Der geheime Name von Daniela Winterfeld

dergeheimename Daniela Winterfeld
Der geheime Name
Verlag: Knaur
528 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3426511274
ISBN-13: 978-3426511275
12,99 €

Das Cover des Buches zeigt die Spiegelung eines goldenen Blattes vor tiefschwarzem Hintergrund. Ein einfaches Cover, dass es doch irgendwie schafft, den Blick des Betrachters auf sich zu lenken und zumindest mich zum Buch hat greifen lassen. Tatsächlich ist es nicht nur hübsch anzusehen sondern passt sogar zur Geschichte – wenn auch nicht direkt auf den ersten Blick.

Seit sie denken kann ist Fina mit ihrer Mutter auf der Flucht. Angeblich fliehen sie vor Finas gewalttätigen Vater. Spätestens als Fina ihre Mutter vor dem nächsten plötzlichen Umzug mit ihrem Vater erwischt ist ihr klar, dass hier etwas faul ist. Spontan beschließt sie der stetigen Flucht und den Lügen ihrer Eltern zu entfliehen – zu ihrer Großmutter in die Lüneburger Heide. Unwissentlich begibt sie sich damit genau an den Ort, an dem die wahre Geschichte begann.

Wer kennt sie nicht die Geschichte vom Rumpelstilzchen und der Müllerstochter, die er lehrte Stroh zu Gold zu spinnen? Laut Daniela Winterfeld war er nicht der einzige seiner Art. Und wie bei Rumpelstilzchen und der Müllerstocher wird auch das Wesen in dieser Geschichte um seinen Lohn betrogen. Neben dem geheimen Namen des Wesens sind das die einzigen Gemeinsamkeiten, die „Der geheime Name“ mit dem altbekannten Märchen „Rumpelstilzchen“ hat.

Die Protagonisten ist nicht etwa die Müllerstochter, sondern deren Kind. Und der geheime Name des Wesens lautet auch nicht Rumpelstilzchen – das hätter Finas Mutter einiges an Ärger erspart. So ist sie nun seit nunmehr neunzehn Jahren mit ihrer Tochter auf der Flucht, während der Geheime seine Pläne schmiedet. Plänen, denen Fina in die Hand spielt, als sie Hals über Kopf zu ihrer Großmutter an den Rand des Moores zieht, in der ihre Mutter einst den Pakt mit dem Geheimen schloss.

Sein Gehilfe ist der Junge, den Finas Mutter an Finas Stelle ins Moor brachte: Mora. Ohne jemand anderen als den Geheimen zu kennen dient und leidet er schon seit Jahren unter dem Wesen. Nun soll er ihm bei der Erfüllung seiner Pläne helfen. Die Begegnung zwischen Mora und Fina ist dabei nur der erste Schritt.

Anders als der Leser rechnet der Geheime nicht mit den Gefühlen, die sich auf den folgenden Seiten langsam zwischen Mora und Fina entwickeln. Eine gegenseitige Faszination, der sich auch der Leser nicht entziehen kann. Und genau diese Beziehung ist es, die die Geschichte (und das Märchen) zum Leben erweckt. Anders als im Originalmärchen ist das Wesen, das auf die Erfüllung des Paktes drängt nicht besiegt. Grausam drängt es auf die Erfüllung des Pakts – ein Drängen das man zu einem gewissen Grad auch nachvollziehen kann. Die Vorgehensweise des Wesens lassen jedoch schnell eventuelle Sympathien des Lesers verschwinden. Nichtsdestotrotz ist „Der geheime Name“ längst nicht so Schwarz-Weiß wie das eigentliche Märchen.

Finas Mutter hatte (wie auch im Originalmärchen die Müllerstochter) einen guten Grund für den Bruch des Paktes – auch wenn sie die getroffene Entscheidung noch jahrelang verfolgt. Aber auch der Geheime hat den Pakt nicht aus Böswilligkeit geschlossen, auch wenn er Finas Familie und auch Mora bösartig schikaniert. Jede der Figuren hat seine eigenen Facetten – und auch wenn man sie nicht alle mögen kann (und sollte) kann man ihr Verhalten durchgängig nachvollziehen.

Die Szenerie der Geschichte könnte – sobald man im Moor angelangt ist – einem alten Grimms Märchen entsprungen sein. Düster und schaurig sind Finas erste Begegnungen mit dem Moor und auch dem Leser läuft beim Lesen schnell ein Schauer über den Rücken. Ich hätte nach dem Lesen der Geschichte jedenfalls nicht gewagt bei Dunkelheit in ein solches zu wandern.

Das Ende ist (wie es sich für ein Märchen gehört) ein Gutes – zumindest für die menschlichen Protagonisten. Vielleicht ist es sogar eines der Enden, die mit „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ endet – ganz so weit geht die Autorin hier nicht, als Leser kann man es sich aber sehr gut vorstellen. Mit allen Mitteln, die in der modernen Welt und in dem alten Märchen gegeben sind, sind die Weichen dafür jedenfalls gut gestellt.

Mir hat die stimmungsvolle Neuadaption des alten Märchens wirklich gut gefallen. Wenn ihr auch einen Blick hineinwerfen wollt findet ihr hier eine kleine Leseprobe.

Published in: on Juni 25, 2015 at 12:30 pm  Comments (1)  
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Flammenwüste von Akram El-Bahay

flammenwueste Akram El-Bahay
Flammenwüste
Verlag: Bastei-Lübbe
528 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3404207564
ISBN-13: 978-3404207565
9,99€

Das Cover des Buches lässt den Betrachter auf eine Wüstenlandschaft blicken, in die ein riesiger schwarzer Drache bedrohlich auf drei Wanderer hinab blickt. Mich hat das Cover ziemlich neugierig gemacht, die Kombination von Wüste und Drachen ist schließlich nicht gerade üblich und verleitet damit im Nu dazu, einen Blick ins Buch zu werfen.

