Die Frauen von Nell Gwynne’s von Kage Baker

diefrauenvonnellgwynnes Kage Baker
Die Frauen von Nell Gwynne’s
Verlag: Feder und Schwert
160 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3867620741
ISBN-13: 978-3867620741
9,95 €

Dass es sich bei den „Die Frauen von Nell Gwynne’s“ um einen Steampunk-Roman handelt, kann man schon auf dem ersten Blick erkennen, auch wenn keine Zahnräder oder ähnliches auf dem Cover zu finden sind: Die Kleidung der auf dem Cover befindlichen Frau, aber vor allem die dunkle Gestalt im Hintergrund wirken doch recht steampunkig.

Was passiert einer jungen Frau aus gutem Hause, wenn sie sich nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters allein durch eine feindliche Umgebung schlagen muss? Das Überleben ist das eine, die Rückkehr in alte Gewohnheiten undenkbar. Aber Lady Beatrice hätte es schlimmer treffen können: Ein alter Bekannter vermittelt sie an eine Organisation, die den Geheimnisträgern unterschiedlichster Schichten auf ihre Art ihre Geheimnisse entlockt.

Das Schicksal der Lady Beatrice ist hart, auch wenn die Autorin in ihrer Erzählung definitiv nicht die mitfühlende Ader des Lesers anschlägt. Tatsächlich beschreibt sie sowohl Kriegsgräueltaten als auch Hurerei (auf diese Art schaffen es die Frauen, den Männern ihre Geheimnisse zu entlocken) sehr unpersönlich zu schildern, sodass tragische Ereignisse hier einfach nur wie Fakten wirken. Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte der wohlherzogenen Lady, die zur gefallenen Frau wird und dann in der Organisation eine neue Heimat findet, in ihren Bann gezogen. Etwas, das bei einer detaillierten Schilderung ihres Schicksals vielleicht nicht der Fall gewesen wäre.

Auf den wenigen Seiten bleibt Kage Baker nicht viel Zeit, die Figuren und ihre Umgebung bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Dennoch hat man trotz der eher faktischen Erzwählweise nicht das Gefühl, von gesichtslosen Figuren umgeben zu sein. Tatsächlich schafft es die Autorin immer wieder, Feinheiten einzubringen, die die Geschichte mit einem steampunkigen Charme versehen. Kleinigkeiten wie das verlorene Augenlicht der Leiterin der Organisation, Mrs. Corvey, oder die kleinen Erfindungen, die das Leben der Agentinnen erleichten, lassen im Kopf des Lesers wie kleine Spotlights Bilder von wichtigen Figuren und der Umgebung, in der sie unterwegs sind, entstehen.

Der Plot könnte einem altem Spionageroman entnommen sein, die Szenerie passt in jede beliebige Steampunkwelt, trotzdem versteht es Kage Bake zu punkten: Mit einer sympathischen Heldin, kleinen steampunkigen Accessoires und einem schlussendlich doch recht überraschenden Ende.

Vom Umfang her hätte „Die Frauen von Nell Gwynne’s“ eher in eine Steampunkanthologie als in ein eigenes Buch gepasst. Das macht sie jedoch nicht minder lesenswert. Mir hat der – zugegeben recht kurze – Ausflug in Kage Bakers Geschichte jedenfall gefallen, ich könnte mir durchaus vorstellen, ein weiteres Abenteuer an der Seite ihrer Mädchen zu erlesen.

Published in: on September 12, 2014 at 12:30 pm  Comments (2)  
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Von Feuer und Dampf von Stefan Cernohuby

st03 Stefan Cernohuby
Von Feuer und Dampf
Verlag: Arcanum Fantasy
272 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3939139181
ISBN-13: 978-3939139188
10,90 €

Verschiedene Autoren nehmen den Leser in „Von Feuer und Dampf“ mit auf eine steampunkige Reise durch Deutschland und Österreich des Jahres 1899.

Wer sich in den beiden Ländern ein wenig auskennt, kann schon anhand des Covers erkennen, wohin den Leser die Reise führen wird. Der Großteil des Covers wird zwar – passend zum Inhalt des Buches – von einer riesigen dampfbetriebenen Maschine eingenommen, im Hintergrund lassen sich allerdings einige bekannte Sehenswürdigkeiten erkennen: Den Turm des Hamburger Rathauses, das Brandenburger Tor, das Wiener Riesenrad und die Bayrische Staatsoper. Treffender hätte das Cover damit wohl nicht gestaltet werden können.

Die Reise durch diese Orte beginnt (wie in den meisten Büchern) mit dem Prolog – dieser hier ist allerdings eine Geschichte für sich, der Anfang der lose miteinander verknüpften Kurzgeschichten, die entweder über Ereignisse, Figuren oder Orte miteinander verbunden sind, manchmal sogar durch alle drei. Gerade diese Verbindungen zwischen den Geschichten machen den Reiz des Buches aus, gemeinsam zeichnen die Autoren ein stimmiges Bild eines steampunkigen Großdeutschlands.

Geschichten von guten Absichten und bösen Enden, von Ermittlungen und Morden, Wünschen und Versprechungen, Zeitreisen, Maschinen, Maschinengegnern, Geheimnissen, Visionen, Zukunft und Vergangenheit. Kurze Blicke auf das Schicksal einzelner Menschen, das sich zum Guten oder Schlechten wendet – und im Hintergrund stets der Dampf und das Getöse der Maschinen. Die Welt im Wandel, die Zukunft ungewiss – zumindest in den meisten dieser Geschichten.

Gelesen ist das Buch im Nu, ist es doch schwer ein Ende zu finden, wenn die Geschichten trotz der verschiedenen Autoren nahtlos ineinander übergehen, den Leser eingerahmt von Prolog und Epilog über Berlin nach Wien, Hamburg und München führen. Im Gedächtnis bleiben die wenigsten der Erzählungen – sie sind mehr wie ein kurzer Blick aus einem Dampftaxi oder Zeppelin heraus. Eine Fahrt mit vielen Eindrücken, von denen jedoch die wenigsten länger in Erinnerung bleiben. Die Schicksale, von denen erzählt wird, sind keine weltbewegenden, und die Figuren meist zu flüchtig oder kurzlebig, um den Leser länger zu beschäftigen.

