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Ann-Kathrin Karschnick Phoenix – Tochter der Asche Verlag: Papierverzierer 400 Seiten Taschenbuch ISBN-10: 3944544501 ISBN-13: 978-3944544502 14,95 € |
Schon die Aufmachung des Buches ist etwas Besonderes: Den Buchschnitt ziert eine große orangen Feder. Das Cover selbst zeigt eine geflügelte Frau, die (für die Geschichte nicht sehr zeitgemäß) mit einem Messer bewaffnet auf die verlassen wirkenden Häuser einer von dunklen Wolken umgebende Stadt hinunterblickt. Ich vermute, es handelt sich dabei um die Hauptperson der Geschichte, den Phoenix Tavi.
Seelenlos werden sie genannt, jene übersinnliche Wesen wie Hexen, Dämonen oder Phoenixe wie Tavi. Seit einem fehlgeschlagenen Experiment Anfang des 20. Jahrhunderts werden sie von den herrschenden Mächten, dem Saiwalo, gnadenlos gejagt und vernichtet.
Als Hamburg von einer Mordserie erschüttert wird, ist der Kontinentalarmee schnell klar, wer dahintersteckt: Seelenlose. Aber als der leitende Ermittler Leon bei seiner Suche auf den Phoenix Tavi trifft muss er anfangen, seine Überzeugungen zu überdenken. Warum nur scheint die Seelenlose ebenso wie er an der Aufklärung der Mordreihe interessiert zu sein?
Es ist eine ziemlich interessante Genremischung, die Ann-Kathrin Karschnick ihren Lesern in „Phönix – Tochter der Asche“ bietet: Das Setting ist eine parallele Welt, die sich spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts von der unseren zu unterscheiden beginn, auch wenn die Handlungsorte dem Leser durchaus bekannt sein sollten. Das Buch ist aber auch eine Dystopie, spielt es doch ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Magie und Wissenschaft spielen hier Hand in Hand. Teslaenergie versorgt fliegende Drohnen, während Geistseher mit ihren mythischen Kräften im Auftrag der Saiwalo Jagd auf magische Wesen jeglicher Art machen. Wesen, die ihren Ursprung in den Menschen haben, starke Gefühle zum Zeitpunkt des Todes entscheiden über eine Auferstehung als magisches Wesen.
Damit ist schon der Hintergrund des Buches ziemlich einzigartig und überaus faszinierend. Ein Hintergrund, der die Gedanken des Lesers auch mal von den Hauptdarstellern abschweifen und kreisen lässt und den Wunsch weckt, mehr über die Vergangenheit dieser Welt und den Personen die darin leben zu erfahren. Und ein paar Leckerbissen dieser Art sind tatsächlich gekonnt in die Geschichte eingewebt.
Nicht nur der Hintergrund der Welt ist bis ins letzte Detail ausgearbeitet, auch die Figuren sind sehr facettenreich dargestellt – allen voran natürlich Tavi, die aufgrund ihres Alters auf einige Erlebnisse und Erfahrungen zurückgreifen kann. Aber auch ihr junger Schützling Nathan ist als junger Teenager, der seine Macht und die Gefahr, die damit einhergeht, noch nicht wirklich verstehen kann, ebenso detailliert dargestellt wie der Soldat Leon, dessen Mutter ihn in die Jagd auf Seelenlose
eingeführt hat. Jeder von ihnen muss seinen Weg in der Welt finden – und viele der kleinen Ereignisse, die die Autorin schildert, führen sie in die eine oder andere Richtung.
Die Geschichte ist damit ziemlich emotional, nicht nur wegen der schon durch den Klappentext vorhersehbaren Liebesgeschichte – diese macht tatsächlich nur einen Teil des Buches aus. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den unausgeglichenen Kampf zwischen Seelenlosen und Saiwalo und der Aufklärung der Mordreihe. Eine Mordreihe, die ebenso in diesen Kampf verwickelt ist wie Tavis Vergangenheit.
„Phoenix – Tochter der Asche“ ist damit ebenso komplex wie die Genres, die Ann-Kathrin Karschnik darin vermischt hat. Eine Geschichte, die viel zu bieten hat: Spannung und Action in Form von Verfolgungsjagden, Versteckspielen und Kämpfen, die Suche nach Puzzlestücken, um auf die Spur des Mörders zu kommen und die wachsenden und sich verändernden Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren.
Mit dem Ende des Buches ist die Mordreihe aufgeklärt, die Geschichte von Tavi und Leon – und vielleicht auch die von Nathan – hat damit jedoch gerade erst begonnen. Ich bin gespannt, wie die Autorin sie in „Phoenix – Erbe des Feuers“ fortführen wird.
Die ersten Seiten dieses Bandes findet ihr hier.