieler sind mächtiger als zuvor; im weiteren Verlauf der Geschichte scheint es sogar so, als ob einzig und allein sie die Fäden in den Händen halten. Und auch, wenn die Truppe schlussendlich den Ausweg finden, geht zumindest Darian und Victorias Geschichte längst nicht so gut aus wie beim letzten Mal. Mit dem Ende könnte man sogar meinen, dass die Hoffnung für die beiden ebenso verloren ist wie Victorias vollständige Erinnerung.

Die Geschichte ist insgesamt – bis hin zum wirklich gemeinen Abschluss – rundum gelungen: Spannend, mitreißend und absolut schlüssig. Trotzdem beinhaltet das Ende einen bösen Cliffhanger. Happy-End-Leser hoffen diesmal vergeblich – zumindest für die zwei Hauptakteure. Und selbst das Zusammenfinden eines zweiten so süßen Pärchens wie Darian und Victoria kann den Leser dafür nicht entschädigen. Jetzt bleibt wohl nur zu hoffen, dass die Geschichte bald weitergeht, denn so darf es einfach nicht enden.

Published in: on Dezember 22, 2013 at 6:00 pm  Kommentar verfassen  
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Forever – Das ewige Mädchen von Rebecca Hamilton

forever Rebecca Hamilton
Forever – Das ewige Mädchen
Verlag: Darkiss
416 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3862788393
ISBN-13: 978-3862788392
12,99 €

Das Cover des Buches zeigt ein junges Mädchen, dessen helles Haar von einem rötlichen Schimmer wie von einem Diskolicht umgeben sind. Sie scheint ein Top oder Kleid zu tragen, auch wenn man von selbigen nur die Träger erkennen kann, der Rest von ihr (und dem ganzen Cover) wird von schwarzem Rauch umhüllt. Mich hat das Cover neugierig auf die Protagonistin (und ihre Fähigkeiten) gemacht – auch wenn ich mir diese doch anders vorstelle.

Sophia lebt allein im Haus ihres Großvaters. Ein Haus, das von der örtlichen „christlichen“ Gemeinde nur zu gern in Besitz genommen würde, für einen Spottpreis versteht sich – schließlich geht es um Sophias Seelenheil. Darum scheinen in der Tat viele besorgt zu sein, seitdem bekannt wurde, dass Sophia dem Glauben der Wicca anhängt. Ihre richtigen Probleme fangen jedoch erst mit einem Clubbesuch an der Seite ihrer besten Freundin, Ivory, an, denn die Gäste dort sind ebenso wenig normal wie Sophia – nur, dass sich diese im Gegensatz zu Sophia darüber völlig im Klaren sind.

Die Hauptperson von „Forever“ schlägt sich mit Problemen herum, die nicht gerade magisch zu nennen sind: Eine fanatische Kirche, die sie mit Bibelzitaten belästigt und ihre Seele mit dem günstigen Kauf ihres Hauses retten möchte. Gerade die Rettung ihrer Seele wird dabei tatkräftig von ihrer Mutter vorangetrieben, die es mit ihrer Tochter offensichtlich überaus schwer hat. Selbst der örtlichen Polizei ist Sophia ein Dorn im Auge – und das, wo sie bisher eigentlich niemanden etwas zu leide getan hat – im Gegenteil. Schon die ersten Seiten stoßen einen quasi zurück in das Jahrhundert der Hexenjagd, nur dass Sophias Geschichte in unserer Zeit spielt (zumindest größtenteils).

Schon vor dem Besuch des Clubs, der Sophias Leben einschneidend verändert, gibt es jedoch Hinweise auf magische Anteile in der Geschichte. Allen voran die Stimmen, die Sophia hört (gut, sie könnten auch durch Wahnsinn bedingt sein – aber so schätzt man Sophia nach den ersten Seiten eher nicht ein). Mit dem Besuch des Clubs – und der plötzlichen Flucht auf Drängen eines Unbekannten – nimmt die Magie schnell überhand. Als Leser wird man ebenso wie Sophia mit einer ganzen magischen Welt konfrontiert: Cruor (eine Art Vampire) und Strigoi (die Wächter und Richter der Cruor) sind dabei nur der Anfang. Mit der Entdeckung dieser Welt kommt Sophia einem ihrer Bewohner, Charlie, ziemlich schnell näher. Und während ihre Liebe wächst, kommt Sophia den Hintergründen ihrer eigenen Gabe immer näher: Der Grundstein für ihre Geschichte begann zur Zeiten der Hexenverbrennungen von Salem. Der Ausflug in die Vergangenheit hat mir dabei ebenso gut gefallen wie die Hintergründe der Cruor und Strigori, ebenso wie die Hintergründe zu Sophias eigener Gabe.

