[Aus dem Nähkästchen] Ju Honisch zu „Die Quellen der Malicorn“ „Schwingen aus Stein“ & Covergestaltung

Es sind nicht immer nur Blogtouren, die Autoren aus dem Nähkästchen plaudern lassen, auch wenn man Ju Honischs Wanderung durchs Netz durchaus so bezeichnen kann.

Auf ihrem Blog erwähnte Ju Honisch in einem Artikel, in dem sie ihre Romane vorstellt, dass Cover und Inhalt der Bücher nicht ganz übereinstimmen.

Denn auch wenn die Cover anderes vermuten lassen: In „Die Quellen des Malicorn“ kommt genau so wenig ein weißes Einhorn vor wie in „Schwingen aus Stein“ ein oder mehrere Gargoyles. Und damit übergebe ich dann auch das Wort an Ju Honisch – mit Erklärungen zu den zwei Covern und einen Exkurs zur generellen Covergestaltung:

Liebe Leser von Biblio Fantastica. Heute hat mich Melanie netterweise einen Gastbeitrag zu meinem neuen Buch „Die Quellen des Malicorn“ für ihr Blog schreiben lassen. Vielen Dank dafür!

Kauft man Bücher wegen Ihres Titeldesigns? Man ist geneigt, Nein zu sagen, aber das wäre falsch. Zumindest gibt es Bücher, die man wegen ihrer Titelgestaltung – nicht – kauft. Ich kaufe zum Beispiel keine Fantasy, in der muskelbepackte Schwertkämpfer im Ledertanga kühn in der Landschaft herumstehen, während sich Mädels im Kettenbikini devot um ihr linkes Bein wickeln. Erfreulicherweise sind diese Cover aus der Mode gekommen, aber sie waren mal sehr beliebt.

Meist hat man als AutorIn eine ganz bestimmte Vorstellung, wie der Umschlag zu seinem „Baby“ aussehen sollte. Die Wirklichkeit ist dann stets eine gänzlich andere – was vermutlich nicht ganz schlecht ist, denn die Tatsache, dass man schreiben kann, macht einen noch nicht zu einer tollen Grafikerin. Die Lektorin von „Die Quellen der Malicorn“ hat mich mal nach Ideen zu einer Titelgestaltung gefragt. – Ja, tatsächlich, manchmal wird man gefragt. Das ist aber nicht selbstverständlich. – Ich hatte Ideen, viele Ideen, die am besten alle gemeinsam auf dem Titel zu sehen sein sollten. Nun bietet 13,5×20,5 nicht eben viel Fläche. So fielen denn auch alle meine Ideen durch.

Das war sicher gut so. Dennoch war ich am Anfang nicht rückhaltlos begeistert von dem, was da zunächst kam. Zwei Entwürfe, einer hat es – mit guten Änderungen – dann auch auf den Titel geschafft. Der andere? Ein Kettenbikini war nicht dabei, aber die Anmutung war ähnlich. Steinige Nebellandschaft, darin in einem weißen Walle-Abendkleid –eindeutig Siebziger Jahre Vorhang-Mode – eine hilflose junge Frau. Ihr blondes Haar war in jene Art von Frisur mit Außenrolle angeordnet, die einen immer denken lässt, die Trägerin hätte einen Sonderrechts-Vertrag mit der Schwerkraft abgeschlossen. Die Dame schmollte einem ernst und stülplippig vom Mittelpunkt des Buchtitels entgegen, während hinter ihr ein weißes Einhorn sich etwas linkisch auf die Hinterbeine stellte.

Una, die Heldin von „Die Quellen des Malicorn“, trägt Jeans und einen Hoodie. Sie ist klein, rothaarig und eigenwillig und wird als wenig modelhaft beschrieben. Eine Rucksacktouristin in einer fremden Welt, in die man sie verschleppt hat. Kanura, der männliche Held des Buches, ist – wenn er gerade nicht Menschengestalt angenommen hat – ein Palomino-Hengst, kein Schimmel.

Der zweite Titelentwurf wurde genommen: ein Einhorn-Antlitz in der Teilansicht. Tatsächlich gefällt mir das Buch, so wie es jetzt aussieht, recht gut. Ich fand es anfangs etwas blass, zumal unter meinen Einhorn-Protagonisten im Buch kein einziges weißes Einhorn zu finden ist. Meine Einhörner sind nicht notwendigerweise weiß, sie haben alle Farben und Rassemerkmale, die Pferde auch haben können. Aber Buchtitel müssen plakativ sein und beim ersten Blick wirken. „Ah, ein Einhorn!“, soll der potentielle Käufer denken und nicht: „Was hat der Palomino da eigentlich auf der Stirn?“

diequellendermalicorn

Inzwischen finde ich den Umschlag ziemlich wirkungsvoll. Wenn man „Die Quellen des Malicorn“ in einer Reihe von weiteren Fantasy-Romanen sieht, sticht das Buch heraus. Die meisten Fantasy-Bücher sind entweder sehr bunt oder düster. Wenn ich auf meine eigene vollgepfropfte Regalwand mit Fantasy schaue, lugt da nicht viel Weiß hervor. Ich hoffe also, das vorwitzige Weiß trägt dazu bei, dass einen das Buch gleich im Laden „anspringt“.