Heimlich träumt Anûr ed-Din davon, selbst der Held einer der Geschichten zu sein, die er und sein Großvater Nûr ed-Din den Menschen erzählen, während sie ihrem Broterwerb als Geschichtenerzähler nachgehen. Als die Soldaten des Kalifen den Geschichtenerzähler Nûr ed-Din suchen um ihn in den Palast den Kalifen zu führen, gibt sich Anûr als sein Großvater aus, um einmal den Palast von innen zu sehen. Mit der Entschlüsselung uralter Rätsel und der Suche nach einem Drachen beginnt dann tatsächlich Anûrs eigene Geschichte.

Die Art der Geschichte gefällt mir ebenso wie die unzähligen Ideen, die Akram El-Bahay in seinem Buch untergebracht hat. Der Gedanke an eine Bibliothek der ungeschriebenen Bücher gefällt mir, nur zu gern würde ich mal einen Blick in eine solche Bibliothek werfen. Und auch die Völker in dieser Geschichte sind in klassischen Geschichten eher seltener zu finden, vom Volk der Sucher (den Hütern der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher) habe ich zum Beispiel noch nie gehört. Drachenmenschen kennt man schon eher, die Nori als solche nicht. Und auch wenn Drachen, Ghule, Dschinne und Ifriten dem Leser fantastischer Romane wohl nicht fremd sind, ist die Kombination selbiger etwas Neues.

Das Einbringen von orientalischen Märchen und Geschichten, die Anûr oder sein Großvater erzählen oder erzählt bekommen, erinnert an die Märchen aus Tausendundeine Nacht – auch wenn die Haupthandlung hier weitaus länger und wichtiger ist als die in der orientalischen Märchensammlung. Hier umrahmen die kurzen Geschichten nur die Haupthandlung und verleihen ihr so etwas mehr orientalisches Flair.

Der Plot selbst ist relativ gradlinig, auch wenn mich das Auftauchen der verschiedenen Figuren doch immer wieder überraschen konnte. Die Helden selbst sind ziemlich jung, Jugendliche, die den Großteil ihres Lebens noch vor sich haben und denen einiges an Erfahrung fehlt. Abgesehen von Anûr bleiben sie allerdings relativ blass – und selbst Anûr, dessen Gedankengänge dem Leser nicht verschlossen bleiben, konnte mich nicht wirklich mitreißen. Die Gefahren, die er und seine Gefährten meistern müssen sind überwältigend (zumindest bei der ersten Erwähnung), letztendlich werden sie aber doch relativ einfach gemeistert. Damit fand ich die Geschichte insgesamt nicht übermäßig spannend. Trotzdem hat die Geschichte doch ein besonderes Flair und viele Kleinigkeiten, die in Erinnerung bleiben: Der ausgelassene fliegende Teppich, die Bibliothek der vergessenen Bücher, die Sucher und ihre Sammlung und die Geschichten der Geschichtenerzähler (zumindest einige davon).

Wirklich überzeugen konnte mich das Buch allerdings nicht. Vielleicht bin ich einfach schon zu belesen, um mich vom jungen Anûr und seiner Geschichte mitreißen zu lassen und vielleicht ist gerade für jüngere Leser der glatte Verlauf genau das Richtige – für mich war es das trotz des wundervollen Settings und der schönen Ideen leider nicht.

Published in: on September 24, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Seeherzen von Margo Lanagan

seeherzen Margo Lanagan
Seeherzen
Verlag: Rowohlt
336 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3499211602
ISBN-13: 978-3499211607
16,99 €

Das Cover des Buches könnte vermutlich zu vielen Geschichten passen, solange sie nur am Meer spielen: Es zeigt die Silhouette einer Frau, die auf steinigen Klippen aufs Meer hinaus schaut, während ihr Schal im Winde weht. Ein poetisches Cover, das gut zur Geschichte passt – auch wenn es den Leser vermutlich etwas anderes erwarten lässt als er dann zwischen den Buchdeckeln findet.

Miskaella ist anders. Eine Andersartigkeit, die sie schon als Kind zu spüren bekommt – umso stärker, als sich ihre merkwürdige Gabe zeigt. Sie kann die Robben rufen und beeinflussen. Einsam, ungeliebt und ausgenutzt lernt sie ihre Magie zu meistern und damit jene zu bestrafen, die ihr einst Unrecht taten: Die Männer und Frauen von Rollrock Island. Ihre Magie treibt Frauen und Männer auseinander, verändert das Schicksal so mancher Menschen und ist doch nicht mehr als das Abbild einer fast vergessenen Zeit.

Magie findet sich in dieser Geschichte nur am Rande, „Robbenliebe“ wird sie genannt – und ist zumindest hier vermutlich der Grund für die Geschichten über Meerjungfrauen und Selkies. Eine alte Legende besagt, dass auch die Menschen von Rollrock unter ihren Ahnen welche finden werden – auch wenn dieses Wissen streng gehütet und nicht gern gesehen ist. Wirklich erinnern tun sich nur die wenigsten – und recht ungern, wenn man die Reaktionen auf die Gabe der jungen Miskaella betrachtet. Letztendlich ist es aber weder Miskaellas Gabe noch die Geschichte der Robbenfrauen und -männer, die Margo Lanagan in „Seeherzen“ erzählt.

Schon der Klappentext bezeichnet „Seeherzen“ als „mehr als allein eine Geschichte“. Das Buch erzählt nicht nur eine, sondern mehre Geschichten über Melancholie, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung. Gefühle, die der Leser aus jedem Satz herauslesen, sogar mitfühlen kann. Jede der Figuren, die Margo Lanagan in ihrem Buch zu Wort kommen lässt, gibt dem Leser einen tiefen Eindruck in deren Gefühlswelt – und stellt gleichzeitig einen kleinen Aspekt in der Geschichte der Insel dar.