Wirklich spannend fand ich die Geschichte allerdings in den wenigsten Momenten, stellenweise habe ich mich sogar richtig langweilen müssen. Die Autorin hat es quasi durchweg nicht geschafft, Emotionen zu mir zu transportieren: Sei es in den todgefährlichen Momenten, sei es in den eigentlich romantischen und tiefgängigen Szenen. Die immer stärker werdenden Gefühle zwischen Charles und Sophia konnte ich nie wirklich fühlen (selbst in den doch sehr detaillierten Sexszenen nicht) und ebensowenig nachvollziehen. Auch die Freundschaft zwischen Ivory und Sophia war für mich eigentlich zu keiner Zeit greifbar – und selbst wenn man im weiteren Verlauf die Freundschaft in Frage stellt, war das von der Autorin sicherlich nicht so gedacht. Sogar Sophia, die ihren Taten nach absolut sympathisch sein sollte, konnte mich einfach nicht mitreißen. Ich hatte damit fast durchgängig das Gefühl, die Geschichte nur aus weiter Ferne zu beobachten – einzig ein kleiner Kibitz, den Sophia wieder aufgepeppelt hat, hat mich hin und wieder näher ans Geschehen herangebracht – ihn werde ich sicherlich vermissen.

Der Hintergrund von „Forever“ ist wirklich spannend und könnte den Leser so manche Lesestunden verbringen lassen – mich hat das Buch allerdings trotz der guten Grundidee nicht überzeugen können, vor allem die fehlende Verbindungen zu den Figuren und die wenig spürbaren Emotionen lassen das Buch einiges an Charme einbüßen, fast sogar verblassen. Für mich wird es damit wohl der einzige Ausflug in Rebecca Hamiltons Welt bleiben.

Ihr könnt aber dennoch einen Blick hineinwerfen, eine Leseprobe findet ihr hier.

Published in: on November 20, 2013 at 12:30 pm  Comments (2)  
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Wo die Nacht beginnt von Deborah Harkness

wodienachtbeginnt Deborah Harkness
Wo die Nacht beginnt
Verlag: Blanvalet
800 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3764504676
ISBN-13: 978-3764504670
19,99 €

„Wo die Nacht beginnt“ ist der zweite Teil der „All Souls“-Trilogie von Deborah Harkness.

Die Zusammengehörigkeit zwischen Band eins und zwei ist schon am Cover ersichtlich, trotz der doch sehr unterschiedlichen Darstellung: Während das Cover zu „Die Seele der Nacht“ fast schwarz ist, ist das Cover zu „Wo die Nacht beginnt“ in Grüntönen gehalten. Allerdings sind auf beiden Covern mehrere große Blüten zu erkennen, bei „Die Seele der Nacht“ in Violett, bei „Wo die Nacht beginnt“ in Weiß und Gelb. Und auch wenn sich mir der Sinn der Blüten noch nicht erschlossen hat, passen die Bücher damit wirklich gut zusammen – und sehen definitiv nicht schlecht aus.

Um das Manuskript Ashmole 782 wiederzufinden und Dianas Hexenkräfte zu schulen, haben Matthew und Diana den Sprung in die Vergangenheit gewagt. Ein Sprung in eine Welt, die Matthew wohlbekannt ist – und ihn auf längst vergangene Freunde und Familienmitglieder treffen lässt. Ein Wiedersehen, das leider nicht ganz so läuft wie geplant und ein Ziel, das auch durch den Sprung in die Vergangenheit nicht wirklich in greifbare Nähe gerückt ist.

Beginnend mit einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse setzt Deborah Harkness die Geschichte um Diana und Matthew fort -allerdings längst nicht so gekonnt wie mit dem Gedicht zu Beginn des ersten Bandes. Diesmal purzelt der Leser zusammen mit Matthew und Diana einfach in die Vergangenheit (und die neue Geschichte) hinein.

