Das gefrorene Lachen von Susanne Gerdom

dasgefrorenelachen Susanne Gerdom
Das gefrorene Lachen
Verlag: Ueberreuter
413 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3800056364
ISBN-13: 978-3800056361
14,95 €

Das Cover des Buches wirkt wie eine einzige riesige Eisfäche. Auf dieser Fläche sitzt ein einzelner Gargoyle, der dem Betrachter genau ins Auge blickt. Mir persönlich gefällt das Cover nicht so gut, auch wenn der Gargoyle dort wirklich passend ist – mir ist es viel zu eisig und düster. Wenn ich nicht schon das ein oder andere Buch von der Autorin verschlungen hätte, wäre das Buch vermutlich nicht in meine Hände gelangt – zumindest nicht wegen des Covers.

Vorhang auf für die Geschichte des Königreiches Almay, des Prinzen Augustin, seiner Freundin, dem Zauberlehrling Pippa, einen finsteren Zauberer und einen kleinen Wanderzirkus.

„Das gefrorene Lachen“ hat tatsächlich einiges an Bühnenzauber zu bieten. Umrahmt von typisch dramaturgischen Elementen, wie den „Prolog in drei Stimmen“, stimmungsvollem Bühnenzauber und dem geöffneten Vorhang erzählt Susanne Gerdom die Geschichte des Zauberlehrlings Pippa. Eine Geschichte, bei der Susanne Gerdom sich auf die Textstellen bekannter Schriftsteller, wie etwa „William S. aus S.u.A.“ und dem „Geheimrat G. aus F.a.M“ stützt – Personen, bei denen sie sich höchstpersönlich in der das Buch abschließenden Danksagung entschuldigt. Mir haben die in die Geschichte integrierten Bruchstücke der bekannten Schriftsteller gefallen und dem Buch noch zusätzlichen Charme (und etwas mehr Bühnenzauber) verliehen.

Die Geschichte selbst ist märchenhaft einfach, die Lösung fast sonnenklar – zumindest dem Leser, den „nur“ der Bühnenzauber, die wirklich guten Akteure und das liebevoll ausgearbeitete Bühnenbild verzaubern. Im Gegensatz zu „normalen“ Büchern wird dem Leser hier ständig vor Augen geführt, dass es sich um eine Geschichte, ein Theaterstück handelt. Das hindert die Geschichte allerdings nicht im Geringsten daran, vor dem inneren Auge des Lesers Gestalt anzunehmen. Man fiebert und leidet mit den Hauptpersonen mit, lernt mit ihnen die verschiedenen magischen Gestalten (wieder) kennen und würde ihnen nur zu gern bei der Auflösung der Geschichte helfen. Aber zum Glück bekommen sie das Geschehen ja selbst wieder in den Griff.

An der Gestaltung eines Theaterstücks orientiert (von einer langsamen Einführung über den Höhepunkt zu einem leichten Ausklang) hat „Das gefrorene Lachen“ jedoch weit mehr zu bieten als ein herkömmliches Theaterstück, Gargoyles zum Beispiel, einen Dschinn und sogar einen leibhaftigen Drachen. Und erzählt wird die Geschichte zum Glück ganz und gar in Prosa.

Ich bin kein Fan von Theaterstücken, dieses hier würde ich, sollte es je aufgeführt werden, jedoch auf jeden Fall anschauen. Für mich ist „Das gefrorene Lachen“ besser als es ein Theaterstück (auch in Schriftform) je sein wird. Es ist ein fantastisches Märchen umhüllt von einem Bühnenzauber, der selbst das letzte gefrorene Lachen wieder auftauen könnte. Von mir gibt es jeden Falls eine volle Leseempfehlung – für jedermann.

Der Vorhang hebt sich (zumindest ein kleines Stückchen) hier.