Dennoch bleibt die Insel so unnahbar, wie ihre Figuren greifbar sind. Rockroll könnte überall sein, die Geschichte der Menschen auf ihr zu jeder Zeit spielen. Und das Schicksal, dass die Menschen ereilt, ist ebenso grausam wie nachvollziehbar. Die Abneigung der Inselbewohner gegenüber der komischen Miskaella ist dabei genauso nachvollziehbar wie Miskaellas Reaktion – beide sind eben einfach menschlich. Aber was bleibt einem Menschen, dem Liebe und Zuneigung verwehrt bleiben? Was wird er verändern, wenn er die Macht hat, Veränderungen zu bewirken – und wie wirken sich die Veränderungen auf die einzelnen Menschen in seiner Umgebung aus? Davon erzählen Margo Lanagans Figuren. Völlig authentisch beschrieben, kann man jede einzelne verstehen – und das, obwohl die Autorin es versteht, die dunklen Seiten eines jeden ans Tagelicht zu bringen. Dunkle und düstere Gefühle überschatten damit die vom rauen Meer und Wind zerklüftete Insel. Liebe und Zuneigung sind hier seltener zu finden als Traurigkeit und Verzweiflung. Und dennoch gibt es immer wieder Hoffnungsschimmer: Gefühle und Taten, die den Leser hoffen lassen – auch wenn diese Hoffnung öfter vergebens ist, als sich bewahrheitet. Dennoch gibt es immer wieder Funken, die sie am Leben halten – und mit der Letzten Seite schwelt es wieder, das Feuer der Hoffnung.

Es ist eine bittersüße Geschichte, die Margo Lanagan erzählt. Eine Geschichte, die nur leicht fantastisch, eher märchenhaft zu nennen ist, die die Gedanken der Leser beschäftigt und mit der letzten Seite sehr nachdenklich zurück lässt. Wer weiß schon, ob sich die Geschichte so oder so ähnlich nicht wiederholen wird oder schon wiederholt hat? Nichtsdestotrotz lässt die Geschichte den Leser auch mit Hoffnung im Herzen zurück. Dann, wenn sich mit der letzten Seite die ersten leichten Fäden eines Happy Ends erahnen lassen und sich zeigt, dass in jeder Figur einige der positiven Gefühle hausen.

„Seeherzen“ ist keine einfache Geschichte, keine leichte Kost und definitiv keine typische Fantasy – eher ein poetisches Märchen, ein Buch zum Nachdenken, Grübeln und Fühlen. Aber auch eine Geschichte, die den Leser mitreißt und selbst mit der letzten Seite noch nicht loslässt. „Seeherzen“ ist eben mehr „als allein eine Geschichte“: Ein Buch, für das man sich Zeit nehmen muss, nur dann kann einen die Geschichte mitreißen, in einem Strudel aus Gefühlen, durchmischt von einem leichten Hauch Magie.

Hier könnt ihr selbst einen ersten Blick auf die Insel erhaschen.

Published in: on April 19, 2014 at 9:00 am  Kommentar verfassen  
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Die Seele des Ozeans von Britta Strauss

seeledesozeans Britta Strauss
Die Seele des Ozeans
Verlag: Drachenmond Verlag
384 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3931989828
ISBN-13: 978-3931989828
14,90 €

Am besten lässt sich das Cover mit den Worten der Autorin beschreiben: „Eine wunderschöne Frau zierte das Cover. Nackt, mit anmutig vor der Brust gekreuzten Armen. Offenbar befand sie sich unter Wasser, denn die Strähnen ihres langen Haares umgaben sie wie wogender Tang.“ Das Cover ziert nämlich nicht nur die Ausgabe des Drachenmondverlags, sondern auch das des Buches, das den Protagonisten der Geschichte in den Bann zieht. Mir würde kein passenderes Cover für die Geschichte einfallen.

Es sind die merkwürdigen Worte seiner Mutter und ihre Bitte, die Kjell ihren Roman, „Die Seele des Ozeans“, aufschlagen lässt. Eine Geschichte, die ihn einmal begonnen nicht mehr aus seinen Bann lässt – und ihm ein Geheimnis enthüllt, dass sich mit der Tiefe des Ozeans messen kann. Denn „Die Seele des Ozeans“ ist weit mehr als nur eine einfache Geschichte.

Ebenso wie Kjell hat auch mich die Geschichte seiner Mutter gleich in den Bann gezogen. Zum Glück war er nach den ersten Seiten ebenso neugierig auf den Inhalt wie ich – nicht auszudenken, wenn er es achtlos hätte liegen lassen und ich damit nie in den Genuss der Geschichte gekommen wäre. Eine Geschichte über eine totkranke junge Frau, Fae, und einen geheimnisvollen Menschen aus dem Meer, der ebenso heißt wie die Hauptperson der Rahmenhandlung: Kjell. Es ist eine Geschichte über die Liebe zweier Menschen (oder Wesen) zueinander, aber auch eine Geschichte über die Liebe zum Ozean. Es liest sich wie ein Märchen und wie ein Märchen hat es auch seine dunklen Seiten: Hier ist es ein finsterer Mann, der mit Hilfe dunkler Mächte den weißen Wal, der Kjell schuf, schon seit Jahrhunderten jagt – eine Figur, die tatsächlich aus „Moby Dick“ sein könnte. Sein Motiv ist auf eine gewisse Weise durchaus nachvollziehbar: Rache für den Tod seiner Frau. Sympathisch macht es ihn nicht, lässt ihn aber von einem Hauch von Melancholie umwehen – zumindest anfangs.