Was bleibt sind kurze Gedankenfetzen und Bilder von einer Welt, die von der unsrigen gar nicht so verschieden ist. Und mit dem Schließen des Buches hat man fast noch den Geruch von Kohlestaub und Dampf in der Nase – und damit hat die Welt „von Feuer und Dampf“ beim Leser doch noch ihren Eindruck hinterlassen.

In diesem Buch ist es die Welt, die zu faszinieren weiß und den Leser für die Dauer des Ausflugs in ihren Bann schlägt. Die einzelnen Geschichten und Figuren für sich genommen sind nichts Besonderes, zusammen zeichnen sie allerdings das atmosphärische Bild einer Welt, die ich mit einer längeren und tiefergehenden Geschichte gerne noch einmal besuchen würde. Lust auf Steampunk macht die Anthologie allemal.

Published in: on August 13, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Æthersturm von Susanne Gerdom

aethersturm Susanne Gerdom
Æthersturm
Verlag: Ueberreuter
400 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3764170123
ISBN-13: 978-3764170127
16,95 €

Das Cover des Buches ist wie sein Vorgänger, Æthermagie, in Blautönen gehalten. Es zeigt einen Magier mit Feuerball und kleinem Luftwirbel (oder auch einen Mensch mit seinen elementaren Begleitern). Der Mann steht auf einer von Wasser umgebenen Eisentreppe, im Hintergrund verläuft eine eiserne Brücke, auf der der Name der Autorin abgebildet ist. Mir persönlich gefällt das Cover des Vorgängers deutlich besser, aber letztendlich ist es ja der Inhalt, der zählt – und der gefällt mir definitiv.

Seit dem Tod seiner Mutter muss der Halbengel Jenö allein zurecht kommen – zumindest, was menschliche oder engelhafte Begleitung angeht. Ganz allein ist er nicht, stehen ihm doch seine vier Elementarfreunde zu Seite, die ebenso wie er unter seinem Leben in der Kanalisation und der ständigen Flucht leiden. Denn in Zeiten des Krieges zwischen Engel und Menschen sind Halbengel bei den wenigsten gern gesehen. Und doch macht sich Jenö genau zu dem Mann auf, der den Krieg durch die Gefangenname der Elementarwesen verursachte: Dem Zeitmeister Horatius Tiez.

Jenös Geschichte beginnt einige Wochen bevor Æthermagie zu einem Abschluss kommt und führt die dort begonnene Geschichte geschickt fort.

Die Welt ist dieselbe wie zuvor, allerdings kann man durch die Augen des Gassenjungen Jenö einen ganz anderen Blick auf das kaiserliche Reich und seine Bewohner werfen. Ein Reich, das kurz vor dem Krieg zwischen Engeln und Menschen steht, weil die Menschen ihre Energie durch die Versklavung der Ætherwesen gewinnen – Wesen wie Jenös und Katos Gefährten. Katos Gefährten hat man schon im letzten Band kennen und lieben gelernt, Jenös Gefährten erinnern ob ihrer Herkunft ein wenig an selbige, haben aber doch ganz eigene Charakterzüge. Mir persönlich ist vor allem der immer hungrige Gnom Brokk ans Herz gewachsen – er begleitet Jenö aufgrund seiner Stärke auch durch die meisten Abenteuer – aber auch die anderen drei haben sich schnell einen Platz in meinem Herzen gesichert – schon dadurch, dass Susanne Gerdom sie anfangs, anstatt Namen zu benutzen, durch ihre auffälligste Eigenschaft beschreibt: Der Dunkle, die Hitzige, Der Fließer, Die Singende.
Jenö selbst ist dem Leser des vorherigen Bandes unbekannt, wächst dem Leser aber fast genauso schnell ans Herz wie seine Gefährten. Durch ihn bekommt der Leser außerdem einen ganz anderen Blickwinkel auf einige bekannte Figuren, wie etwa auf den Zeitmeister Horatius Tiez oder den Engel Belpharion.

Nach Jenös Aufeinandertreffen mit den zwei genannten werden langsam auch die Handlungsstränge aus dem vorherigen Band weitergeführt. Der Leser trifft auf weitere liebgewonnene Bekannte, allen voran die zwei Milans, Kato, Luca und die kaiserliche Prinzessin Mizzy. Neben Jenö, der aus dem Verborgenen immer wieder da auftaucht, wo man ihn nicht erwartet, sind sie es, die die Geschehnisse vorantreiben und dem Leser damit so manches Geheimnis enthüllen.

Es sind allerdings nicht nur die Geheimnisse und Rätseleien, die den Leser am Ball halten. Letztendlich gilt es, mit den Auswüchsen des drohenden Kriegs zurecht zu kommen, selbigen durch die Befreiung der Elementare und der kaiserlichen Hoheit zu verhindern und nebenbei zu vermeiden, dass die Welt durch den kollabierenden Zeitkorridor von Professor Tiez in Stücke zerrissen wird. Aufgaben, für die jede mögliche Hilfe genutzt werden muss – trotz aller Befindlichkeiten. Und damit gibt es genügend Konflikte, aber auch hehre Ziele, um mehr als nur ein Buch zu füllen. Susanne Gerdom schafft es jedoch, alle in diesem einem Buch abzuhandeln – und damit strotzt die Geschichte nur so von Spannung, Action und Geheimnissen. Viel Zeit zum Verschnaufen (oder gar zum Unterbrechen des Buches) bleibt damit nicht – als Leser kann man es schließlich nicht verantworten, die Protagonisten in solch heiklen Situationen allein zu lassen. Sie belohnen es mit stetigem Einsatz, überraschenden Enthüllungen und in den wenigen ruhigen Minuten mit ein paar romantischen und emotionalen Szenen.