Published in: on August 21, 2013 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Das Amulett der Zauberin von Patricia Coughlin

Patricia Coughlin
Das Amulett der Zauberin
Verlag: Knaur
448 Seiten
ISBN-10: 3426509180
ISBN-13: 978-3426509180
9,99 €

Das Cover des Buches zeigt Gesicht und Dekolleté einer Frau vor einem hellblauen, mit Sternen durchzogenen Hintergrund. Besonders auffällig ist das Amulett, das die Frau trägt – auch wenn es leider nichts mit dem im Buch vorkommenden Amulett gemeinsam hat. Nichtsdestotrotz ist das Cover nett anzusehen – und abgesehen von dem Amulett passt es auch ganz gut zum Buch.

Seit einem Unfall in ihrer Kindheit hat Eve Lockhart ihrer Magie abgeschworen. Mit der Zeit hat sie sich zu einer erfolgreichen Reporterin gemausert, zu jemandem, der mit dem Kopf und nicht mit dem Bauch entscheidet. Der Anhänger, der auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung, zu der auch Eve geladen ist, versteigert wird, lässt sie jedoch ihre Vernunft über den Haufen werfen. Für eine Unsumme – und mit einer Prise Magie, die ihren Bietgegner zurückhält – ersteigert sie den kleinen Anhänger in Form einer Sanduhr.

Der faszinierende Gabriel Hazard, ihr Bietgegner, gibt sich jedoch nicht so einfach geschlagen – für ihn hat der Anhänger einen Wert, der sich nicht mit Geld ausdrücken lässt: Er ist Gabriels einzige Chance, einen jahrhundertealten Fluch zu brechen.

Schon das Zitat von Napoleon Bonaparte „Was ist die Geschichte anders als ein Märchen, auf das man sich geeinigt hat?“, mit dem Patricia Coughlin ihre Geschichte beginnt, hat mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Die Magie, mit der sie anschließend das Haus in der Sycamor Street beschreibt, macht dieses fast greifbar. Es ist das Haus eines Geschlechtes von Zauberinnen. Ein Haus, in dem eine junge Zauberin ihre ersten Schritte mit der Magie wagt – und dann abrupt beendet.

Das Leben der erwachsenen Eve Lockhart hat mit dieser Magie wenig zu tun. Eve „hatte immer gewusst, dass eine andere Welt mit dieser verwoben war“ aber sie „wollte mit dieser nichts zu schaffen haben“ – einen Vorsatz, den sie einhält. Bis zu der Auktion, bei der sie um jeden Preis den Anhänger in Form einer Sanduhr bekommen will. Ein Wunsch für dessen Erfüllung sie sogar ihren langjährig gelebten Vorsatz übergeht. Und ab da ist die Magie auch wieder Teil ihrer Welt: Magische Angreifer, die wirklich interessanten Auswirkungen bei Anwendung ihrer eigenen Magie, ein finsterer Fluch und ein altes Familienerbe. Aber es gibt auch noch eine andere Art Magie, die in „Das Amulett der Zauberin“ eine Rolle spielt: Die Magie, die zwischen zwei Menschen entstehen kann, eine Magie, die einen im tristen grau lebenden Mann wieder Farbe sehen lässt (auch gegen seinen Willen) und aus einer „charmant verklemmten“ Frau etwas weit begehrenswerteres macht.

„Das Amulett der Zauberin“ ist eine spannende, magische, aber auch humorvolle Geschichte. Eves erste bewusste Anwendung von Magie ist schon mehr als nur ein kleines Schmunzeln wert. Richtig amüsant wird es aber, als Eve aus Gabriel die Hintergründe für seinen Fluch herauskitzelt – Schritt für Schritt. Die Einzelheiten, die sie hier aufdeckt, erklären dem Leser auch, wie aus dem eher finsteren Gabriel das wurde, was er ist – und enthüllen seinen guten Kern.

Liebe, Spannung, Magie und ein guter Schuss Humor machen „Das Amulett der Zauberin“ damit zu einem wirklich gelungenen Lesespaß. Für mich war das Buch ein echter Glückstreffer.

Hier könnt ihr selbst in die Geschichte hineinschmökern.