Trotz der magischen Elemente wirkt „Wo die Nacht beginnt“ eher historisch als fantastisch: Hexenverbrennungen, politische Intrigen (auch auf der magischen Seite) das Treffen mit bekannten historischen Persönlichkeiten und die alchemistischen Forschungen (die auch die Suche nach dem Stein der Weisen beinhalten) lassen das 16. Jahrhundert lebendig werden und vermitteln dem Leser weitere Hintergrundinformationen zu den Protagonisten.

Die Suche nach einem Lehrmeister für Diana und dem Manuskript Ashmole 782 läuft hier allerdings deutlich gemäßigter ab. Diesmal sind es politische Spielchen und Intrigen, die Matthew und Diana zu meistern haben. Themen, die, was die Spannung betrifft, definitiv nicht mit dem ersten Band mithalten können.

In Band zwei widmet sich Deborah Harkness neben dem historischen Schauplatz auch der Weiterentwicklung ihrer Figuren. Ebenfalls kein Feld für großartige Spannung, allerdings ein Aspekt, der den Figuren ebenso wie ihren Beziehungen zueinander deutlich an Tiefe verleiht. Der Ausflug in die Vergangenheit schweißt Diana und Matthew damit weit mehr zusammen, als es die Ereignisse in Band eins taten. Das Treffen mit den „alten“ Hexen bringt außerdem Dianas besondere Gabe ans Licht. Die Entwicklung selbiger nimmt ebenfalls einen Großteil der Geschichte ein – und lässt einige eindrucksvolle Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Das Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Familienmitgliedern – die auch der Leser seit dem ersten Band wirklich gerne treffen würde – sowie die Begegnung mit einigen neuen und wirklich liebenswerten Nebenfiguren (weit entfernt von bedeutenden Persönlichkeiten wie etwa Kaiser Rudolf oder Königin Elisabeth) wie die Junghexe Annie oder dem klein Jack runden die Geschichte gelungen ab – und machen es dem Leser schon etwas schwer, mit dem Ende der Geschichte das 16. Jahrhundert wieder zu verlassen. Die kleinen Auswirkungen auf die Gegenwart, die Deborah Harkness schon im Verlauf der Geschichte beschreibt, lassen einen aber hoffen, zumindest Spuren dieser Figuren auch im dritten Band noch entdecken zu können.

Insgesamt hat mir das Buch nicht ganz so gut gefallen wie der erste Band, dafür hat es mir doch etwas an Tempo gefehlt. Dennoch hat er mir an Diana und Matthews Seiten einige vergnügliche Lesestunden und einen Ausflug in das Zeitalter von Elizabeth I. beschert. Und da der dritte Band der Trilogie mit den nun vorliegenden Erkenntnissen deutlich an Fahrt aufnehmen sollte, wird auch dieser (sobald er denn erschienen ist) nicht allzu lange auf der Wunschliste verweilen.

Die ersten Seiten (und damit den Beginn von Matthew und Dianas Reise) findet ihr hier.

Published in: on Juli 13, 2013 at 9:00 am  Comments (1)  
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Der Hexenladen von Tanya Huff

derhexenladen Tanya Huff
Der Hexenladen
Verlag: Feder & Schwert
512 Seiten
ISBN-10: 3867621055
ISBN-13: 978-3867621052
13,99 €

Schon das Cover des Buches ist etwas Besonders: Es wird vollständig von einer einfachen Holztür eingenommen. Über querliegende Bretter – durch die die Tür fast zugenagelt wird – sind Buchtitel und Autorin aufgedruckt. In der Mitte der Tür prangt ein großes Schlüsselloch, umgeben wird die Tür von diversen, vermutlich magischen Zeichen. Das auffälligste ist aber wohl der fast golden wirkende Jojo auf der Mitte des Covers. Der Betrachter mag sich vielleicht fragen, was ein Jojo mit einer Hexengeschichte zu tun hat – wenn er sie liest, wird er es erfahren.