Tod und Leben hängen in dem Buch genau so eng zusammen wie Liebe und Hass. Mit dem Tod beginnt diese Geschichte und mit dem Tod endet sie, nicht ungewöhnlich für die Geschichte eines Lebens. Die Gefühle in diesem Buch sind es allerdings schon, ungewöhnlich stark bilden sie einen bunten Strudel, der nicht nur Kjell in den Bann der Geschichte zieht. Eine Geschichte, die sowohl märchenhafte als auch überaus reale Elemente aufweist: Meeresfilmerei, Tauchgänge und die tödliche Krankheit sind weit von märchenhaften Erzählungen entfernt – umso schöner ist es, diese über den Ozean verbunden zu wissen, über die Begegnung von Märchen und Realität zu lesen. Zu merken, wie das, was märchenhaft scheint, sich langsam den Weg in Kjells Leben bahnt – oder war es einfach schon immer unbemerkt da gewesen? Die Unterwasserausflüge an Kjells Seite könnten jedenfalls genau so gut real wie auch einem Märchen entsprungen sein. Narwale, Delphine, Haie und Tintenfische in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, ein Teil davon zu sein – davon können viele Menschen nur träumen. An Kjells Seite oder durch die Kameralinse von Faes Begleiter wird man Teil davon. Die Liebe zwischen Kjell und Fae ist nicht die einzige, die man zwischen den Seiten spürt, auch die Liebe zum Meer, die die alte Generation mit der neuen verbindet, die Autorin mit dem Leser – und die Menschen mit dem Meer.

Mit dem Ende des Buches ist die Geschichte von Fae und Kjell zu Ende. Ich vermag nicht zu sagen, ob es ein gutes Ende ist, auf jeden Fall ist es eines, das der Geschichte würdig ist. Eines, bei dem sich Märchen und Realität einmal mehr vermischen. Kjells Geschichte hat jedoch gerade erst begonnen, mit der Rahmenhandlung des Buches legt die Autorin den Grundstein für seine Geschichte. Die Geheimnisse, die sich ihm beim Lesen und im Gespräch mit seiner Mutter offenbart haben, haben begonnen sein Leben zu verändern – und auch, wenn man als Leser seine Vermutungen hat, wird man wohl erst mit der Fortsetzung, „Das Herz des Ozeans“, erfahren, wie es mit ihm weitergeht. Ich jedenfalls bin gespannt.

Hier könnt ihr selbst einen ersten Blick ins Buch werfen – und euch dann vielleicht genau so verzaubern lassen wie ich.

Published in: on März 19, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Mein Herz zwischen den Zeilen von Jodi Picoult und Samantha van Leer

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Mein Herz zwischen den Zeilen
Verlag: Boje
288 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3414823659
ISBN-13: 978-3414823656
14,99€

Das Cover von „Mein Herz zwischen den Zeilen“ könnte die Karte eines Kartenspiels zeigen, zumindest weisen die Buchstaben oben rechts und unten links darauf hin. Die Karte ist allerdings zweigeteilt, oben Dame, unten König: Der obere Teil zeigt eine junge Dame, respektive Mädchen vor blassrosa Hintergrund, während der untere Teil einen Jungen vor hellblauen Hintergrund zeigt. Eine schwarze Wolke aus Buchstaben den Schattenschnitten einiger Märchenfiguren verbindet die zwei Hälften. Das Cover ist damit wirklich gelungen – und voller Anspielungen auf die eigentliche Geschichte.

Deliah liebt das alte Märchenbuch „Ein Herz zwischen den Zeilen“, das sie in der Schulbibliothek gefunden hat – sie kann Stunden damit verbringen, die Geschichte wieder und wieder zu lesen. Als der Held der Geschichte, Prinz Oliver, Kontakt zu ihr aufnimmt und sie um Hilfe bittet, nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Aber können die Figuren eines Buches wirklich real sein?

Die Geschichte beginnt mit dem erste Kapitel des Märchenbuchs „Ein Herz zwischen den Zeilen“. Bebildert wie eines der alten Märchenbücher erzählt es den Beginn von Prinz Olivers Geschichte. Für die Figuren des Buches ist das Märchen jedoch nichts als ein Schauspiel, das ihr Leben immer wieder unterbricht. Ein Leben, das, wenn kein Leser seine Nase ins Buch steckt, ganz anders verläuft als man denkt. Und ein Schauspiel, das zumindest Oliver zum Hals raushängt. Deliah hingegen liebt dieses Schauspiel und könnte – welche Leseratte kann es ihr verdenken – Stunden mit der Nase in diesem Buch verbringen. Eine Tatsache, die sie dem Leser überaus sympathisch macht, ihre Mutter jeodch zur Sorge veranlasst (und einen Psychologen zu Rate ziehen lässt).

Als Leser springt man innerhalb des Buches zwischen dem Märchen, welches das Buch im Buch „Mein Herz zwischen den Zeilen“ erzählt, zwischen Olivers Leben zwischen den zugedeckten Buchdeckeln und Deliahs Leben in der realen Welt hin und her. Ein Leben, das für Delia nicht wirklich gut läuft – der Leser versteht schnell, warum sie ihm beim Lesen eines Buches entfliehen möchte. Als das Leben der Buchfiguren eine kleine Spur in der Geschichte hinterlässt, ist Deliahs überrascht – und als Prinz Oliver ihre Aufmerksamkeit spürt, fasst er all seinen Mut zusammen und nimmt Kontakt mit ihr auf. Ein Kontakt, der trotz der Barriere zwischen ihnen schnell enger wird: Endlich haben die zwei jemanden gefunden, der sie versteht. Und mit der Hoffnung der Jugend versuchen die zwei, die Barriere zwischen ihnen zu überwinden. Keine leichte Aufgabe, wenn einem niemand glaubt – weder zwischen den Seiten noch in der realen Welt. Und auch die Geschichte selbst hat ihren eigenen Willen.