Published in: on November 13, 2012 at 6:00 am  Kommentar verfassen  
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Last Days on Earth von Julian Frost

Julian Frost ist eines der unzähligen 😉 Pseudonyme von Susanne Gerdom. Einen interessanten Artikel darüber, wie es zu diesem Pseudonym gekommen ist, findet ihr hier.

Julian Frost
Last Days on Earth
Verlag: Piper
432 Seiten
ISBN-10: 3492702554
ISBN-13: 978-3492702553
16,99 €

Das Cover des Buches zeigt die Skyline einer Stadt bei Sonnenuntergang. Im orangefarbenen Himmel schwebt ein merkwürdig gezeichnetes Gesicht – vielleicht ein Maya-Symbol? Das Cover war es auf jeden Fall nicht, dass mich dazu gebracht hat, ins Buch hineinzuschnuppern. Ich finde das im Himmel schwebende Gesicht eher abschreckend.

Die Inhaltsbeschreibung hat mich allerdings ziemlich neugierig gemacht: Ein ungleiches Paar – die konservative weiße Hexe Karla van Zomeren und der Schwarzmagier und Daimonenpartner Raoul Winter – werden auf eine Serie mysteriöser Einbrüche angesetzt. Gestohlen wurden eine Reihe alter und wertvoller Bücher über mögliche Weltuntergangsszenarien, aber auch billiger Ramsch zu eben diesem Thema.

Dass es hierbei auch zu Morden kam, wurde den beiden Ermittlern verschwiegen – und was der Täter mit den Büchern vorhat, ist völlig unklar.

Trotz ihrer persönlichen Differenzen – Schwarzmagier und weiße Hexen kamen noch nie besonders gut miteinander aus – machen sich die beiden an ihre Ermittlungen und kommen einem erschreckenden Plan auf die Spur.

Die Welt, in der Julian Frost ihre Geschichte spielen lässt, ist ziemlich faszinierend. Es ist unsere Welt, ergänzt um einen guten Schuss Magie und einer darauf aufbauenden Technik. Wen wundert’s da, dass der Leser bisher noch nichts von Morphischen Feldern, Sheldrake-Energien oder gar Memplex-Generatoren gehört hat – zumindest letzteres ist nicht weiter schlimm, Karla nach ist dieses Konstrukt eher ein Gedankenspiel als eine technische Möglichkeit.

Neben Hexen, Zauberern und „magisch Benachteiligten“ – den normalen Menschen – bevölkern einige weitere Wesen diese Welt. Besonders hervorzuheben sind hier Drachen und Vampire, da die beiden Hauptpersonen mit einigen Individuen aus diesen Rassen persönlich bekannt sind und diese so in einigen der Erzählstränge näher beleuchtet werden.

Die Welt und ihre Personen an sich sind schon ein ganzes Buch wert – mir hat das Setting noch um einiges besser gefallen als der Plot. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich den Übeltäter der Geschichte ziemlich schnell enttarnt hatte, was dem Buch einiges an Spannung genommen hat – dank der faszinierenden Welt jedoch nicht meine Leselust gemindert hat :-).

Die kleine Seitenhiebe auf die klassische Fantasyklischees, wie die finanzbegabten Drachen und der männliche Vampir als typischer Frauenmagnet, sowie die ständigen Diskussion des ungleichen Ermittlerduos runden die Geschichte amüsant ab und mildern die Wehmut ob der eher weniger spannenden Ermittlungen. Der Fokus lag eben einfach auf anderen Themen als ich erwartet hatte. Nicht auf düstere Weltuntergangsstimmung und komplizierten Ermittlungen, sondern auf eine facettenreiche Welt mit faszinierenden Gestalten – und damit meine ich nicht nur die zwei Hauptpersonen.

Ein Buch, dass sicherlich einen Leseblick wert ist – eine Leseprobe findet ihr hier – als Leser sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es eben kein klassischer Weltuntergangsroman ist und auch der kriminalistische Teil nicht übermäßig ausgeprägt ist (was ja nicht unbedingt schlecht sein muss ;-)).

Published in: on Juni 15, 2012 at 12:00 pm  Kommentar verfassen  
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