Alysha Gale gehört zu der Familie Gale, einer großen und mächtigen Hexenfamilie, mit der sich so gut wie niemand anlegen möchte. Alysha selbst fühlt sich durch ihre stets präsenten Tanten eingeengt und nutzt daher die Gelegenheit, die ihr der vermeintliche Tod – zumindest ihre Tanten glauben nicht daran – ihrer Großmutter bietet: Sie hat Alysha ihren Laden in Calgary (weitab der Verwandtschaft aus Ontario) vermacht. Eine Erbschaft, die weit mehr als nur verstaubte Antiquitäten bietet: Inmitten des Trödelladens ihrer Großmutter versteckt sich das ein oder andere magische Artefakt – und ihre Kunden sind beileibe nicht nur Antiquitätenliebhaber. Und dann gilt es schließlich noch, das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Großmutter aufzuklären.

Auch wenn das plötzliche Verschwinden einer Großmutter anderes vermuten lässt: Ein Krimi ist „Der Hexenladen“ definitiv nicht. Abgesehen von Fantasy fällt mir allerdings auch keine Schublade ein, in der man „Der Hexenladen“ einsortieren könne. Das Buch ist eben einfach erfrischend anders.

Die Hauptperson wirkt auf dem ersten Blick bemitleidenswert: Alysha ist nach der plötzlichen Arbeitslosigkeit wieder zu ihren Eltern gezogen – und damit direkt in das Raster ihrer Tanten gerückt. In der Familie Gale hat man keine Privatsphäre und damit sind Alyshas Probleme für jedermann das aktuelle Gesprächsthema. Kein Wunder, dass Alysha die Fluchtmöglichkeit, die ihr das Testament ihrer Großmutter bietet, nutzt – und kein Wunder, dass das ihren Tanten nicht gefällt (über irgendetwas oder jemanden muss man ja reden). Einmal in Calgary angekommen entdeckt man als Leser jedoch weitere Facetten an Alysha: Sie nimmt einen heimatlosen Leprechaun bei sich auf und beschließt, die calgarischen Probleme alleine zu lösen – fast zumindest: Denn ihr Bruder und ihre Cousine lassen sich nicht davon abbringen, Alysha zu helfen und dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten sind die Tanten (ob gewollt oder ungewollt) nur ein Handyklingeln weit entfernt – als Gale ist man eben nie ganz allein. Und auch wenn es manchmal anders klingt hat dies durchaus auch seine Vorteile.

Das Buch hat allerdings noch deutlich mehr zu bieten als einen merkwürdigen Hexenclan und dessen weitgerühmte Obstkuchen (von dem ich jetzt durchaus auch ein Stück vertragen könnte) – auch wenn ein Buch über diese allein schon ziemlich lesenswert wäre. Calgary hat einige magische Probleme zu bieten – und die wenigsten davon befinden sich in dem Hexenladen von Alyshas Großmutter. Probleme, die zu brennenden Häusern und magischen Kämpfen führen – und damit für den spannenden Teil des Buches sorgen. Der Hexenladen selbst hat, neben ein paar kleinen Problemen, außerdem noch einige interessante Artefakte zu bieten: Mein Favorit war der ziemlich freidenkende Spiegel, der in der Darstellung der zu spiegelnden Personen wirklich völlig frei unterwegs ist. Zudem kann man als aufmerksamer oder magisch beeinflusster Kunde noch den ein oder Schatz unter den Antiquitäten entdecken. Und für wen das noch nicht genug ist hat das Buch noch ein paar romantische Verwicklungen zu bieten.

Tanya Huff hat für „Der Hexenladen“ wirklich aus dem vollen geschöpft: Figuren aus den verschiedensten magischen Bereichen und ganz normale Menschen zum Einsatz gebracht; magische Artefakte neben Jojos platziert, die – soweit ich das beurteilen kann – völlig normal sind; eine riesige, eng miteinander verwobene Familie von Hexen um die Hauptperson positioniert; Frauenliteratur, Liebesroman, Krimi und Fantasy zu einem in sich völlig schlüssigen Buch zusammengefügt. Damit ist Tanya Huff wahrlich eine Meisterleistung gelungen.

„Der Hexenladen“ hat mich völlig überzeugt und ist aufgrund der weitreichenden Mischung eigentlich für jedermann empfehlenswert. Vielleicht bringt es den ein oder anderen sogar dazu, es mit weiteren Fantasyromanen zu versuchen. Ich jedenfalls denke gerade darüber nach, mir ein weiteres Buch aus ihrer Feder zu besorgen (und das, obwohl es als Krimi eigentlich überhaupt nicht in mein normales Beuteschema passt).