Die Idee des Buches ist wirklich gut, auch ich habe beim Lesen überlegt, was die Figuren mancher meiner Bücher wohl in ihrer „Freizeit“ machen. Deliahs und Olivers Versuche, die Barriere zu überwinden, sind gut durchdacht – auch wenn sie von unzähligen Fehlschlägen überschattet sind. Fehlschläge, die den Leser immer tiefer in Olivers Welt führen, aber auch langsam die Hoffnung für die zwei verlieren lassen. Zum Glück gibt es dann wie im Märchen ein Happy End für die zwei mit einer Lösung, die absolut einleuchtend – schlussendlich sogar ziemlich einfach – ist. Der Art der Helden geschuldet ist die Geschichte allerdings auch recht unspektakulär, spannende Kämpfe fehlen ebenso wie der strahlende Held. „Mein Herz zwischen den Zeilen“ (beide Ausgaben) ist einfach ein romantisches Märchen, dessen Figuren mit einigen gewitzten Ideen aufwarten. Eine interessante Abwechslung für die Leser, die – wie Deliah – immer wieder ihre Nase in ein Märchenbuch vergraben.

Den Anfang des Märchens findet ihr hier.

Published in: on März 1, 2014 at 12:30 pm  Comments (1)  
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Grimms Manga 01 von Kei Ishiyama

grimmsmanga01 Kei Ishiyama
Grimms Manga 01
Verlag: Tokyopop
160 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3865803954
ISBN-13: 978-3865803955
6,50 €

Grimms Manga 01 enthält eine kleine Sammlung der altbekannten Märchen wie Rotkäppchen, Rapunzel oder Hänsel und Gretel im Mangastil. Aber ebenso wie die Aufmachung ist auch der Inhalt der Märchen nicht derselbe wie in den altbekannten Märchen der Gebrüder Grimm.

Das Cover des Buches wirkt auf mich wie das eines typischen Mangas: Zumindest das junge Mädchen mit dem kurzen Rock und der roten Kappe – vermutlich Rotkäppchen – passt, ebenso wie der Wolfsjunge hinter ihr, zu meiner Vorstellung eines Mangas. Der Hintergrund ist eher fantastisch beziehungsweise märchenhaft gehalten: Eine Burg, ein junger Jäger (oder Prinz) mit einem Falken und ein Hexenhäuschen sind mir dabei als erstes ins Auge gefallen. Insgesamt also ein stimmiges Cover mit eindeutigem Bezug zum Buch.

Die Märchen an sich sind (nicht nur wegen ihres Titels) eindeutig zu identifizieren, auch wenn die Protagonisten zum Teil deutlich verschieden sind: Der Wolf in „Rotkäppchen“ ist in dieser Sammlung weit entfernt davon, böse zu sein; Rapunzel ist ein Mann; sowohl Hänsel als auch die Hexe in „Hänsel und Gretel“ sind ganz anders als im ursprünglichen Märchen. Die Idee gefällt mir – gerade der junge Wolf aus Rotkäppchen hat es mir ziemlich angetan – und auch die grafische Umsetzung ist wirklich gelungen. Was mir – neben dem mangatypischen Rückwärtslesen – nicht gefällt ist die Kürze, in der die Geschichten abgehandelt werden. In „Rotkäppchen“ erwartet den Leser letztendlich nur ein kurzer Spaziergang zur Großmutter, bei „Rapunzel“ und „Hänsel und Gretel“ mehr oder weniger kurzes Liebesgeplänkel. „Die zwölf Jäger“ und „Die zwei Brüder“ sind im Gegensatz zu den zuvor genannten etwas detaillierter und länger – vermutlich ist das der Länge des Originals geschuldet – und gefallen mir damit deutlich besser. Aber auch bei ihnen sind einige der „alten“ Szenen unter den Zeichentisch gefallen. Mir hat damit in jedem der Märchen etwas gefehlt, eine Tatsache, die auch die tolle grafische Darstellung nicht kompensieren konnte.

Damit kann ich Grimms Manga nicht wirklich weiterempfehlen, auch wenn mir Idee und Grafik gut gefallen. Vermutlich ist die Reihe eher etwas für „richtige“ Mangaleser, buchbegeisterte Märchenleser sollten sich eher auf anderen Lesestoff verlegen.

Wenn ihr trotzdem einen Blick riskieren wollt, findet ihr hier eine Leseprobe zum Sammelband (die gezeigten Ausschnitte sind allerdings nicht Teil des rezensierten Mangas).

Published in: on Februar 12, 2014 at 6:30 pm  Comments (2)  
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Wie Monde so silbern von Marissa Meyer

wiemondesosilbern Marissa Meyer
Wie Monde so silbern
Verlag: Carlsen
416 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3551582866
ISBN-13: 978-3551582867
18,90 €

„Wie Monde so silbern“ ist der erste Teil von Marissa Meyers Luna-Chroniken, die alte Märchen in eine andere Welt und eine andere Zeit versetzt und sie wirklich anders neu erzählen.

Das Cover des Buches ist komplett in schwarz gehalten und dann mit Unmegen von silbernen Schuhen bedruckt. Ein echter Hinkucker, der zumindest mir gleich klar gemacht hat, welches Märchen Marissa Meyer in diesem Buch neu erzählt: Aschenputtel.

Seit dem Tod ihres Adoptivvaters lebt Cinder bei ihrer Stiefmutter, die nie verstanden hat, warum ihr Mann einen Cyborg bei sich aufgenommen hat – und Cinder die Schuld am Tod ihres Mannes gibt. Notgedrungen hat sie Cinder bei sich aufgenommen, lässt sie aber stets spüren, dass sie nicht zur Familie gehört. Während ihre Schwestern auf dem Ball beim Prinzen vorbereitet werden, geht Cinder ihrer Arbeit als Mechanikerin nach – irgendwie müssen die Ausgaben der Familie ja bezahlt werden. Als der Prinz selbst sie an ihrem Stand besucht könnte sich das alles ändern, aber dann erkrankt ihre Schwester an der tödlichen blauen Pest.