Wie unterschiedlich man das gleiche Buch angehen kann, zeigt mein erster Roman „Das Obsidianherz“. Dieser Roman spielt 1865. Man kann ihn unter Gothic Novel oder Steampunk einordnen oder auch unter historischer „Urban Fantasy“. Verlag Feder & Schwert hat dafür einen düsteren, historisch anmutenden Titel erstellt, der ein wenig wie ein altes, ledergebundenes Werk aussieht, mit Schnörkelschrift und einem amuletthaften S/W-Bild eines Offiziers zu Pferde. Das Cover gefiel mir von Anfang an ausnehmend gut, und die in der Buchserie folgenden Titel waren alle im gleichen Stil. Hier hat ein Grafiker gezielt für ein bestimmtes Buch mit Akribie etwas eigens entworfen und nicht einfach in ein Archiv gegriffen, um zu sehen, was könnte denn so ungefähr passen.

obsidianherz

Das gleiche Buch erschien auch in einer polnischen Ausgabe. Man musste das Buch aufgrund der Länge in zwei Teilen veröffentlichen. Auf jedem davon ist zwischen ein paar Zahnrädern eine vollbusige Schöne im Dirndl zu sehen, mit Schweißerbrille auf dem Kopf und Lederhandschuhen. Nun, keine der Damen in „Das Obsidianherz“ trägt je eine Schweißerbrille. Auch kein Dirndl. Das wäre den Damen zutiefst peinlich. Aber Dirndl steht für „deutsch“, vollbusig für „saftige Liebesgeschichte inbegriffen“ und Schweißerbrille und Zahnräder für „Steampunk“. Es wäre interessant zu wissen, ob es sich in Polen gut verkauft hat – oder ob es Beschwerden gab, dass in dem Roman keine schweißenden Dirndlträgerinnen vorkommen.

obsidianherz-pol1 obsididanherz-pol2

Das nächste Buch in dieser historischen Fantasy-Reihe greift das Design der Reihe wieder stimmungsvoll auf. „Schwingen aus Stein“ wird um die Weihnachtszeit 2013 erscheinen. Und – so viel verrate ich schon – auch wenn der Titel anderes verspricht, es kommen absolut keine Gargoyles darin von. Wirklich nicht. Nicht einer. Dennoch fängt das Cover die Stimmung ein: die Düsternis eines eiskalten Novembers im wilden Wald, die unfasslichen Ungeheuer, die der Heldin nachstellen, und der geheimnisvolle Stein, der weit mehr ist als nur Teil der Landschaft.

schwingenausstein

Mehr Infos zu Ju Honisch und ihren Büchern findet ihr auf ihrer Homepage oder den entsprechenden Verlagsseiten (zu „Die Quellen der Malicorn“ hier, zu „Schwingen aus Stein“ hier).

Weiteres Geplauder unter dem Titel „Einhörner – echt jetzt?!?“ findet ihr bei Darkstars Fantasynews. Und bei Wortwellen meldet sich Ju Honisch mit einem Gastbeitrag über Irland zu Wort.

Published in: on September 22, 2013 at 9:00 am  Comments (4)  
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4 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. Toll! Ich finde es spannend mal von Autorenseite etwas über die Covergestaltung zu hören. Allerdings würde ich hinter dem Buch mit dem weißen Einhorn eine ganz andere Geschichte und eine ganz andere Zielgruppe vermuten. =) LG, Lea

  2. Übrigens, der Titel für „Schwingen aus Stein“ ist – nachdem ich ihn hier veröffentlicht habe – noch zwei Mal komplett verändert worden. Die Gargoyles waren dem Verlag zu düster und er ersetzte sie durch einen Marmorengel. Der hat dann aber nicht meine Zustimmung gefunden. Erfreulicherweise hat man auf mich gehört und der neue Titel ist sehr schön geworden – mit unheimlichen grauen Raben.

    • Das ist ja fast schon eine Neverending-Story ;-). Mir gefällt es in der Rabenausgabe allerdings auch am Besten – schön, dass sie auf dich gehört haben.

      Liebe Grüße,
      Melanie

      P.S.: Die (fast schon) obligatorische Frage: Kommen denn Raben in der Geschichte vor?

      • Ja. Raben spielen eine geheimnisvolle Rolle.


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