Die Auflösung ist dann so überraschend wie logisch, das fehlende Puzzlestück, das die gesamten Geschehnisse ins rechte Licht rückt und der Geschichte einen würdigen Abschluss verleiht. Die Andeutungen, was den weiteren Lebensweg unserer Helden angeht, können die Geschichte nun enden oder die Autorin ein neues Kapitel aufschlagen lassen – ich hoffe auf Letzteres. Diese Geschichte hier ist jedenfalls jede einzelne Seite und jede Minute Lesezeit wert – ihr solltet sie euch nicht entgehen lassen.

Die ersten Seiten findet ihr hier, zur Rezension von Band eins geht es hier entlang.

Published in: on Juli 16, 2014 at 12:30 pm  Comments (2)  
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Eis und Dampf von Christian Vogt (Hrsg.)

eisunddampf Christian Vogt
Eis und Dampf
Verlag: Feder und Schwert
304 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3867622000
ISBN-13: 978-3867622004
11,99 €

Das Cover des Buches ist ein echter Blickfang: Ein Rahmen aus Metallstreben umgibt den ebenfalls metallernen Titel, „Eis und Dampf“. Während das „Eis“ im Titel von Raureif (oder auch Eis) überzogen ist, glüht das „Dampf“ in feurigem Rot und wird von Dampfschwaden durchzogen. Hinter dem Rahmen kann man zwei Luftschiffe sowie den Eifelturm vor hellblauem (und eisigen) Hintergrund erkennen. Ein Cover, das von Eis durchzogenen Steampunk verspricht.

Und in „Eis und Dampf“ wird es sowohl steampunkig als auch eisig, je nachdem, wo in der Welt von „Die zerbrochene Puppe“ die einzelnen mehr oder weniger langen Geschichten spielen. Geschichten von dunklen Hinterhöfen, eisigen Wäldern, Luftschiffen und Luftpiraten, die den Leser bis in die entlegensten Winkel dieser Welt und sogar darüber hinaus führen – auch wenn die meisten Geschichten in Europa spielen.

Einige der Geschichten schaffen eine ziemlich düstere, fast gruselige Atmosphäre, die tatsächlich sogar das Ende der Geschichte überdauern könnte. Andere wiederum gehen fast schon glücklich aus – oder lassen den Leser zumindest mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Hauptperson zurück. Samanða aus „Das Auge des Sturmes“ würde ich eine solche gönnen und am liebsten würde ich mich in einer weiteren Geschichte von Stefan Schweikert auch selbst davon überzeugen. Andere Protagonisten und Orte muss ich allerdings nicht unbedingt wiedertreffen, gerade die finsteren Winkel dieser Welt müssen für mich nicht weiter beleuchtet werden.

Mein Favorit der Sammlung führt den Leser nach Ägypten: „Das Ægyptische Axiom“ ist eine wirklich gelungene Mischung aus althergebrachten Mumiengeschichten, Steampunkt und einem Hauch von Indiana Jones – und es hat tatsächlich ein Happy End. Am Anfang ist die Geschichte ein wenig zäh, dran bleiben lohnt sich hier aber in jedem Fall.

Ziemlich amüsiert haben mich vor allem „Der Gipfel“ und „Honig mit Hindernissen“. Erstere wegen des amüsanten Schreibstils und dem inneren Dialog der Hauptperson, letztere wegen des ziemlich untypischen Helden: Ein dicker, süßkramliebender und auch wenig bewegungsfauler Luftpirat, der in dieser Geschichte tatsächlich eine Kaufmannstochter vor einem böswilligen Konkurrenten rettet.

Es sind allerdings nicht nur die Geschichten, die zu fesseln verstehen, sondern auch das Setting mit seinen vielen kleinen mechanischen Wunderwerken, wie das „Tourbillion“ in der gleichnamigen Geschichte, der „Otori-Propeller“ in „Japanische Stille“ oder der kleine mechanische Vogel in seiner Nebenrolle in „Totenliebe“.

Mir hat die Anthologie trotz ihrer zum Teil doch sehr düsteren Geschichten wirklich fasziniert. Die vielen Facetten der Steampunk-Welt, die unterschiedlichen Figuren und Orte haben auch mein Interesse geweckt – und wüsste ich, dass „Die zerbrochene Puppe“ glücklich endet, würde ich mich fast sofort ans Lesen machen – so denke ich zumindest darüber nach.

„Feuer und Dampf“ ist damit eine gute Gelegenheit, in die Welt von „Die zerbrochene Puppe“ hinein zu schnuppern, aber auch für Leser selbige sehr interessant, ihnen hat die Anthologie ein Wiedersehen mit alten Bekannten und sogar den ein oder anderen fehlenden Hintergrund zu bieten. Demnach also ein Buch für alle Steampunk-Fans und diejenigen, die es werden wollen.

Published in: on Mai 9, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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Clockwork Spiders von Corina Bomann

clockworkspiders Corina Bomann
Clockwork Spiders
Verlag: Ueberreuter
398 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3800056631
ISBN-13: 978-3800056637
16,95 €

Schon der Titel des Buches lässt einen Steampunk-Roman vermuten – und auch, wenn dem Cover die typischen Zahnräder, abgesehen von dem im Titel, fehlen kann man bei näherem Hinschauen andere typische Steampunk-Elemente entdecken: Die junge Dame auf dem Cover trägt ein Lederkorsett und die obligatorische Fliegerbrille. Aus ihrem Regenschirm blitzt es und die Spinnen, die über das Cover krabbeln, sind eindeutig nicht organischen Ursprungs. Meiner Meinung nach hat der Illustrator damit nicht nur den Steampunkgehalt der Geschichte deutlich gemacht, sondern gleichzeitig die Verbindung zum Inhalt des Buches gezogen. Nicht gerade üblich und definitiv ein Lob wert.