Wie ich werden sicherlich einige bei dem Namen der Hauptperson an Cinderella (dem englischen Namen für Aschenputtel) gedacht haben. Und tatsächlich gibt es einige Parallelen zu dem Märchen, auch wenn Cinder in dieser modernen Welt nicht gerade in Lumpen und Asche lebt, eher mit und zwischen ausgesorgten Schrott, befleckt von Motoröl. Ihre mechanischen Teile sind alt und ihre Arbeit schmutzig, dennoch wirkt Cinder einigermaßen zufrieden. Ihre kleine Schwester Peony mag sie und die ziemlich menschlich wirkende Hausdroidin Iko ist ihr eine gute Freundin. Ihre Stiefmutter hingegen macht ihr das Leben zur Hölle. Und die Tatsache, dass die restliche Gesellschaft Cyborgs abfällig betrachtet und sie grundsätzlich nicht für voll genommen werden, grenzt Cinder trotz ihres guten Rufs als Mechanikerin auch am Markplatz richtiggehend aus. Kein Wunder, dass Cinder ihre „Andersartigkeit“ so gut wie möglich verbirgt – vor allem gegenüber dem Prinzen, der für eine Reparatur seiner Lehrdroidin bei ihr vorbeischaut. Eine Droidin, die Daten von höchster Wichtigkeit enthält und die die im richtigen Märchen so wichtige Brautschau völlig in den Hintergrund drängt. In „Wie Monde so silbern“ geht es nicht darum, den Prinzen zu heiraten – auch wenn das Knistern zwischen Cinder und ihm deutlich zu spüren ist – sondern darum, eine Verschwörung aufzudecken und die böse Königin von Luna (dem Mond) davon abzuhalten, durch Heirat die Macht über das Reich zu erlangen. Ihren lunaischen Kräfte (früher hätte man sie vermutlich als Hexe bezeichnet, jetzt werden ihre Fähigkeiten mit Begriffen wie Telepathie beschrieben) gibt es dabei nicht viel entgegenzusetzten. Und auch ihrer finsteren Armee möchte sich keiner der Staaten auf der Erde entgegenstellen. Die einzige Hoffnung ist die rechtmäßige Erbin des Thrones von Luna, die seit Jahren als verschollen oder tot gilt. Nebenher gilt es auch ein Mittel gegen die tödlichen blauen Pocken zu finden, denn nicht nur Cinders Schwester, auch der Kaiser ist an ihnen erkrankt. Ein Kampf, an dem Cinder gegen ihren Willen stärker beteiligt wird als ihr lieb ist, schließlich sollen die Daten auf der Droidin des Prinzen den Durchbruch in der Suche nach der verschollenen Prinzessin bringen.

Damit ist das eigentlich Märchen nicht mehr als der Aufhänger der ganzen Geschichte; eine böse Königin würde man eher Schneewittchen als Aschenputtel zuordnen, eine tödliche Krankheit ist mir aus keinem Märchen bekannt und Droiden, Cyborgs und Raumschiffe wirken auf den ersten Gedanken völlig abwegig – auch wenn sie sich in dieser Geschichte perfekt in das Geschehen einpassen. Marissa Meyer schafft es tatsächlich, Märchen und Science Fiction gekonnt zu etwas Neuem zu verweben, moderne Technik und Magie (oder auch Parapsychologie) mit althergebrachtem zu verbinden. In manchen Ecken der Geschichte findet man Verweise auf das ursprüngliche Märchen, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt (nicht alle sind so offensichtlich wie der Name der Protagonistin), die Geschichte selbst ist aber eine eigene. Eine, die mit „Wie Monde so silbern“ erst beginnt. Zu einer Auflösung kommt es in diesem Buch nämlich nicht – im Gegenteil, gegen Ende sieht es sogar ziemlich schlecht für die Protagonisten auf. Ein kleiner Hoffnungsschimmer und das Wissen darum, dass Märchen eigentlich immer gut ausgehen, sind es, die den Leser mit der letzten Seite nicht aufgeben lassen, sondern auf die gerade erschienene Fortsetzung „Wie Blut so rot“ hoffen lassen. Ich werde sicher sehr bald danach greifen.

Ihr könnt ja derweil hier einen Blick in dieses Buch werfen.

Published in: on Januar 25, 2014 at 6:00 pm  Kommentar verfassen  
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Im Garten der Pusteblumen von Noelia Blanco und Valeria Docampo

Mir hat damals schon der Buchtrailer gereicht, um zu wissen, dass „Im Garten der Pusteblumen“ eines der Bücher ist, die man wirklich gerne im Regal stehen hat – und auch immer wieder hervorholen wird.

imgartenderpusteblumen Noelia Blanco und Valeria Docampo
Im Garten der Pusteblumen
Verlag: mixtvision
40 Seiten
ISBN-10: 3939435260
ISBN-13: 978-3939435266
13,90 €

Das wunderschöne Cover des Bilderbuches zeigt eine junges Mädchen, mit vom Wind flatternden roten Haar, das umgeben von riesigen Pusteblumen eine einzelne Pusteblume mit ihren Wünschen dem Wind übergibt. Ein wunderschönes Bild, das mindestens zum Träumen, vielleicht sogar zum Wünschen anregt.

Mit der Erfindung der „perfekten Maschinen“ haben die Menschen im Tal der Windmühlen das Träumen und Wünschen verlernt – einzig die junge Schneiderin Anne träumt noch von mehr als dem perfekten Moment auf Knopfdruck. Und so macht sie sich auf die Suche.

