Ein Tag im Piper Verlag oder Wie ein Buch entsteht

Mein Wochenende war fantastisch. Beim Piper Fantasy Treffen in München hatte ich – zusammen mit einigen anderen ausgewählten Personen – die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulisse des Verlags zu werfen. Eine Kulisse, die schon auf dem ersten Blick ziemlich eindrucksvoll wirkt, hat der Piper Verlag doch seinen Sitz in einer 1880 von Architekten August Thiersch erbauten Villa.

piperverlag_georgenstraße

In dem ehemaligen Büro des Verlagsgründers Reinhard Piper hatten wir dann die Gelegenheit, die Mitarbeiter rund um die Fantastik persönlich kennen zu lernen und löchern zu dürfen. Und so weiß ich jetzt ziemlich genau, wie aus einem Manuskript ein Buch wird – auch wenn natürlich nicht jedes Schreibwerk diesen Schritt schafft.

Drei Lektoren sind tagtäglich auf der Suche nach neuen Lesestoff für Piper Fantasy und IVI; eine Suche, bei der sie nicht nur auf die Angebote von verschiedenen Agenturen oder Autoren zurückgreifen, sondern auch die Weiten des Netzes durchforsten. Indieautoren sind dabei ebenso interessant wie die zahlreichen Bewertungen von fremdsprachiger Literatur, unter anderem auch auf Goodreads. Auch Aktionen wie der von wattpad und dem Piper Verlag gestartete #erzählesuns können neue Autoren in den Verlag spülen. Tatsächlich lesen die Lektoren sogar die unangefordert eingesandten Manuskripte – bisher hat es allerdings nur eines davon in das Programm des Verlags geschafft.

Ein Großteil der Manuskripte lesen die Lektoren in ihrer Freizeit, die Liebe zum Buch und zur Fantastik sollte für den Job also durchaus vorhanden sein. Dafür wird man aber auch mit einem wirklich fantastischen Büro belohnt. Welche Leseratte würde nicht davon träumen?

piperverlag_lektorat

Gefällt ein Manuskript einem der Lektoren, lesen es alle und entscheiden anschließend gemeinsam, ob das Buch veröffentlicht werden kann. Man steigt in die Verhandlungen ein und mit etwas Glück (oder viel Geld ;-)) hat der Verlag dann die Rechte am Buch.

Weiter geht es mit Autoren- und Buchbetreuung von A-Z. Eine Aufgabe, die mit deutschen Autoren natürlich deutlich einfacher ist als mit fremdsprachigen. Man spart sich nicht nur die Übersetzung, sondern hat auch deutlich leichteren Zugriff auf den Autor. Das Manuskript wird lektoriert und korrigiert, anschließend muss ein Cover für das Buch gefunden werden. Dafür gibt es im Piper Verlag tatsächlich ein zweiseitiges Formular, das mit ein paar Bildvorschlägen ausgefüllt an eine Grafikagentur geht. Und nicht immer kommt das zurück, was sich der Lektor wünscht.

Ist das Buch erst einmal im Satz, kommen Presse und Marketing zum Einsatz. Das Buchprogramm muss erstellt und präsentiert werden; Online- und Printkampagnen ins Leben gerufen werden; Redaktionen, Blogger und Buchhandel informiert werden. Dadurch, dass der fantastische Bereich im Feuilleton eher ein Schattendasein fristet, spielen wir Blogger und Leser hier tatsächlich eine recht große Rolle. Messen, Lesereisen und der Autor selbst machen das Buch noch bekannter, ebenso wie Merchandiseprodukte und Events wie dieses hier (das mit dem Blick hinter die Kulissen noch lange nicht vorbei war – mehr dazu folgt in Kürze).

Letztendlich sorgt aber der Leser dafür, dass ein Buch wirklich erfolgreich wird – durchs Kaufen, Lesen und Weiterempfehlen. Und damit sind wir doch alle zumindest einer kleiner Teil des großen Buchsystems.

Published in: on Februar 2, 2015 at 12:30 pm  Comments (4)  
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4 KommentareHinterlasse einen Kommentar

  1. […] zum zweiten Teil meines Berichtes über den Besuch von Piper Fantasy in München. Auch wenn der Verlagsbesuch als solches schon alle meine Erwartungen erfüllt hatte, war der Tag […]

  2. […] Fantastica nimmt uns mit auf den Weg wie ein Buch entsteht und berichtet auch von ihrem Tag beim Piper Verlag sowie über Vorablesung von “Der Triumph […]

  3. Was für ein toller Bericht! Ich freue mich für dich, dass du die Chance dazu hattest. Beim Piper Verlag würde ich auch gerne mal vorbei schauen. 🙂

    Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!

    Sabrina

  4. […] Ihr wolltet schon immer mal wissen, wie es in einem Verlag hinter den Kulissen zugeht? Bei Biblio fantastica gibt es einen Bericht über den Piper Verlag. […]


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