Die junge Lady Violet Adair ist nicht gerade das, was sich ihre Mutter unter einer mustergültigen Lady vorstellt. Und dabei ahnt die älter Lady Adair nicht mal, wie ihre Tochter die Nacht verbringt: In einem heimlichen Labor tüftelt sie mit der Unterstützung ihres Butlers Alfred an ihren Erfindungen. Als bei einem Ball im Haus ihres Vaters ein Lord zu Tode kommt, entdeckt Violet auch ihre detektivischen Fähigkeiten. Sie ist fest entschlossen, den Mord aufzuklären.

Die Welt, die Corina Bomanns in „Clockwork Spiders“ beschreibt ist eine (fast) typische Steampunk-Welt. Ihre Geschichte spielt in einem London des 19. Jahrhunderts in dem die Dampfkraft die tägliche Arbeit der arbeitenden Klasse enorm erleichtert – meistens zumindest. Der Einsatz von mechanischen oder chimärischen Prothesen ist mehr als üblich, auch wenn die Besitzer selbiger in der Gesellschaft mehr als nur argwöhnisch beäugt werden.

Auch Violet ist genau das, was sich der geneigte Leser unter der Heldin eines Jugendbuches vorstellt: Jung, neugierig, ohne Standesdünkel und bereit, auch gegen den Willen ihrer Eltern ihren Interessen nachzugehen. Eine Heldin, die sicherlich nicht nur bei den jüngeren Lesern Sympathie hervorruft. Einige ihrer weniger ausgereiften Erfindungen zeigen, dass sie nicht frei von Fehlern ist (was sie nur noch sympathischer macht), und sorgen für eine ziemlich lustige Szene. Auch ihr Butler Alfred könnte (zumindest auf den ersten Blick) einem Buch für Stereotypen entsprungen sein: Ein stets beherrschte und perfekt vorbereitete Butler. Hinter der Fassade verbirgt sich aber ein weiterer Alfred. Und da Violet sein Geheimnis kennt, ist er nun wohl oder übel (der weitere Verlauf der Geschichte legt ersteres nahe) Violets Komplize bei ihren nicht gerade damenhaften Tätigkeiten.

Violas Ermittlungen gestalten sich relativ einfach. Durch ihre Kontakte zu ungewöhnlichen Menschen kann sie nicht nur die Leiche begutachten und ein von den Profis offenbar übersehenes Beweismittel sicherstellen, sondern dieses auch gleich von einem Fachmann untersuchen lassen. Das Tatmittel ist damit eindeutig, wenn auch ziemlich ungewöhnlich. Die Hintermänner zu finden erweist sich allerdings als weitaus schwieriger. Selbst der Leser, der auch einen Blick auf die Pläne und Taten der Verschwörer werfen kann, tappt im Dunkeln. Corina Bomann hält die Treffpunkte und Pläne so wage, dass auch der Leser bis kurz vor Schluss zwischen mehreren Verdächtigen hin- und herschwankt. Spannend ist die Geschichte damit tatsächlich bis zur letzten Seite. Die Gefahr, in die sich Violet mit ihren Ermittlungen bringt, hat mich dabei allerdings längst nicht so gefesselt wie die Frage, wer nun tatsächlich hinter dem ganzen Geschehen steckt. Irgendwie hat Violet die ganzen Ereignisse doch durchgängig gut weggesteckt – nicht zuletzt auch dank ihrer eigenen innovativen Erfindungen und deren multiplen Einsatzmöglichkeiten, bei denen ich mir des Öfteren ein Schmunzeln verkneifen musste.

Trotz des enthaltenden Mord- und Totschlags ist „Clockwork Spiders“ definitiv ein Jugendbuch, allerdings eines, an dem auch ältere Leser ihre Freude haben können. Auch wenn Viola als typische Heldin daherkommt, sind die Ideen, die in dem Plot stecken, erfrischend, humorvoll und trotz der entschärften Szenen ziemlich spannend. Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt und mit Viola und ihren Gefährten mitgefiebert, um anschließend das fast schon klischeehafte Ende zu genießen. Und ein Wiedersehen mit Viola könnte ich mir im Moment wirklich gut vorstellen.

Hier könnt ihr euch selbst einen ersten Eindruck von ihr (und natürlich dem Buch) machen.

Published in: on Januar 22, 2014 at 12:30 pm  Kommentar verfassen  
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[Blick über den Tellerrand] Gear & Piston

Nur im Bücherregal über den Tellerrand schauen, ist nicht wirklich weit geschaut. Deswegen wende ich mich diesmal einem ganz anderen Medium zu. Dem Brettspiel. Da damit der bibliophile Anteil fehlt, bleibe ich fantastischen Bereich, beim Steampunk, um genau zu sein.

gearpiston Jukka Höysniemi
Gear & Piston
LudiCreation
Brettspiel
2 – 6 Spieler
Spielzeit 40 – 60 Minuten
ca. 40€

„Gear & Piston“ kommt in einem stabilen Spielekarton daher. Die darauf dargestellte Landschaft könnte der Zeit der industriellen Revolution entspringen. Wirklich interessant ist allerdings das Vehikel, das dort über die Straßen poltert. Abfallende Schrauben lassen den Betrachter an einige Fahrzeugoptimierungen denken – die dieser im Spiel dann selbst durchführen kann. Ziel des Spieles ist es nämlich, ein Automobilprototypen zu entwickeln. Dabei gilt es, das Budget im Auge zu behalten, um die beste Kombination aus Neuteilen und verwertbaren Teilen vom Schrottplatz zu finden. Wer dann mit seinem Fahrzeug auch noch bei den Investoren punktet, hat so gut wie gewonnen.