Wie auch das Cover sind auch die Illustrationen im Buch wirklich gelungen. Die vernetzen Menschen in ihren trüben Farben, das farblose Windmühlental und die kleine Schneiderin Anna, die sich ihre Farben – und ihre Wünsche – noch bewahrt hat. Bei ihrer Suche stellt sie fest, dass sie das sie damit nicht allein ist: Es gibt noch andere Menschen mit Wünschen (und daher auch in Farbe). Beim Austausch werden die Bilder bunter und erreichen damit letztendlich auch die farblosen Menschen und ihre Maschinen. Wort und Schrift ergänzen sich durchweg perfekt, auch die Wörter schaffen es, in den Gedanken des Lesers farbenprächtige Bilder entstehen zu lassen.

Die Botschaft des Buches inmitten einer tatsächlich vernetzten Welt ist dabei – zumindest für die erwachsenen Leser – schnell klar: Egal wie perfekt (und nützlich) Maschinen sein können, man sollte darüber nie das Wünschen (und Träumen) verlernen. Denn wirklich fliegen kann man nur mit den eigenen Gedanken.

„Im Garten der Pusteblumen“ ist ein wunderschönes Bilderbuch, das wirklich zu Recht als Nachfolger zu „Die große Wörterfabrik“ gehandelt wird. Die Bilder im Buch sind genau so schön, vielleicht sogar ein bisschen schöner als die im Vorgänger – auch wenn mich die Geschichte von der Wörterfarbik ein klein wenig mehr mitreißen konnte. Freude beim Betrachten, Lesen und Erzählen garantiert „Im Garten der Pusteblumen“ aber ebenso wie sein Vorgänger.

Und auch wenn ich finde, dass für diese Geschichte der Trailer viel passender ist, als jede Leseprobe sein kann: Hier könnt ihr einen ersten Blick ins Buch werfen.

Published in: on Januar 11, 2014 at 9:00 am  Comments (2)  
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Magical von Alex Flinn

magical Alex Flinn
Magical
Verlag: Baumhaus
480 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3833901047
ISBN-13: 978-3833901041
12,99 €

Schon das Cover mit dem weißen Tanzschuh auf einem lilafarbenen Kissen vor schwarzem Hintergrund lässt den Leser an eine märchenhafte Geschichte denken, Aschenputtel vielleicht. Aber auch wenn „Magical“ eine etwas andere Art eines modernen Aschenputtel erzählt, bleibt es nicht nur bei diesem Märchen. Passend ist das Cover trotzdem, die Aspekte von Aschenputtel nehmen einen Großteil des Buches ein.

Kendra ist vierzehn, als die Pest im Jahre 1666 fast ihre ganze Familie dahinrafft. Einzig ihr Bruder Charlie ist ihr geblieben. Nur mit Hilfe von Magie kann sie sein Leben retten. Aus Angst vor einer Verfolgung als Hexe flieht Kendra mit ihrem Bruder – direkt in das Lebkuchenhaus einer alten Hexe. Doch das ist erst der Anfang von Kendras wenig märchenhaftem Leben.

Lesern von Alex Flinns „Beastly“ wird der Name Kendra bekannt vorkommen. Tatsächlich handelt es sich bei der Hauptperson von „Magical“ um eben jene Hexe, die den arroganten Kyle Kingsbury in eine Bestie verwandelte. Nach ein paar einleitenden Worten erzählt sie ihre eigene Geschichte (hin und wieder auch mit kleinen Verweisen auf „Beastly“ gespickt). Die Geschichte, wie sie zu dem wurde, was sie ist: Eine ausgebildete Hexe – und stets auf der Flucht. Eine Geschichte, die den märchenbewandeten Lesern ziemlich stark an das Märchen von „Hänsel und Gretel“ erinnert.

Aber die Zeiten ändern sich. Und nun steht Kendra vor der Entscheidung, jemandem beizustehen: Emma, deren Leben durch den Einzug ihrer Stiefschwester Lisette gehörig durcheinander gewirbelt wird. Die Hoffnung auf Freundschaft zwischen den Stiefschwestern erlischt schnell – und das, obwohl Emma mehr als nur Willens ist ihre Schwester willkommen zu heißen. In Fetzen und Asche geht Emma deswegen nicht, sie ist zumindest materiell gut abgesichert – und damit beileibe kein klassisches Aschenputtel. Ähnlich unglücklich ist sie vermutlich trotzdem.

Kendras Erinnerungen an und Erfahrungen aus den vergangenen Jahrhunderten, die Emmas Geschichte immer wieder unterbrechen, zeigen jedoch schnell, warum Kendra sich nicht voller Tatendrang an Emmas Unterstützung macht. Ihre früheren, durchweg gut gemeinten Einmischungen waren nicht immer von Erfolg gekrönt. Manchmal zwar erfolgreich für den Unterstützten (zumindest im Nachhinein), aber nicht für sie selbst. Andere hatten tatsächlich überhaupt kein gutes Ende – jeder kennt schließlich den Ausgang der Geschichte von der kleinen Meerjungfrau (auch hier war Kendra maßgeblich beteiligt). Die Einordnung der Märchen in den historischen Kontext, zum Beispiel den Untergang der Titanic, lassen sie dabei noch etwas wirklicher wirken als es Kendras Augenzeugenerzählungen allein tun. Man hat fast das Gefühl, die märchenhafte Magie in unserer Welt zu spüren.

Letzendlich geht es in „Magical“ allerdings nicht um Kendra, sondern um Emma: Sympatisch und hilfsbereit, nicht gerade in, aber durch den Reichtum ihrer Eltern gut versorgt. Ihre Stiefschwester ist das Gegenteil: Absolut hip, aber quasi „bettelarm“. Sie erschleicht sich Emmas Zuneigung und nutzt diese dann gnadenlos aus – zumindest bis zum Tod ihres gemeinsamen Vaters. Danach bleibt ihr nur noch emotionaler Terror – der Emma ziemlich mitnimmt. Zum Glück steht ihr zumindest eine Mitschülerin zur Seite: Kendra. Die üblichen Highschool-Verwicklungen bilden da nur den üblichen, aber ziemlich amüsanten Hintergrund. Ich habe zumindest noch nie davon gehört, dass jemand von der Schulleitung aufgefordert wird, kürze Röcke zu tragen (ansonsten ließen sich ja Waffen darunter verbergen).