Eine deutsche Leseprobe habe ich leider nicht gefunden, aber hier könnt in die englischsprachige und originale Ausgabe hineinschmökern.

Published in: on Februar 6, 2013 at 12:30 pm  Comments (2)  
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Last Days on Earth von Julian Frost

Julian Frost ist eines der unzähligen 😉 Pseudonyme von Susanne Gerdom. Einen interessanten Artikel darüber, wie es zu diesem Pseudonym gekommen ist, findet ihr hier.

Julian Frost
Last Days on Earth
Verlag: Piper
432 Seiten
ISBN-10: 3492702554
ISBN-13: 978-3492702553
16,99 €

Das Cover des Buches zeigt die Skyline einer Stadt bei Sonnenuntergang. Im orangefarbenen Himmel schwebt ein merkwürdig gezeichnetes Gesicht – vielleicht ein Maya-Symbol? Das Cover war es auf jeden Fall nicht, dass mich dazu gebracht hat, ins Buch hineinzuschnuppern. Ich finde das im Himmel schwebende Gesicht eher abschreckend.

Die Inhaltsbeschreibung hat mich allerdings ziemlich neugierig gemacht: Ein ungleiches Paar – die konservative weiße Hexe Karla van Zomeren und der Schwarzmagier und Daimonenpartner Raoul Winter – werden auf eine Serie mysteriöser Einbrüche angesetzt. Gestohlen wurden eine Reihe alter und wertvoller Bücher über mögliche Weltuntergangsszenarien, aber auch billiger Ramsch zu eben diesem Thema.

Dass es hierbei auch zu Morden kam, wurde den beiden Ermittlern verschwiegen – und was der Täter mit den Büchern vorhat, ist völlig unklar.

Trotz ihrer persönlichen Differenzen – Schwarzmagier und weiße Hexen kamen noch nie besonders gut miteinander aus – machen sich die beiden an ihre Ermittlungen und kommen einem erschreckenden Plan auf die Spur.

Die Welt, in der Julian Frost ihre Geschichte spielen lässt, ist ziemlich faszinierend. Es ist unsere Welt, ergänzt um einen guten Schuss Magie und einer darauf aufbauenden Technik. Wen wundert’s da, dass der Leser bisher noch nichts von Morphischen Feldern, Sheldrake-Energien oder gar Memplex-Generatoren gehört hat – zumindest letzteres ist nicht weiter schlimm, Karla nach ist dieses Konstrukt eher ein Gedankenspiel als eine technische Möglichkeit.

Neben Hexen, Zauberern und „magisch Benachteiligten“ – den normalen Menschen – bevölkern einige weitere Wesen diese Welt. Besonders hervorzuheben sind hier Drachen und Vampire, da die beiden Hauptpersonen mit einigen Individuen aus diesen Rassen persönlich bekannt sind und diese so in einigen der Erzählstränge näher beleuchtet werden.

Die Welt und ihre Personen an sich sind schon ein ganzes Buch wert – mir hat das Setting noch um einiges besser gefallen als der Plot. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich den Übeltäter der Geschichte ziemlich schnell enttarnt hatte, was dem Buch einiges an Spannung genommen hat – dank der faszinierenden Welt jedoch nicht meine Leselust gemindert hat :-).

Die kleine Seitenhiebe auf die klassische Fantasyklischees, wie die finanzbegabten Drachen und der männliche Vampir als typischer Frauenmagnet, sowie die ständigen Diskussion des ungleichen Ermittlerduos runden die Geschichte amüsant ab und mildern die Wehmut ob der eher weniger spannenden Ermittlungen. Der Fokus lag eben einfach auf anderen Themen als ich erwartet hatte. Nicht auf düstere Weltuntergangsstimmung und komplizierten Ermittlungen, sondern auf eine facettenreiche Welt mit faszinierenden Gestalten – und damit meine ich nicht nur die zwei Hauptpersonen.

Ein Buch, dass sicherlich einen Leseblick wert ist – eine Leseprobe findet ihr hier – als Leser sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es eben kein klassischer Weltuntergangsroman ist und auch der kriminalistische Teil nicht übermäßig ausgeprägt ist (was ja nicht unbedingt schlecht sein muss ;-)).

Published in: on Juni 15, 2012 at 12:00 pm  Kommentar verfassen  
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