Die Grundidee des Spieles ist ziemlich einfach und die Spielanleitung damit auch recht überschaubar: Ein Fahrzeug besteht aus Motor, Tank, Getriebe, Achsen, Lenkrad und beliebigen Zusatzteilen. Dass man den richtigen Kraftstoff mit dem richtigen Motor verwenden muss, ist dabei ebenso logisch wie die Tatsache, dass jedes Fahrzeug zwei Räder braucht. Wie im richtigen Leben muss man bei Auswahl der Teile und Zusammenbau die Opportunitätskosten beachten. Investiert man lieber in gute Teile oder erfahrene Mechaniker? Lohnt sich vielleicht ein Ausflug auf den Schwarzmarkt oder der Einsatz monetären Einflusses? Der Einsatz zwielichtiger Methoden ist allerdings weitaus riskanter als der herkömmliche Weg.

Jeder Spieler hat eine bestimmte Anzahl von Aktionsfiguren (kleine Zahnräder), mit denen zwischen den Aktionen „Teile erwerben“ und „Fahrzeugbau oder – umbau“ unterschieden wird. Glück und Taktik entscheiden über die Güte des Fahrzeugs, aber auch die Größe ist – wie so oft – entscheidend. Wenn das Automobil bei der großen Fahrt auseinanderfällt, ist dem Konstrukteur allerdings auch nicht geholfen. Durch geschickte Auswahl der Bauteile kann ein Fahrzeug schnell gebaut sein, aber die Ressourcen sind begrenzt. Und damit tobt schon von Beginn an der Kampf um die Bauteile, muss jeder Spieler um Räder, Achsen oder Getriebe bangen. Prinzipiell kann jeder Spieler ohne Interaktion an seinem eigenen Fahrzeug werkeln, aber neben dem Wegschnappen begehrter Teile ist auch der Diebstahl nicht unüblich. Damit kann aus der reinen Freude am Konstruieren auch schnell Sabotage werden.

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Die Konstruktion erfolgt über kleine Pappplättchen, auf denen die jeweiligen Bauteile abgebildet sind, und die, wie ein Legebild, zu einem Automobil zusammengesetzt werden können. Das Spiel endet, sobald ein Spieler sein Automobil vervollständigt hat oder keine neuen Bauteile mehr verfügbar sind. Fehlende Teile werden durch Abfall ersetzt, erhöhen allerdings auch die Instabilität des Fahrzeugs. Letztendlich spielen vor allem Zuverlässigkeit und Durchgängigkeit in der Bewertung eine Rolle, aber auch die Größe des Fahrzeugs und die Art der Bauteile sind nicht zu vernachlässigen – je nachdem, welche (zu jedem Spielbeginn zufällig gezogenen) Investoren über die Wertigkeit des Fahrzeugs entscheiden.

Mit dem einfachen Prinzip ist das Spiel innerhalb von dreißig bis sechzig Minuten schnell gespielt. Durch die Vielzahl an Möglichkeiten und den unterschiedlichen Vorgaben macht es aber auch nach der zweiten oder dritten Runde noch Spaß.

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Die Gestaltung von Spielbrett und Fahrzeugteilen entführen die Spieler dabei auch ohne offensichtlichem Einsatz von Magie – einzig Elektrik, Kraftstoff oder Dampf sorgen hier für das Fortkommen der Fahrzeuge – in eine typische steampunkige Welt mit zwielichtigen Gestalten, Zahnrädern, Getriebe und Dampfmaschinen. Die Konstrukteure mit Fliegerbrille, Stahlkorsett und ölverschmierten Fingern muss man sich dabei eben selber denken. Und spätestens nach der Fertigstellung des ersten eigenen Vehikels ist man dem Spiel dann vollends verfallen. Vielleicht kann man sich in einer Fortsetzung an die Entwicklung aetherbetriebener Fluggeräte machen?

„Gear & Piston“ ist damit ein kurzes und kurzweiliges Spiel für zwei bis sechs Spieler, die sich (ausnahmsweise) mal vom Bücherregal lösen und den Abend in geselliger Runde zumindest ein kleines bisschen fantastisch verbringen wollen. Die eher rationalen Spieler ordnen „Gear & Piston“ dann einfach ins 19. Jahrhundert ein – und haben danach vermutlich genauso viel Spaß wie die anderen.

Einzig die Besorgung des Spieles ist nicht ganz so einfach (schließlich ist das Spiel kurz genug). Meinem Wissen nach kann man es nur direkt bei LudiCreation bestellen und da muss man leider eine etwas längere Wartezeit einplanen – die lohnt sich aber auch.

Schlüsselherz von Liv Abigail

Den Trailer zum diesem Buch habe ich nur zufällig entdeckt und weil er (oder das Lied im Hintergrund, vielleicht auch einfach die Kombination von beiden) mir wirklich gut gefällt, gibt es wieder mal eine Rezension mit Buchtrailer:

schluesselherz Liv Abigail
Schlüsselherz
Verlag: Sieben Verlag
244 Seiten
Taschenbuch
ISBN-10: 3864432170
ISBN-13: 978-3864432170
14,90 €

Die Gestaltung des Covers ist gelungen anders. „Schlüsselherz“ ist ein Steampunk-Roman, aber anstelle von den üblichen Zahnrädern ist der Hintergrund des Covers von Tänzerinnen und Schlüsseln sowie einem einzelnen Schloss durchzogen. Eine Abweichung, die wirklich gut zu der Geschichte passt. Die Farbwahl ist etwas gewöhnungsbedürftig, verleiht dem Buch aber auch etwas Einzigartiges, das es vor anderen Büchern hervorhebt – mich jedenfalls würde es neugierig genug machen, um es in die Hand zu nehmen.

Die Bitte, die die mechanische Puppe Cera an den konservativen Buchhändler Valender richtet, ist ebenso ungewöhnlich wie ihre erste Begegnung, die für Valender in einem Krankenhausaufenthalt gipfelt: Valender soll sich als Privatdetektiv ausgeben, um ihr dabei zu helfen, ihre verschwundene Freundin zu finden.