Die Charaktere sind sympathisch (zumindest die meisten), die einzelnen Märchenadaptionen amüsant (und weit genug vom Original entfernt, um nicht vollständig vorhersehbar zu sein) und die kleinen Verweise auf „Beastly“ gelungen in die Geschichte eingearbeitet. Das ziemlich überraschende (und glückliche) Ende hat mich zum Schmunzeln gebracht (letzendlich ist nicht immer Magie von Nöten) und das Buch absolut zufrieden schließen lassen. „Magical“ ist damit für mich mindestens so gut wie „Beastly“ und weit besser als das doch sehr überfrachtete „Kissed“. Ich bin mir sicher, dass es den begeisterten Lesern von „Beastly“ ebenso gut gefallen wird wie mir.

In die Geschichte reinschnuppern könnt ihr hier.

Published in: on Januar 8, 2014 at 12:30 pm  Comments (5)  
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Wohin die Blätter wehen von Cord Moor

wohindieblätterwehen Cord Moor
Wohin die Blätter wehen
124 Seiten
Ebook
ASIN: B00AB2U6AG
2,99 €

Das Titelbild dieses Buches stammt vom Autor selbst – und ist meiner Meinung nach ziemlich gelungen: Den pergamentfarbenen Hintergrund durchzieht ein einzelner Flügel, während man in der Ferne die Bäume eines Waldes erkennen kann. Zwei grüne Blätter (dem Autor nach ein Symbol für die beiden Protagonisten) bilden das Zentrum des Covers. Ein schönes, schlichtes Cover mit Bezug zur Geschichte – was will der geneigte Leser mehr?

Der Grund für ihre erste Begegnung ist ebenso düster wie die dunkle Aura des Waldschrates: Ein menschlicher Bösewicht hat der kleinen Fee ihre Flügel genommen. Die drei Wünsche, die sie dem Schrat für ihre Rettung gewährt, bringen der Fee ihre Flügel und ihren Glanz zurück und ihm die große Liebe. Das eigentliche Abenteuer beginnt jedoch erst mit einer Einladung zum Hof der Wolkenelfen: Denn wie soll der Waldschrat ohne Flügel seine Liebste dorthin begleiten?

Ist der Anfang noch märchenhaft und idyllisch (wenn auch ein bisschen dunkel) wird die Geschichte kurzzeitig richtig düster – und das nicht wegen des Schrates, der in dem dunklen Wald haust. Die Taten eines Menschen sind es, die selbst den hartherzigen Schrat erzürnen. Das Lachen der Fee erweicht dieses Herz und mit dem Verschwinden des finsteren Gesellen kommt auch das Licht in den Wald zurück. Ein märchenhaftes Licht, das bis in die Hallen der Wolkenelfen scheint und dem Pärchen eine Einladung in eben diese beschert.

Eine Einladung, die die beiden Protagonisten auf eine Reise führt, die es mit List, Kraft und neuen Freunden zu bestehen gilt. Eine Reise, bei der sich das anfängliche Märchen zu einem Fantasyroman wandelt. Haben Waldschrat und Fee noch märchentypisch keine Namen (oder sind dem Leser zumindest unbekannt), haben es die Wesen, die die zwei unterwegs treffen, durchaus. Und ein Zwergenkönig, der die Worte „Ja-Ja heißt: Leck mich am …“ in den Mund nimmt, schafft es meisterhaft, jegliche Märchenstimmung zu vertreiben – aber leider nicht, ohne auch die Lesestimmung zu trüben.

Mit Auflösung der Märchenstimmung wird auch die Handlung langsam komplexer. Cord Moor beginnt Handlungsfäden aufzunehmen, die man als Leser nicht mal geahnt hat, und sie langsam in die Geschichte hinein zu flechten. Aus dem Versuch, dem Schrat dem Wunsch vom Fliegen zu erfüllen, wird ein Kampf gegen einen finsteren König. Ein Kampf, bei dem Schrat und Fee an der Seite einiger neuer Figuren auf wenigen Buchseiten einige Schlachten schlagen müssen. Es gilt Verluste zu beklagen und mit herben Rückschlägen – das Fliegen betreffend – zu leben. Meiner Meinung nach zu viel, um den Figuren und dem Plot genügend Tiefe zu verleihen. Mit ihren Namen und Eigenheiten (der gefürchtete Drache der Geschichte liebt zum Beispiel Marzipan) sind die Nebenfiguren zwar mehr als nur Märchenfiguren, aber eben auch noch keine Romanfiguren. Ihnen fehlt wohl einfach der Funke der kleinen Fee. Der Plot selbst ist gut, einige der Wendungen wirklich unvorhergesehen und auch das Ende ist gelungen und macht einem wirklichen Märchen Ehre. Mit etwas mehr Tiefe (für einen Roman) oder als märchenhafte Version mit gekürzten Plot hätte mir „Wohin die Blätter wehen“ allerdings deutlich besser gefallen.

Aus der breiten Masse an Self-Publishern kann Cord Moor mit „Wohin die Blätter wehen“ durchaus hervorstechen. Mit ein wenig mehr Autorenpolitur könnte die Geschichte jedoch weitaus mehr funkeln (und begeistern) – so liegt sie dann doch eher nur auf durchschnittlichen Niveau.

Den Anfang der Geschichte findet ihr hier, einen weiteren Buchauschnitt hier.

Published in: on September 20, 2013 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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