Wie schon das Cover ist auch der Roman deutlich anders als die Steampunk-Romane, die ich bisher gelesen habe. Es fängt schon damit an, dass die Geschichte zum Teil aus der Sicht eines mechanischen Wesens erzählt wird – aus Ceras Sicht. Cera ist kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern bis zu ihrem mechanischen Herz vollständig künstlich. Ihre Gedankengänge sind jedoch ziemlich menschlich – und wären da nicht die winzigen Zahnräder und der Schlüssel, mit dem sie jeden Tag aufgezogen werden muss, würde sie auch locker als ein Mensch durchgehen.

Die zweite Hauptperson, der Buchhändler Valender, wird von Liv Abigail gleich doppelt in den Fokus gerückt. Sein Teil der Geschichte wird nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch durch Briefe an seine behinderte Schwester Melissa erzählt. Er ist ein Zyniker, jemand, der konservative Literatur verkauft, obwohl ihm selbst Unterhaltungsliteratur lieber ist. Jemand, der seine eigene Magie versteckt und möglichst großen Abstand zu den magisch Begabten und magisch Geschaffenen hält. Seine und Ceras erste Begegnung war Zufall, die zweite bleibt nur dank eines Trotzanfalls länger als ein paar Minuten. Und ich habe keine Ahnung, was ihn dazu bewogen hat, Cera zu helfen. Warum er anfängt sie zu mögen ist allerdings völlig eindeutig: Cera hat mehr Lebensfreude als so mancher „echter“ Mensch – und damit reißt sie Valender langsam aber sicher aus seiner Griesgrämigkeit.

Und während die beiden Protagonisten Hinweise sammeln und Spuren nachgehen wird der Leser langsam mit Hintergrundinformationen zu ihrer Welt versorgt. Zu der Beschaffenheit der Puppen, den magischen Fähigkeiten, die einige Menschen besitzen und der Seele, die in jedem Menschen und auch einigen Puppen – so auch Cera – steckt.

Die Kriminalgeschichte ist dafür relativ einfach gehalten und der Mörder schnell entlarvt (zumindest für den Leser), auch wenn sich die Beweisbeschaffung etwas schwieriger gestalten. Sie bringt allerdings auch einige amüsante Szenen mit sich. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt aber auf den beiden Hauptpersonen, eigentlich sogar auf Cera. Sie ist es, die den Leser durch die Seiten zieht und schnell deutlich macht, dass eine Persönlichkeit eben mehr ausmacht als nur ihre Hülle. Eine Tatsache, die man als Leser deutlich schneller begreift als so mancher konservative Starrkopf im Buch.

Den Charme des Buches machen zum einen Liv Abigails magisch-mechanische Welt, zum anderen ihre künstliche und doch überaus lebendige Hauptperson aus. Die Frage nach der Seelen eines jeden (Lebe-)Wesen ist damit deutlich wichtiger als die kriminalistischen und romantischen Teile der Geschichte. Cera schafft es eben einfach, Blicke und Gedanken (vermutlich auch von Leser und Autor) auf sich zu ziehen. Ob mir das gefallen hat? Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Für meinen Geschmack war der Plot zu einfach, auch wenn mich Cera und ihre Welt wirklich schnell (und bis zur letzten Seite) in den Bann gezogen haben.

Meiner Meinung nach ist „Schlüsselherz“ damit nicht unbedingt ein Must-Read, allerdings eine nette Geschichte mit ein paar guten Ideen und einer wirklich sympathischen Hauptfigur – wirklich verkehrt liegt man mit Buch damit also nicht.

Hier könnt ihr euch selbst einen ersten Eindruck verschaffen.

Published in: on September 14, 2013 at 9:00 am  Comments (7)  
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Aethermagie von Susanne Gerdom

aethermagie Susanne Gerdom
Aethermagie
Verlag: Ueberreuter
446 Seiten
Hardcover
ISBN-10: 3800056860
ISBN-13: 978-3800056866
16,95 €

Schon das Cover des Buches hat mich neugierig gemacht: Die Zahnräder und Dampfleitungen deuten auf einen Steampunk-Roman hin, das blaue Licht inmitten eines Kreises mit mathematischen Zeichen und lateinischen Sätzen auf Magie und die junge Frau in praktischer Männerkleidung lässt auch einiges an Action vermuten. Für mich Grund genug, in das Buch hineinzulesen.

Katya und Kato, zwei Frauen mit einem Schicksal: Dem Kriegstreiben ein Ende setzen. Und doch sind diese zwei Frauen sehr verschieden: Katya Nagy ist Major der Vierten Abteilung (dem Sicherheitsbureau) und bemüht sich im Dienste ihrer kaiserlichen Majestät und in der des Zeitlosen Orden um den Frieden. Die junge Katya von Mayenburg gerät aufgrund ihrer Gabe, Aetherwesen zu sehen, in den Fokus der Kriegstreiber.

Susanne Gerdom versteht es, den Leser zu verwirren, bevor sie ihn Seite um Seite der Aufklärung ein Stück näher bringt. Schon die Namen der beiden Hauptpersonen auf den verschiedenen Erzählsträngen haben mich des Öfteren überlegen lassen an welcher Stelle ich mich gerade befinde, die Namen Katya und Kato sind sich eben einfach zu ähnlich. Auch was die Ziele des Zeitlosen Orden angeht, tappt man bis zum Ende im Dunklen, es scheinen jedoch durchaus gute Ziele zu sein, wenn eines davon das Ende des Krieges ist. Und auch die unterschiedlichen Figuren sind, abgesehen von Kato und Katya, nicht gerade durchsichtig: Die Motive des Pater Guardianus, dem Führer des Ordens der Unendlichkeit, stehen völlig im Dunklen. Herr Tiez, der Besitzer eines örtlichen Kuriositätengeschäfts, wirkt auf den ersten Blick wie ein netter älterer Herr, ein Herr, der ziemlich schnell meine Sympathie gewonnen hat. Sein Haus birgt allerdings so manches Geheimnis unter dem Zeichen der Lemniskate (dem Symbol für die Unendlichkeit). Und im weiteren Verlauf zeigt sich, dass nicht nur sein Laden einige Geheimnisse birgt, sondern auch er weit tiefer in die Geschichte verstrickt ist als man zu Beginn ahnt – auf welche Art und Weise bleibt allerdings bis zum Ende des Buches unklar.

„Aethermagie“ ist kein klassischer Steampunk-Roman. Die Geschichte spielt nicht im britischen Hoheitsgebiet, sondern im kaiserlichen Reich. Es sind nicht Dampf oder Elektrizität, die die Geräte und Maschinen antreiben, sondern Aether. „Angewandte Aetherpysik“ ist es, die den Aether in seine Bahnen lenkt. Für Kato sieht die Welt jedoch anders aus: Sie sieht kleine Wesen im Aether, Aetherwesen, die unter das Joch der Menschen gezwungen werden, um die Maschinen zum Leben zu erwecken. Eines dieser Wesen, das Plasmateufelchen Calander, haust in Katos Schreibtischlampe. Seine Nörgeleien ob der Langeweile in dieser Lampe und seine Bitten an Kato, ihm doch etwas vorzulesen, konnte ich mir wirklich bildhaft vorstellen – und der kleine Kerl ist mir damit ziemlich schnell ans Herz gewachsen.

Menschen wie Kato, die diese Aetherwesen sehen können, sind selten (auch wenn der Leser in „Aethermagie“ auf einige dieser Menschen trifft). Ihre Gabe kann sie in eine Irrenanstalt bringen – und was dort geschieht, kann man nur vermuten (oder fürchten). Im Auftrag von Major Nagy wird Kommissar Jewgenij in die Irrenanstalt am Brünnlfeld eingeschleust – als Insasse. Dieser Strang der Geschichte bringt einiges ans Licht, verändert Jewgenij jedoch völlig.

Es ist eine faszinierende Welt und ein faszinierender Plot, die Susanne Gerdom in „Aethermagie“ einführt. Die Spannung kommt größtenteils durch die Unwissenheit der Hauptfiguren und des Lesers sowie der langsamen Aufklärung zustande. Es gibt allerdings auch einige Stellen, bei denen man um liebgewonnene Figuren bangen muss. Zum Ende hin kommt es dann auch zum Einsatz von Waffengewalt und geballter Aethermagie. Mit der letzten Seite des Buches hat der Leser zumindest eine guten Überblick über die einzelnen Fronten und einen detaillierten Einblick in Katos und Katyas Welt sowie die der Aetherwesen bekommen. Es sind jedoch längst nicht alle offenen Fragen geklärt. Die Wichtigste, die dem Leser mit dem Ende auf der Zunge brennt, ist allerdings wohl diese: Wann geht es mit dieser Geschichte weiter?

Reinlesen könnt ihr hier.

Published in: on März 20, 2013 at 12:30 pm  Comments (5)  
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Books & Braun – Das Zeichen des Phönix von Pip Ballantine und Tee Morris

„Das Zeichen des Phönix“ ist der erste Band um die Agentin Eliza D. Braun und den Archivar Wellington Books. Der zweite Band der Reihe, „Die Janus-Affäre“ erscheint im Dezember diesen Jahres.

Pip Ballantine und Tee Morris
Books & Braun – Das Zeichen des Phönix
Verlag: Egmont Lyx
508 Seiten
ISBN-10: 3802586433
ISBN-13: 978-3802586439
9,99 €

Das Cover zeigt einen Mann und eine Frau, Rücken an Rücken vor einem riesigen Zahnrad – der eindeutige Hinweis, dass es sich bei „Books & Braun“ um einen Steampunk-Roman handelt. Der im Hintergrund zu erkennende Kirchturm, dem man als London-Besucher leicht als Big Ben identifizieren kann, legt nahe, dass dieser in London spielt. Soweit passt alles, einzig allein die weibliche Figur auf dem Cover passt so gar nicht zu dem Bild, dass ich mir von Eliza D. Braun gemacht habe, hier fehlen eindeutig die unverkennbaren Accessoires.

Nach einem weiteren explosiven Einsatz, bei der die Agentin Eliza D. Braun den Archivar Wellington Books im Auftrag ihrer Majestät aus der Gefangenschaft befreit, wird sie aufgrund des erneuten, hohen und von ihren Auftraggebern ungewollten Kollateralschaden strafversetzt – in Wellingtons Archiv. Nicht gerade Elizas Traumjob, bis sie im Archiv auf einen Raum voller „ungelöster“ Fälle stößt. Einer dieser Fälle weckt Elizas Aufmerksamkeit – ist ihr vorheriger Partner doch über diesen Fall einer Geisteskrankheit verfallen. Sie beschließt, an der Seite ihres neuen Partners die Ermittlungen fortzuführen – mit oder ohne seine Zustimmung.

Explosiver als „Das Zeichen des Phönix“ kann ein Roman wohl nicht starten. Und während der ersten Seiten blieb mir bei dem doch recht ungewöhnlichen Kennen lernen der zwei Agenten nicht viel Zeit zu verschnaufen. Ein Zustand, der mit Wellingtons Bemerkung „Mein Gott Frau. Sie sind ein Idiot.“ schlagartig beendet wird. Hier haben die zwei Autoren ihr Pulver (im wahrsten Sinne des Wortes) wohl schon zu Beginn verschossen. Die im weiteren Verlauf der Geschichte vorkommenden Explosionen, Verfolgungsjagden und Streitgefechte sind gut, aber bei weitem nicht so gut wie die auf den ersten Seiten.

Die beiden Helden sind auf den ersten Blick völlig verschieden. Eine aus den Kolonien stammende Agentin, die während eines Einsatzes zwar auf Verstärkung, nicht aber auf die richtige Menge an Dynamit verzichten kann, und ein britischer Archivar aus Leidenschaft. Die eine völlig zwanglos, was Konventionen angeht, den Bruch sogar geradezu genießt, der andere penibel auf eben diese Konventionen bedacht. Streitgespräche und gegenseitige Provokation, wie z.B. Elizas „liebevolle“ Verkürzung von Wellingtons Name zu „Welly“, sind hier vorprogrammiert und sorgen immer wieder für ein Schmunzeln. Erst einmal zusammengerauft sind die beiden als Team jedoch unschlagbar.

Neben den heftigen Explosionen und den Streitgesprächen, die für einen steten Lesefluss sorgen, ist mir der Plot allerdings ein wenig zu einfach geraten – und das, obwohl gleichzeitig neue Handlungsstränge aufgebaut, werden ohne die Hintergründe konkreter zu beleuchten. Was ich von Ministeriumsleiter Dr. Sound oder Elizas Agentenkollegen Bruce halten soll, ist mir immer noch nicht wirklich klar – hier gibt es noch einige offene Fragen. Andere Figuren, wie die „Hilfreichen Sieben des Ministerium“, eine Kinderbande, die Eliza tatkräftig unterstützt und ihr Hausmädchen Alice, das Eliza mit mechanischen Beinen ausgestattet hat, runden die Geschichte auf eine liebenswerte Art und Weise ab, sind allerdings für den weiteren Verlauf der Geschichte ohne jegliche Relevanz.

Meiner Meinung nach hätten Pip Ballantine und Tee Morris den eigentlichen Plot etwas mehr ausarbeiten können und dafür die vielen kleinen (meistens netten) Details etwas kürzen können. Sie haben eine faszinierende Welt mit faszinierenden Figuren erschaffen, sich aber vermutlich hin und wieder auch in eben dieser Welt verloren – und dabei die eigentliche Geschichte kurzzeitig vergessen.

Einen weiteren Blick in ihre Welt würde ich vermutlich schon wagen, dann allerdings mit der Hoffnung auf ein Weiterführen der über Dr. Sound und Bruce angedeuteten neuen Handlungsstränge und mit einem etwas raffinierten Plot. Gegen ein Wiedersehen mit Welly, Eliza oder den „Hilfreichen Sieben des Ministerium“ unter diesen Prämissen hätte ich auf jeden Fall nichts einzuwenden.

Die erste von Elizas Explosionen findet ihr übrigens hier.

Published in: on September 13, 2012 at 6:00 am  Kommentar verfassen  
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Mission Clockwork – Gefahr für das britische Empire von Arthur Slade

Arthur Slade
Mission Clockwork – Gefahr für das britische Empire
Verlag: Thienemann
350 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3522201310
ISBN-13: 978-3522201315
14,95 €

Das Cover zeigt ein Uhrwerk, durch das man einen Blick auf eine verhüllte Gestalt – ich vermute Modo – vor der Silhouette von London erkennen kann. Ein Cover, das definitiv zur Geschichte passt.

Seit ihn Mr. Socrates als einjähriges Kind zwei Schaustellern, die ihn als Teil ihrer Ausstellung benutzt haben, abgekauft hat, befindet sich Modo in der Ausbildung: Er lernt lesen, schreiben, Kampfkünste und seinen Kopf zu gebrauchen – all dies ohne je mit anderen Menschen als seinen Lehrern Kontakt zu haben. Denn Modo ist missgestaltet und einfach schrecklich anzusehen – seine Gabe, jedermanns Gestalt anzunehmen, macht ihn jedoch äußerst nützlich.

Als Agent in Mr. Socrates Dienst soll er helfen, eine Verschwörung gegen die Königin, das Verschwinden wichtiger Adeliger und auch das einiger Waisenkinder aufdecken. Ihm zur Seite steht die wunderschöne Octavia, eine weitere von Mr. Socrates Agentinen. Nun muss Modo nicht nur seine Tatkraft beweisen sondern auch seine wahre Gestalt vor Octavia verbergen…

Arthur Slade wechselt in seiner Geschichte häufig die Perspektive. Zu Beginn schauen wir Mr. Socrates bei der Untersuchung und schließlich dem Kauf von Modo über die Schulter, später Modo bei seiner Ausbildung. Auch die Entwicklung des Bösewichts kann man als Leser detailliert verfolgen. – Aber das sind nicht die einzigen Personen, denen man beim Lesen folgt. Trotz – oder gerade wegen – des häufigen Perspektivenwechsels bleibt es spannend. Man bekommt jeweils nur Stückchen des Gesamtgeschehens geliefert und muss sich einiges selber zusammenreimen – oder darauf warten, dass Modo und Octavia es tun.

Arthur Slade liefert jedoch nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch eine wirklich sympathische Hauptperson. Das kleine misshandelte Kind, das nach seiner Rettung voller Bewunderung zu Mr. Socrates aufschaut, entwickelt in seiner Mission seine eigene Meinung – und steht dafür ein. Es ist schade, dass ihm sein Äußeres so zu schaffen macht und er sogar – oder gerade – Octavia seine wahre Gestalt nicht zeigen möchte – aber verstehen kann man es.

Es ist leicht, den Bösewicht der Geschichte, Mr. Hayde zu hassen, aber letztendlich ist auch er nur ein kleines Rad im Getriebe – machen sich doch andere seine abnormale Genialität zu Nutze.

Mit dem Ende des Buches ist die erste Mission von Octavia und Modo beendet und auch das Buch abgeschlossen, nicht jedoch ihre Arbeit als Agenten und auch nicht die Reihe „Míssion Clockwork“. Im Februar 2012 widmen sich die beiden ihrer nächsten Mission – und ich werde schauen, dass ich ihnen auch dort über die Schultern schauen kann.

Neugierig geworden? Hier könnt ihr einen Blick ins Buch werfen.

Published in: on September 3, 2011 at 8:00 am  Kommentar verfassen  
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